Seit Machtübernahme der Taliban Mehr als hundert Sicherheitskräfte sollen in Afghanistan getötet worden sein

Talibankämpfer in Jalalabad (Archivbild)
Foto: WAKIL KOHSAR / AFPMehr als 100 ehemalige afghanische Sicherheitskräfte sind nach Angaben der Vereinten Nationen seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan getötet worden. In den meisten Fällen seien die Taten von der radikalislamischen Gruppe verübt worden, sagte die Vize-Uno-Menschenrechtskommissarin, Nada Al-Nashif, in Genf.
Auch seien mindestens acht afghanische Aktivisten und zwei Journalisten sowie mindestens 50 mutmaßliche Mitglieder eines Ablegers der mit den Taliban rivalisierenden IS-Miliz umgebracht worden. Darüber hinaus rekrutierten die Taliban Kindersoldaten und sie unterdrückten Frauen. Die Sicherheitslage von Richtern, Staatsanwälten und Anwälten, insbesondere von Frauen im Justizwesen, sei alarmierend.
»Leichen öffentlich zur Schau gestellt«
»In mehreren Fällen wurden die Leichen öffentlich zur Schau gestellt. Dies hat die Angst in dieser großen Bevölkerungsgruppe noch verstärkt«, sagte Al-Nashif.
Auch der Gesandte der ehemaligen afghanischen Regierung, der von den Vereinten Nationen immer noch als Uno-Botschafter seines Landes anerkannt wird, zeichnete vor dem Menschenrechtsrat ein drastisches Bild der Lage.
Nasir Ahmed Andischa warf den Taliban zahlreiche Menschenrechtsverstöße, gezielte Tötungen und Verschleppungen vor. Die Islamisten begingen völlig ungestraft eine ganze Reihe von Misshandlungen, die in vielen Fällen nicht gemeldet und nicht dokumentiert würden. Seit der militärischen Übernahme Kabuls im August würden die Errungenschaften der vergangenen zwei Jahrzehnte vollkommen umgekehrt.
Die Taliban waren im August rund 20 Jahre nach dem Einmarsch der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan wieder an die Macht gekommen . Die Islamisten bemühen sich seitdem um die internationale Anerkennung ihrer Regierung sowie um humanitäre Hilfe, um eine Hungerkatastrophe in dem von ausländischen Entwicklungsgeldern abhängigen Land zu verhindern.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, mehr als hundert Ortskräfte seien in Afghanistan getötet worden. Tatsächlich handelt es sich um Sicherheitskräfte. Dazu zählen unter anderem Ex-Polizisten, Geheimdienstler und Soldaten.