Jahrestag der Befreiung von Butscha »Wir werden niemals verzeihen«

Wolodymyr Selenskyj am Jahrestag bei einer Gedenkveranstaltung
Foto:Jakub Kotian / dpa
Die Ukraine hat den ersten Jahrestag der Befreiung von Butscha begangen. In dem Vorort von Kiew hatten russische Soldaten ein Massaker an ukrainischen Zivilisten angerichtet. Butscha sei »ein Symbol für die Gräueltaten« der russischen Besatzungsarmee, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj in den sozialen Medien. »Wir werden niemals verzeihen. Wir werden jeden Täter bestrafen.«
Mehr als 175 Menschen seien in Massengräbern und Folterkammern gefunden, 9000 russische Kriegsverbrechen gezählt worden. »Seit 365 Tagen ist es wieder eine freie ukrainische Stadt«, sagte Selenskyj. »Wir werden siegen, das ist sicher.« In dem Vorort der Hauptstadt Kiew finden den Tag über Gedenkveranstaltungen statt. Selenskyj besuchte den Ort im Tagesverlauf im Beisein der Regierungschefs aus Kroatien, Slowenien und der Slowakei sowie der Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu.
Die ukrainische Armee hatte die Kleinstädte Butscha und Irpin nordwestlich von Kiew Ende März im vergangenen Jahr zurückerobert, nachdem die russischen Truppen rund einen Monat nach Beginn ihrer Invasion den Versuch aufgegeben hatten, die Hauptstadt einzunehmen. Danach gingen erschütternde Bilder von auf der Straße liegenden Leichen um die Welt.

Ukrainische Zivilisten am 4. März 2022 in Butscha
Foto: Aris Messinis / AFPScholz fordert Ahndung von Kriegsverbrechen
Internationale Ermittler untersuchen seitdem Hinweise auf Kriegsverbrechen in diesen und anderen Orten der Ukraine, aus denen sich russische Truppen zurückgezogen haben. Die russische Besetzung der Stadt dauerte 33 Tage an. Sie kostete nach ukrainischen Angaben mehr als 1400 Menschen das Leben, darunter auch 37 Kindern. Russland weist die Anschuldigungen zurück und spricht von einer Inszenierung des ukrainischen Geheimdienstes.
»Die Gräueltaten von Butscha vor einem Jahr führten der Welt vor Augen, was Putins Krieg bedeutet. Auch mir haben sich die Bilder eingebrannt«, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz am Jahrestag auf Twitter. »Diese Verbrechen dürfen nicht straflos bleiben. Dafür stehen wir geeint hinter der Ukraine. Russland wird nicht siegen!« Scholz wird am Nachmittag per Videobotschaft zur Gedenkveranstaltung zugeschaltet.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erinnerte in einer Videobotschaft unter anderem an junge Männer, denen mit auf den Rücken gefesselten Händen in den Kopf geschossen worden war. »Nicht einmal Frauen und Kinder wurden verschont«, sagte von der Leyen. Die kaltblütigen Hinrichtungen seien Teil eines größeren Plans. Der Kreml wolle die Ukraine, ihre Unabhängigkeit und ihre Demokratie beseitigen.