Ermittler vermuten ein »Millionengeschäft« Tausende schwangere Russinnen reisen nach Argentinien

Flughafen von Buenos Aires: »Irgendwas ist komisch, wenn Schwangere in der 34. Woche kommen«
Foto: Agustin Marcarian / REUTERSNach der Einreise von Tausenden schwangeren Russinnen nach Argentinien haben die Behörden Ermittlungen eingeleitet. Geprüft werde, ob ein kriminelles Netzwerk hinter dem Geburtstourismus in das südamerikanische Land stecke, berichtete die Zeitung »La Nación« am Samstag unter Berufung auf Sicherheitskreise. Bei Hausdurchsuchungen im eleganten Stadtteil Puerto Madero in Buenos Aires wurden demnach Computer, Mobiltelefone, Einreisedokumente und Bargeld sichergestellt.
Rund 10.500 Schwangere kamen demnach im vergangenen Jahr aus Russland nach Argentinien, etwa 5800 von ihnen waren im letzten Drittel der Schwangerschaft. In Argentinien geborene Kinder erhalten automatisch die argentinische Staatsbürgerschaft, argentinische Medien vermuten, das sei der wahre Grund für die Einreise. Als Eltern eines argentinischen Kindes können die Paare aus Russland ebenfalls recht einfach die Staatsangehörigkeit beantragen. Ein argentinischer Pass gilt als attraktiv: Argentinische Staatsbürger können ohne Visum in mehr als 160 Länder reisen. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist die Einreise für russische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in andere Länder, etwa in der EU, schwieriger geworden.
»Es gibt Ermittlungen, wer hinter diesen Banden steckt, die Männer und Frauen hierherbringen. Das ist ein Millionengeschäft«, sagte die Leiterin der argentinischen Einwanderungsbehörde, Florencia Carignano.
Website bietet »Erste Klasse«-Paket zur Einreise ab 15.000 Dollar an
Allein am vergangenen Donnerstag kamen 33 schwangere Russinnen im selben Flugzeug nach Buenos Aires. Am Freitag waren dem Bericht von »La Nación« zufolge 83 Frauen aus Russland in Buenos Aires gelandet, 16 der Passagierinnen waren schwanger. »Irgendwas ist komisch, wenn Schwangere in der 34. Woche kommen. Deshalb vermuten wir, dass sie nicht nur Urlaub machen wollen«, sagte Carignano. Zwar sei es Ausländerinnen nicht untersagt, für die Geburt ihres Kindes nach Argentinien zu kommen, erklärte sie. Allerdings bräuchten sie dafür ein spezielles Visum.
Die BBC hat nach eigenen Angaben eine russischsprachige Website entdeckt , die entsprechende Pakete anbietet. Sie beinhalten mitunter Spanischunterricht, die Abholung vom Flughafen und Preisnachlässe für »die besten Krankenhäuser in der argentinischen Hauptstadt«. Die Preise beginnen bei 5000 Dollar, können aber auch 15.000 Dollar und mehr für ein »Erste Klasse«-Paket betragen. Auf der Website heiße es, das Unternehmen sei »zu 100 Prozent argentinisch«.