Tod nach Festnahme Tschechische Polizei weist George-Floyd-Vergleich zurück

Jan Hamacek: Der tschechische Innenminister stellte sich hinter die beteiligten Polizisten
Foto: DAVID W CERNY / REUTERSDie gewaltsame Festnahme eines Angehörigen der Roma-Minderheit in Tschechien hat für Empörung gesorgt. Der Mann starb kurz nach dem Polizeieinsatz vom Samstag im nordböhmischen Teplice auf dem Weg ins Krankenhaus. In den sozialen Medien sorgte nun ein Video für Aufsehen , auf dem zu sehen ist, wie ein Polizist den Verdächtigen minutenlang mit dem Knie auf dem Hals zu Boden drückt. Bis Dienstag hatten es mehr als 100.000 Menschen gesehen.Vertreter der Roma-Minderheit fühlten sich an den Tod des Schwarzen George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in den USA erinnert. Die tschechische Polizei sieht sich nicht verantwortlich.
Laut Polizeibericht habe der Mann unter Drogeneinfluss Autos demoliert und »die Polizei musste gegen den aggressiven Mann Zwangsmaßnahmen anwenden«. Das vorläufige Ergebnis der Obduktion habe keinen Zusammenhang zwischen seinem Tod und dem vorangegangenen Polizeieinsatz nachgewiesen. Es seien krankhafte Veränderungen der Herzkranzgefäße festgestellt worden. »Kein tschechischer Floyd«, meinte ein Sprecher. Der tschechische Innenminister Jan Hamacek stellte sich hinter die beteiligten Polizisten. Sie hätten seine volle Unterstützung, schrieb der Sozialdemokrat bei Twitter .
Der Fall hatte ein Schlaglicht auf umstrittene Festnahmemethoden wie den Würgegriff geworfen. »Ein Rom als Floyd heute in Teplice«, meinte der Roma-Experte Michal Mizigar. »Das ist der Höhepunkt der Brutalität«, kommentierte der Aktivist Michal Miko das Video.
In Tschechien leben Schätzungen zufolge 250.000 bis 300.000 Roma. Sie leiden unter Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung. Dabei leben Angehörige der Minderheit seit Jahrhunderten in Mitteleuropa. Der Kurort Teplice (Teplitz) liegt rund 75 Kilometer nordwestlich von Prag und knapp 50 Kilometer südlich von Dresden.
Anmerkung: In einer früheren Version wurde fälschlicherweise der alte Außenminister Tomas Petricek gezeigt.