Diese Aufnahmen – veröffentlicht vom ukrainischen Verteidigungsministerium – sollen einen Militärflugplatz in Tschornobajiwka nahe Cherson zeigen. Der Flugplatz war von russischen Truppen benutzt und nach ihrem Rückzug aus der Region zurückgelassen worden. Ukrainische Soldaten machen Fotos von dem teils zerstörten Gebäude.
Auch die strategisch wichtige Antoniwka-Autobrücke, die über den Dnjepr führt, wurde zerstört zurückgelassen. Im Sommer noch hatten wohl westliche Präzisionswaffen der Ukrainer die Brücke getroffen und den Nachschub der Russen unterbrochen. Am 10. November dann hat die russische Armee die Brücke offenbar endgültig gesprengt. Dann zog sie sich auf die andere Uferseite zurück.
Viele Menschen in Cherson erleben den Rückzug der russischen Truppen aus ihrer Stadt wie eine überraschende Erlösung. Kurz vor Abzug hatten die Russen die Versorgung gekappt – ohne Internet und Strom hatten die Einwohner vom Kriegsverlauf kaum noch etwas mitbekommen, berichtet eine Einwohnerin.
Olga Fedorova, Einwohnerin Cherson
Wir sahen, wie die Flagge von unseren Leuten gehisst wurde. Und wir haben einfach nur geweint. Es war so wunderbar. Wir konnten es nicht glauben; wir können es immer noch nicht glauben, dass unsere ukrainische Armee hier ist. Wir haben die ganze Zeit auf sie gewartet, die ganzen achteinhalb Monate.
Ich bin seit dem ersten Tag der Besetzung hier, und wir haben alles gehört und gesehen: die ersten Schüsse, die ersten Panzer auf der Brücke. Da hatten wir noch Empfang und verfolgten die Nachrichten auf dem Handy. Die ersten Einwohner, die sich in der Nähe der Brücke aufhielten, haben alles mit ihren Handys aufgezeichnet und an unsere Stadt-Gruppe geschickt. Wir sahen alles dort, eine Reihe von Panzern. Und auf der Brücke sahen wir sehr schreckliche, schreckliche Kämpfe.
Viele Menschen waren während der Besetzung aus der der Region geflohen. Von den rund ehemals 280.000 Bewohnern der Stadt sollen rund 80.000 dortgeblieben sein – so auch Fedorova:
Olga Fedorova, Lehrerin
Die ganze Zeit über waren wir wie im Gefängnis. Wir konnten zwar in der Stadt herumlaufen. Aber überall sah man russische Truppen mit Waffen. Man konnte sein Handy nicht mitnehmen, weil sie alles darauf lesen konnten. Sie haben gelesen, was du darauf gespeichert hattest. Sie haben dich einfach geschnappt.
Die russische Armee hat alles gestohlen. Sie haben unsere Busse und unsere Krankenwagen gestohlen - und sogar die Kindereisenbahn im Vergnügungspark, sie haben sogar Spielzeug für Kinder gestohlen. Und jetzt sehen wir unsere Polizei. Polizeiautos mit unseren Leuten, Ukrainer, und wir fühlen uns sicher.
Die ukrainische Regierung wirft der russischen Armee vor, die gesamte Infrastruktur in der Stadt zerstört zu haben. So sei unter anderem ein wichtiges Kraftwerk zerstört worden, das das gesamte rechte Ufer der Region versorgt. Für Russland ist der Rückzug eine herbe Niederlage. Cherson war die einzige Regionalhauptstadt, die Putins Truppen erobert hatten.