Einschläge, Explosionen und dichter Rauch: Diese Aufnahmen vom Mittwoch sollen den Beschuss des Asow-Stahlwerks in der belagerten Hafenstadt Mariupol zeigen. Die Lage der eingeschlossenen Verteidiger scheint aussichtslos. Nun hat die ukrainische Führung Russland einen Austausch vorgeschlagen: Die Freilassung der schwerverwundeten Kämpfer aus dem Werk gegen die Übergabe russischer Kriegsgefangener. Noch wurde keine Einigung erzielt.
Russland lehnt einen freien Abzug der Kämpfer bisher ab. Sie sollen die Waffen niederlegen und sich in Gefangenschaft begeben. Nach ukrainischen Angaben sind noch rund 1000 Verteidiger auf dem Werksgelände, die Hälfte von ihnen sei verletzt. Russland spricht von 2500 ukrainischen Kämpfern und ausländischen Söldnern im Stahlwerk.
Ehefrauen der eingeschlossenen Soldaten haben sich am Mittwoch in Rom mit Papst Franziskus getroffen. Sie haben ihn gebeten, sich für die Evakuierung der Kämpfer in ein sicheres Drittland einzusetzen. Nur in diesem Fall würden diese die Waffen niederlegen.
Yuliya Fedosiuk, Ehefrau Asow-Kämpfer:
»Eine Geschichte aus dem Asow-Stahlwerk: Mein Ehemann hat mir vor zwei Tagen geschrieben und mich gebeten, einen Artikel darüber zu finden, wie man möglichst lang ohne Wasser leben kann. Das ist die Situation dort. Sogar technisch nutzbares Wasser gibt es kaum noch. Sie haben kein Essen, kein Wasser, keine Medikamente. Jeden Tag sterben ein oder zwei verwundete Soldaten.«
Der Rest der fast komplett zerstörten Stadt ist mittlerweile in russischer Hand. Die Bewohner versuchen einen improvisieren Alltag zu leben. Einige sind in ihre Häuser zurückgekehrt.
Sergej, Bewohner Mariupols:
»Es gab einen Schuss direkt ins Fenster, etwas oberhalb. Alles ist kaputt: die Wände zwischen den Zimmern, sämtliche Möbel. Nur ein acht Quadratmeter großes Kinderzimmer ist übrig. Ich bin aus dem Schutzraum zurückgekehrt, habe die Tür geöffnet, aber da war keine Wohnung mehr. Es war sehr unheimlich. Sie haben so viel geschossen, es war einfach unheimlich.«
Präsident Wolodymyr Selenskyj präsentierte sich in seiner neuesten Videobotschaft hoffnungsfroh.
Wolodymyr Selenskyj, Präsident Ukraine:
»Ich habe heute mit dem deutschen Kanzler Olaf Scholz gesprochen. Über Verteidigungshilfen für die Ukraine, Kooperationen bei der Energie und neue Sanktionen gegen Russland. Schritt für Schritt tun wir alles dafür, dass der Aggressor selbst von seiner Aggression getroffen wird.«
Zum ersten Mal in der Geschichte habe sein Land wichtige internationale Sicherheitsgarantien zugesprochen bekommen, so der Präsident weiter. Die von Moskau geforderte politische Neutralität der Ukraine nach dem Krieg könne so gesichert werden.