Erneute Präsidentschaftskandidatur Erdoğan tritt noch mal an

Erdoğan bei seiner Rede in Izmir
Foto: Murat Cetinmuhurdar / REUTERSIm Juni 2023 wählt die Türkei ein neues Staatsoberhaupt. Der amtierende türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat sich nun offiziell erneut beworben. »Lassen Sie es mich hier sagen. Tayyip Erdoğan ist der Kandidat der Volksallianz«, sagte Erdoğan am Donnerstag bei einer Kundgebung in Izmir mit Blick auf das Bündnis zwischen seiner AKP-Partei und der rechtskonservativen MHP.
Gerüchte, wonach er eine vorgezogene Wahl anstrebe, wies Erdoğan zurück. Die Präsidentschaftswahl werde planmäßig am 24. Juni 2023 stattfinden, sagte er.
Erdoğan hat seit 2003 die Macht in der Türkei inne, zunächst bis 2014 als Ministerpräsident, seither als Präsident des Landes. Seit einer Verfassungsreform 2018 ist er zudem mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet. Die Amtszeit ist seither auf fünf Jahre festgelegt. Würde Erdoğan wiedergewählt, könnte er bis 2028 im Amt bleiben. Er wäre am Ende 74 Jahre alt und hätte die Macht in der Türkei mindestens 25 Jahre lang innegehabt.
Druck auf die Opposition
Welchem Herausforderer Erdoğan gegenüberstehen wird, ist noch unklar. Die oppositionelle CHP-Partei hat ihren Spitzenkandidaten noch nicht nominiert. Erdoğan forderte CHP-Chef Kemal Kılıçdaroğlu in seiner Rede in Izmir auf, Nägeln mit Köpfen zu machen: »Geben Sie entweder Ihren Kandidaten oder Ihre Kandidatur bekannt«, forderte er.
Die Türkei befindet sich derzeit in einer schweren Wirtschaftskrise, die Inflation ist mit 73,5 Prozent so hoch wie seit 1998 nicht mehr, hinzu kommt der Wertverfall der türkischen Lira. Kritiker machen Erdoğans unkonventionelle Wirtschaftspolitik für die Probleme verantwortlich. Die türkische Zentralbank hatte trotz der galoppierenden Inflation im Land den Leitzins zuletzt erneut unverändert gelassen. Erdoğan ist ein erklärter Gegner hoher Zinsen, die nach herrschender Meinung als probates Mittel im Kampf gegen die Teuerung gelten.