Am Tatort in Memphis trauern die Menschen um Tyre Nichols. Der Tod des Schwarzen, der am 7. Januar in Memphis brutal von Polizeibeamten geschlagen wurde, sorgt in den USA weiter für Entrüstung.
Lakeisha Tate, Anwohnerin
»Es zerreißt einem das Herz. Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. Ich habe selbst einen jungen Sohn. Zu wissen, dass diese Tat nur fünf Gehminuten von meinem Haus passiert ist. Das brachte mich zum Weinen. (...) Mein Sohn ist 21. Ich rufe ihn sehr oft an, um zu hören, wie es ihm geht. Ich sage zu ihm: Es geht nicht darum, dass ich dich überprüfen will. Ich will einfach nur wissen, dass du in Sicherheit bist. Ich will nur wissen, dass du es nachts oder am Tage sicher nach Hause schaffst.«
Kay Hill, Anwohnerin
»Ich könnte Frau Nichols sein. Ich könnte eines Tages die Mutter von Tyre sein. Ich habe meinen Sohn gestern im Arm gehalten, als ich das Video sah. Ich will doch nicht meinen Sohn in diese Welt bringen und ihn dann eines Tages durch so etwas verlieren. Es bricht mir das Herz.«
Ein am Samstag von den Behörden veröffentlichtes Video zeigt die Brutalität des Polizeieinsatzes: Fünf Beamte schlugen bei einer Verkehrskontrolle immer wieder auf Nichols ein. Dieser rief wiederholt nach seiner Mutter. Drei Tage später erlag der 29-Jährige seinen Verletzungen in einem Krankenhaus. Die Szenen riefen Erinnerungen an den 2020 bei einer Festnahme getöteten George Floyd hervor.
In mehreren Städten, darunter wie New York und Los Angeles, gingen Tausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße. Die Proteste verliefen anders als 2020 größtenteils friedlich. Auch erneute Forderungen nach einer Reform der Polizeiausbildung wurden laut.
Darin Abston, Anwohner
»Eine richtige Ausbildung ist das A und O. Es ist zu einfach, Polizist zu werden. Diese Männer haben buchstäblich gezeigt, dass sie ihren Stolz nicht kontrollieren können. Ihre Wut. Ihre Emotionen. Und sie sind Menschen in einer staatlichen Uniform. Das sind Menschen, denen wir vertrauen, dass sie uns beschützen.«
Nach einer Zählung der Website Mapping Police Violence starben im vergangenen Jahr landesweit insgesamt rund 1200 Menschen bei Auseinandersetzungen mit der Polizei. Das ist die höchste Zahl seit zehn Jahren.