Abnutzungskrieg Ukraine wehrt angeblich Sturmangriffe der Kremltruppen ab

Ukrainische Artillerie im Einsatz
Foto: IHOR THACHEV / AFPDie ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben an mehreren Stellen im Osten des Landes russische Sturmangriffe abgewehrt.
Dazu zählte das Dorf Wessela Dolyna bei der Stadt Bachmut im Donbass, wie der ukrainische Generalstab am Sonntag in seinem Abendbericht mitteilte. Der russische Angriff steckt seit Wochen ohne große Fortschritte vor Bachmut fest. Die Angaben der beiden Kriegsparteien lassen sich von unabhängiger Seite zunächst kaum überprüfen.
Nordwestlich der Großstadt Donezk versuchten demnach prorussische Separatisten und russische Truppen, das Dorf Perwomajske anzugreifen. Auch dieser Angriff sei abgewehrt worden, so der Generalstab. In jener Region hatte die Ukraine zuletzt die Kontrolle über den Donezker Vorort Pisky verloren.
Dutzende Orte entlang der mehr als 2000 Kilometer langen Frontlinie seien am Sonntag von russischen Panzern, Rohr- und Raketenartillerie beschossen worden, hieß es weiter aus Kiew. An mehreren Stellen der Front verzeichnete der Generalstab Erkundungsflüge russischer Drohnen.
Auch das Gebiet Riwne im Norden der Ukraine ist nach Behördenangaben am Sonntagabend von Russland mit Raketen angegriffen worden. Im Kreis Sarny sei ein Militärobjekt getroffen worden, teilte Gebietschef Witalij Kowal auf Telegram mit. Auch ein Wohnhaus sei beschädigt worden, sagte Bürgermeister Ruslan Serpeninow. Angaben über mögliche Opfer gab es nicht. Die Informationen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Aktivisten aus dem Nachbarland Belarus brachten den Angriff in Zusammenhang mit dem Start mehrerer russischer Kampfflugzeuge von Flugplätzen in Belarus. Der dortige Machthaber Alexander Lukaschenko stellt den russischen Truppen sein Land als Aufmarschgebiet gegen die Ukraine zur Verfügung.
Im Zentrum der ostukrainischen Großstadt Charkiw schlugen am Sonntagabend zwei Raketen ein, wie Bürgermeister Ihor Terechow mitteilte. Ein Verwaltungsgebäude sei zerstört worden. Auch dort gab es zunächst keine Angaben über Opfer.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat derweil mit den Spitzen von Militär und Sicherheitsapparat über die nächsten Schritte im Krieg gegen Russland beraten. Das teilte das Präsidialamt in Kiew mit. Selenskyj ging auch in seiner abendlichen Videoansprache auf die Sitzung ein. Details nannte er nicht, kündigte jedoch an: »Die Besatzer werden die Folgen spüren, in den weiteren Aktionen unserer Verteidiger.« Kein Angriff auf ukrainische Städte werde unbeantwortet bleiben.
»Saporischschja, Orichiw, Charkiw, Donbass – sie werden für alle eine Antwort bekommen«, sagte Selenskyj. Nach Angaben des Präsidialamtes ging es bei dem Treffen um die Lage an der Front, den Bedarf der Armee und die Koordination mit internationalen Partnern.
»Wir haben keine unserer Städte und keinen einzigen Menschen vergessen und werden sie auch nicht vergessen«, sagte Selenskyj. Er nannte besonders die Bergbau- und Stahlstadt Donezk, die seit 2014 von aus Moskau gesteuerten Separatisten beherrscht wird. »Das stolze und glorreiche ukrainische Donezk wurde von der russischen Besatzung gedemütigt und ausgeraubt«, sagte der Präsident. Die Ukraine werde Donezk, Mariupol und alle Städte des Donbass zurückholen.