Technopartys gegen den Kriegsschutt Trümmer-Raver

Aufräum-Party: In Jahidne in der Region Tschernihiw nördlich von Kiew trafen sich am Samstag mehr als 100 Freiwillige zu einer besonderen Hilfsaktion: Ein von russischen Invasoren zerstörtes Kulturzentrum soll vom Schutt befreit werden. Als Motivation für die Helfenden liefern DJs den passenden Sound.

Organisiert werden diese sogenannten Aufräum-Raves von der Repair Together initiative. Die im Mai gegründete Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, die von der russischen Besatzung befreiten ukrainischen Gebiete aufzubauen.

Die Idee hinter den Raves: Den Spaß und die Freiheit eines Musikfestivals mit dem Wiederaufbau des Landes, das sie lieben, verbinden. Mehr als 100 Freiwillige kommen zusammen, um Schutt wegzuschaufeln – und zu tanzen.

»Ich mag elektronische Musik und habe früher Partys gefeiert. Aber jetzt ist Krieg und wir wollen helfen, und wir tun es mit Musik«, sagt Tania Burianova, eine der Organisatorinnen des Raves, der Nachrichtenagentur AP, und sprach damit wohl vielen der Teilnehmenden aus der Seele: »Wir vermissen das und wollen zum normalen Leben zurückkehren, aber unser normales Leben ist jetzt die Freiwilligenarbeit«.

Das zerbombte Kulturzentrum liegt am Rande von Jahidne. Fast alle Einwohnerinnen und Einwohner des kleinen Dorfes waren dort eigenen Angaben zufolge während der Besatzung durch die russischen Streitkräfte wochenlang in einem Keller eingeschlossen.
Alexey Furman / Getty Images

Eine der wochenlang im Keller eingeschlossenen Einwohnerinnen ist Nina (nicht im Bild). »Sie haben bereits unsere Fenster, Türen und Eingänge repariert«, sagte die 68-Jährige über die freiwilligen Aufbauhelfenden. »Wir konnten das mit unseren Gehältern und Renten nicht selbst machen. Ich bin dankbar, dass sie uns geholfen haben.«

Zwischendurch gab es Essen und Trinken – und ein paar Sonnenstrahlen zum Auftanken

Gekocht wurde ebenfalls zusammen. Das haben Festival und Freiwilligenarbeit gemeinsam.
Alexey Furman / Getty Images

Pause von der Tanzarbeit

Die meisten Freiwilligen kamen aus dem etwa zwei Stunden entfernten Kiew. Andere kamen aus der westlichen Stadt Lwiw und dem nahe gelegenen Tschernihiw, während einige Freiwillige aus Portugal, den USA und auch aus Deutschland anreisten.

Gespielt wurde alles, was Laune macht

»Dies sind alles junge Menschen, die noch immer eine Leidenschaft für das Leben haben, aber sie fühlen Schmerz und sind sehr traurig und wütend wegen des Krieges«, sagte DJ Oleksandr Buchinskiy: »Aber sie haben das Bedürfnis, an diesem historischen Moment teilzunehmen, den Menschen zu helfen und die Ukraine zu einem besseren Ort zu machen, mit einem Lächeln im Gesicht«.

Die Aufräumarbeiten im Kulturzentrum waren das achte Projekt der Hilfsorganisation, die eigenen Angaben zufolge bereits 15 beschädigte Häuser in dem Dorf reparieren konnte. Die Gruppe plant zudem, ein Baucamp in der nahe gelegenen Stadt Lukaschiwka zu veranstalten, wo sie zwölf Häuser für jene bauen wollen, deren Existenzen zerstört wurden.