Streit über Explosionen Tschechien weist 18 russische Botschaftsmitarbeiter aus

Prag wirft Russland militärische Sabotage vor und verweist 18 Diplomaten des Landes. Hintergrund sind Explosionen in einem Munitionslager, bei denen 2014 zwei Menschen starben.
Stadtansicht von Prag (Archivbild)

Stadtansicht von Prag (Archivbild)

Foto: MICHAL CIZEK/ AFP

Tschechien wirft Russland vor, mit seinen Geheimdiensten 2014 in Explosionen in einem Munitionslager verwickelt gewesen zu sein. Als Reaktion weise man 18 russische Botschaftsmitarbeiter aus, die eindeutig als Mitarbeiter der Geheimdienste SWR und GRU identifiziert worden seien, sagte Innenminister Jan Hamacek am Samstag in Prag. Sie müssten innerhalb von 48 Stunden das Land verlassen. Hamacek leitet kommissarisch auch das Außenministerium.

»Tschechien ist ein souveräner Staat und muss auf diese nie dagewesenen Enthüllungen in entsprechender Form reagieren«, betonte Regierungschef Andrej Babis.

In dem Munitionslager in Vrbetice, rund 300 Kilometer südöstlich von Prag, war es im Oktober und Dezember 2014 zu Explosionen gekommen. Bei der ersten Explosion kamen zwei Menschen ums Leben und es entstand enormer Sachschaden. Das Lager wurde von kommerziellen Rüstungsfirmen genutzt. Die Ermittlungen einer Sondereinheit für organisierte Kriminalität dauerten an, hieß es.

Streit unmittelbar vor der Reise

Moskau reagierte prompt. Prag sei sich sehr bewusst, was auf »solche Tricks« folge, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, der Agentur Interfax zufolge. Wladimir Dschabarow vom Föderationsrat sagte: »Die Reaktion sollte verhältnismäßig sein.« Andere Politiker in Moskau äußerten ihr Unverständnis.

Die Ankündigung kommt kurz nach einem heftigen Streit über eine ursprünglich für Montag geplante Moskau-Reise Hamaceks. Der Minister hatte den Besuch am Samstag kurzfristig abgesagt, nachdem sowohl die Opposition als auch der Ministerpräsident das Vorhaben scharf kritisiert hatten. Hamacek wollte in Russland über etwaige Lieferungen des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V verhandeln.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version haben wir das Foto des ehemaligen tschechischen Außenministers Tomas Petricek gezeigt, die abgebildete Person jedoch fälschlicherweise als Innenminister Jan Hamacek bezeichnet. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

mbö/dpa/Reuters
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