Nach chinesischen Militärmanövern US-Kriegsschiffe durchqueren Taiwanstraße

China ließ mit Militärmanövern rings um Taiwan die Muskeln spielen. Nun fahren erstmals wieder US-Kriegsschiffe durch die Meerenge zwischen dem Festland und der Insel. Peking ist alarmiert.
USS Antietam (2016): China beobachtet US-Schiffe genau

USS Antietam (2016): China beobachtet US-Schiffe genau

Foto: Marcus L. Stanley/U.S. Navy/ REUTERS

Inmitten der anhaltenden Spannungen um Taiwan haben zwei US-Kriegsschiffe am Sonntag die Taiwanstraße durchquert.

Die US-Marine erklärte, die Kreuzer USS »Antietam« und USS »Chancellorsville« hätten am Sonntag im Einklang mit dem Völkerrecht eine »routinemäßige Durchfahrt durch die Taiwanstraße« durchgeführt. Damit sei »das Engagement der Vereinigten Staaten für einen freien und offenen Indopazifik unterstrichen« worden.

Es war das erste Mal nach tagelangen chinesischen Militärmanövern von historisch beispiellosem Ausmaß in den Gewässern rings um Taiwan, dass US-Kriegsschiffe durch die Meerenge zwischen Festlandchina und der Insel fuhren.

Das chinesische Militär erklärte, es überwache die Schiffe der US-Marine, halte sich in höchster Alarmbereitschaft und sei bereit, jede Provokation abzuwehren.

Immer wieder Streit um die Meerenge

Die Beziehungen zwischen Peking und Taipeh aber auch zwischen Peking und Washington hatten sich nach einem Taiwanbesuch der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi Anfang des Monats weiter angespannt. Chinas Armee hatte nach dem Besuch seine bisher größten Militärmanöver in den Gewässern rund um die Insel abgehalten und dabei auch Raketen abgeschossen. Auch Taiwan hielt Übungen ab und präsentierte neue Kampfjets.

Kriegsschiffe der USA und ihrer Verbündeten halten seit Jahren regelmäßig Übungen in der Meerenge ab, was oft wütende Reaktionen in Peking zur Folge hat. China sieht Taiwan und die umliegenden Gewässer als sein Hoheitsgebiet an. Die USA und viele andere Länder betrachten die Route dagegen als internationale Gewässer, die allen offenstehen.

Nach dem Sieg der Kommunisten im chinesischen Bürgerkrieg war es 1949 zur Spaltung zwischen China und Taiwan gekommen. Peking betrachtet die Insel bis heute als abtrünniges Gebiet, das es wieder mit dem Festland vereinigen will – notfalls mit militärischer Gewalt. Hingegen versteht sich Taiwan längst als unabhängig. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Befürchtungen wachsen lassen, Peking könnte im Umgang mit Taiwan auf ein ähnliches Vorgehen setzen.

ptz/AFP/Reuters
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