Bürgerkrieg in Äthiopien Menschenrechtsaktivisten berichten über neue Gräueltaten gegen Zivilisten

Mit der Regierung verbündete Milizen sollen Menschenrechtsgruppen zufolge für Massaker, Masseninhaftierungen und Vertreibungen in Tigray verantwortlich sein. Amnesty International fordert die Uno zum Handeln auf.
Mitglieder der Amhara-Miliz in Tigray

Mitglieder der Amhara-Miliz in Tigray

Foto: Solan Kolli / AFP

Amnesty International (AI) und Human Rights Watch (HRW) haben schwere Gräueltaten gegen Zivilisten im Westen der äthiopischen Konfliktregion Tigray aufgelistet. Die Menschenrechtsorganisationen berichteten in einer gemeinsamen Erklärung von Masseninhaftierungen, Massakern und Vertreibungen von Zivilisten. Für die jüngsten Gewalttaten machten sie bewaffnete Gruppen aus der Amhara-Region verantwortlich, die als Verbündete der Regierung in der Hauptstadt Addis Abeba gelten.

Der Konflikt zwischen der Zentralregierung um Premier und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed (lesen Sie hier mehr ) und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), der vor etwa einem Jahr begann, hat sich mittlerweile von Tigray auf weitere Landesteile ausgeweitet. Allen Konfliktparteien werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Seit Anfang November hätten Polizeikräfte und Milizen aus Amhara systematisch Zivilisten in Tigray zusammengetrieben, heißt es in dem Bericht weiter. Dabei wurden den Angaben zufolge Familien getrennt – Erwachsene und Minderjährige ab 15 Jahren seien festgenommen, Frauen, jüngere Kinder sowie kranke und ältere Menschen aus dem Gebiet vertrieben worden. Die Organisationen forderten die Freilassung von willkürlich Inhaftierten sowie ungehinderten Zugang für Hilfsorganisationen in den Westen der Region.

»Angesichts des Ausmaßes der anhaltenden Übergriffe sollte der Uno-Menschenrechtsrat dringend einen unabhängigen internationalen Mechanismus zur Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen im Tigray-Konflikt – einschließlich schwerer Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht – einrichten«, forderte Franziska Ulm-Düsterhöft, die Afrikabeauftragte von Amnesty International. Die Verantwortlichen müssten ermittelt und Beweise gesichert werden, um sie zur Verantwortung ziehen zu können.

Beide Organisationen hatten für ihren Bericht Satellitenbilder ausgewertet sowie 31 Personen telefonisch interviewt. Unter ihnen waren 25 Zeugen und Überlebende sowie Angehörige von Inhaftierten und Vertriebenen.

als/dpa/AFP
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