Rauchschwaden über Kiew. Am frühen Sonntagmorgen erschütterten Explosionen die Hauptstadt, russische Raketen schlugen in mehreren Vororten ein. Nach Angaben des Bürgermeisters Vitali Klitschko ist mindestens ein Mensch verletzt worden, Todesfälle wurden bislang nicht gemeldet.
Darnyzkji/ Kiew
Thore Schröder, DER SPIEGEL
»Mehrere russische Raketen schlugen hier in der Hauptstadt ein, in zwei verschiedenen Zielen wohl. Eines davon hier, in einem Stadtteil auf der linken Dnepr-Seite, eine Fabrik, in der Panzer repariert werden. Wir waren vor Ort und erlebten dort sehr nervöse Rettungs- und Sicherheitskräfte und sprachen auch mit Anwohnern, die ebenfalls sehr nervös waren, weil sie aus dieser neuen Normalität im Prinzip herausgerissen wurden. «
Es ist der schwerste Angriff seit Wochen. Die Luftangriffe trafen vor allem auf kritische Infrastruktur wie Bahnanlagen. Hier im Vorort Darnyzkji dokumentiert das SPIEGEL-Team eine zerstörte Fabrikhalle.
Erst vor wenigen Tagen hatte das Reporterteam des SPIEGEL diese Aufnahmen gemacht: In Kiew herrschte eine sommerliche Atmosphäre, eine vermeintliche Ruhe.
Thore Schröder, DER SPIEGEL
»In Kiew war zuletzt eine neue Normalität eingekehrt. Die Menschen waren wieder draußen in den Parks, auf den Plätzen, auf den Straßen und auch viele Geschäfte, Restaurants und Cafes hatten wieder geöffnet. 38 Tage hatte es keine russischen Angriffe mehr auf die Hauptstadt gegeben. Doch damit war es heute Morgen um kurz nach sechs jäh vorbei.«
Während die Ukraine vor allem von beschädigter Infrastruktur spricht, meldete das Verteidigungsministerium in Moskau die gezielte Zerstörung von Waffenlieferungen, von frisch aus dem Ausland gelieferten Panzern. Verifizieren ließ sich das vor Ort nicht. Eins wurde an diesem Sonntag aber sehr deutlich:
Thore Schröder, DER SPIEGEL
»Die Raketenangriffe von heute Morgen, also genau 100 und zwei Tage nach dem Beginn des russischen Überfalls, waren eine Erinnerung an die Bürger Kiews, dass der Krieg eben weitergeht. Und zwar auch hier in der Hauptstadt.«