Tschetschenische Soldaten in der von Russland belagerten Stadt Bachmut, im ukrainischen Oblast Donezk. Nicht alle tschetschenischen Kampftruppen stehen im russischen Angriffskrieg an der Seite Moskaus. Diese Einheit kämpft im Dienst der Ukraine. Für sie geht es aber um weit mehr.
»Maga«, tschetschenischer Soldat:
»Wir kämpfen nicht nur um des Kämpfens willen. Wir wollen Freiheit und Unabhängigkeit auch für unser Land erreichen.«
Die tschetschenischen Kämpfer, die unter ukrainischem Militärkommando stehen, hoffen, dass ein Sieg der Ukraine eine politische Krise in Russland auslösen wird – und damit auf den Sturz der Gewaltherrschaft in der russischen Teilrepublik Tschetschenien.
»Tor«, tschetschenischer Soldat:
»Die Menschen verstehen mittlerweile, dass wir uns von Russland loslösen müssen. Wir müssen uns so weit wie möglich entrussifizieren. Wir müssen ihre (russische) Sprache, ihr Alphabet, ihre Kultur, alles, was uns mit ihnen verbindet, loswerden.«
Tschetschenien wird von einem brutalen Regime regiert, an dessen Spitze Ramsan Kadyrow steht. Der berüchtigte Gewaltherrscher half dem russischen Präsidenten 2004, den Tschetschenienkrieg zu gewinnen, indem er Aufstände in der muslimisch geprägten Kaukasus-Republik blutig niederschlug.
Kadyrow hat nicht nur als »Putins Bluthund« Berühmtheit erlangt. Er inszeniert sich und seine Anhänger siegessicher, auch in den sozialen Medien. Videos von ihm und seinen Kämpfern werden tausendfach geteilt.
Anfang Oktober gab Kadyrow bekannt, dass er seine Söhne – 14, 15 und 16 Jahre alt – von tschetschenischen Soldaten ausbilden und sie in der Ukraine für die Russen kämpfen lässt. Tage später veröffentlichte Kadyrow dieses Video. Es soll zeigen, wie seine Söhne ihrem Vater drei ukrainische Kriegsgefangene übergeben – das wäre eine Beteiligung Minderjähriger an Kampfhandlungen. Unabhängig überprüfen lassen sich all diese Videos allerdings nicht.
Die ukrainische Gegenseite scherzt oft über »Kadyrows TikTok-Truppe«. Doch sie sind nicht ohne Grund oder nur wegen ihres dschihadistischen Gedankenguts und brutalen Vorgehens gefürchtet. Als Russland Verluste in der Ukraine eingestehen musste und im eigenen Land mobil machte, sagte Kadyrow, Moskau solle den Einsatz einer Atomwaffe mit geringer Sprengkraft in der Ukraine in Betracht ziehen.
Ramsan Kadyrow, Tschetschenen-Führer:
»Wir werden diese Teufel nicht gefangen nehmen, wir werden sie verbrennen. Wir werden nirgendwo Halt machen. Es ist unser Gebiet.«
Im Gegensatz zu Kadyrows Truppen, halten sich die Tschetschenen, die für die Ukraine kämpfen, zurück. Die meisten von ihnen stammen laut eigenen Aussagen aus europäischen Ländern, in die sie während der beiden Tschetschenienkriege in den neunziger Jahren geflüchtet waren.
»Maga«, tschetschenischer Soldat:
»Die Älteren haben Kampferfahrung, sie haben in Tschetschenien gekämpft. Die Jüngeren sind meist die Söhne derer, die damals getötet wurden oder gekämpft haben, aber jetzt zu alt sind, um selbst noch eine Waffe in die Hand zu nehmen.«
Auch wenn sie quasi gegen ihre eigenen Landsleute in den Krieg ziehen – der Siegeswille der Tschetschenen, die in diesem Krieg mitmischen, ist offensichtlich ungebrochen, auf beiden Seiten