Zentralafrikanischer Krisenstaat Diktatorensohn als Interimspräsident im Tschad vereidigt

Die Militärjunta im Tschad kämpft infolge der weltweiten Weizenkrise mit einer schweren Hungersnot. General Itno tritt derweil unbeirrt das Erbe seines Vaters an – und lässt sich zum Übergangspräsidenten wählen.
Mahamat Idriss Déby Itno

Mahamat Idriss Déby Itno

Foto: DENIS SASSOU GUEIPEUR / AFP

General Mahamat Idriss Déby Itno ist als Übergangspräsident im zentralafrikanischen Tschad vereidigt worden. Bei der Zeremonie vor dem Obersten Gerichtshof in der Hauptstadt N'Djamena am Montag wurde seine Amtszeit auf zwei Jahre festgelegt.

Damit verlängert sich die Übergangsphase im Tschad um weitere 24 Monate, wie der »Nationale Dialog« am Samstag beschlossen hatte. Dieser löst sich mit dem Amtsantritt des neuen Übergangspräsidenten auf, ebenso wie der Militärrat, der das Land seit April 2021 geführt hatte.

Der erdölreiche, aber von Armut geprägte Tschad mit knapp 17 Millionen Einwohnern wird seit dem Tod von Langzeitherrscher Idriss Déby Itno, dem Vater des nun vereidigten Präsidenten, von einer Übergangsregierung geleitet. Idriss Déby Itno wurde nach offiziellen Angaben im April 2021 bei schweren Zusammenstößen mit der FACT-Rebellenbewegung im Norden des Landes getötet. Débys Sohn Mahamat wurde zunächst als Präsident des Militärrats eingesetzt und nahm umgehend Dutzende Rebellen fest.

Der Friedens- und Sicherheitsrat der Afrikanischen Union hatte bereits bei seiner letzten Sitzung Ende September die Militärregierung ermahnt, die eigentlich vereinbarte Übergangsphase von 18 Monaten nicht zu verlängern. Außerdem forderte die AU, dass sich Idriss Déby Itno sowie alle weiteren Mitglieder des Militärrats bei kommenden Wahlen nicht aufstellen lassen.

Mahamat Idriss Déby Itno hingegen versprach freie und faire Wahlen sowie die Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung, ohne weitere Angaben zu machen.

Die Junta steht vor großen Problemen, unter anderem kann sie ihre Bevölkerung kaum mehr ernähren. Der Hauptgrund: die durch den russischen Überfall auf die Ukraine weltweit ausgelöste Weizenkrise. Im Juni erst hatte Itno den Nahrungsmittelnotstand ausgerufen. 5,5 Millionen Menschen könnten dort laut Uno bald auf humanitäre Hilfe angewiesen sein.

dop/dpa

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