»Poetische Gerechtigkeit« Londons Bürgermeister will Oligarchen-Immobilien für ukrainische Geflüchtete öffnen

In Großbritannien gelten strenge Regeln für Geflüchtete aus der Ukraine, zugleich wird London für den laschen Umgang mit Oligarchen kritisiert. Bürgermeister Khan will nun deren Villen für den guten Zweck beschlagnahmen.
Bürgermeister Sadiq Khan will Ukrainer in »goldenen Backsteinen« von Oligarchen unterbringen

Bürgermeister Sadiq Khan will Ukrainer in »goldenen Backsteinen« von Oligarchen unterbringen

Foto: Dominic Lipinski / dpa

London galt vielen russischen Oligarchen als zweite Heimat , gleichzeitig werden in der Ukraine viele Menschen durch die russische Invasion heimatlos. Nun hat sich Londons Bürgermeister Sadiq Khan dafür ausgesprochen, ukrainische Geflüchtete in Immobilien russischer Oligarchen in der britischen Hauptstadt unterzubringen. Ein Großteil der Wohnungen in London stünde ohnehin leer, sagte Khan dem Sender Times Radio.

Der Labour-Politiker geht davon aus, dass viele Immobilien russischer Superreicher eher zur Geldwäsche gekauft wurden, als um darin zu wohnen. Es handle sich nicht um Wohnungen, sondern um »goldene Backsteine«, so Khan weiter. »Ich finde, die Regierung sollte sie beschlagnahmen, und bevor sie verkauft werden, sollten sie dazu verwendet werden, Ukrainer unterzubringen«, sagte er. Das sei eine Art der »poetischen Gerechtigkeit«.

Die britische Regierung hat ihren lange Zeit als lasch kritisierten Umgang mit russischen Oligarchen in den vergangenen Wochen verschärft. Noch in dieser Woche soll ein neues Gesetz in Kraft treten, das es Superreichen aus dem Ausland erschwert, sich beim Kauf von Immobilien und anderen Investitionen in Großbritannien hinter Briefkastenfirmen und Strohmännern zu verstecken.

Auch das Verhängen von Sanktionen gegen einzelne Personen soll erleichtert werden. Für großes Aufsehen hatte in der vergangenen Woche gesorgt, dass London den russischen Milliardär und Inhaber des englischen Fußball-Erstligisten FC Chelsea, Roman Abramowitsch, auf die Sanktionsliste setzte. Erwartet wird, dass nun weitere folgen.

Neues Programm Homes for Ukraine

Bei der Aufnahme von Schutzsuchenden will die britische Regierung nun ebenfalls handeln. Im Rahmen des Programms Homes for Ukraine sollen diejenigen Britinnen und Briten, die Menschen aus der Ukraine für mindestens ein halbes Jahr eine kostenfreie Unterkunft bieten, eine Summe in Höhe von 350 britischen Pfund (knapp 420 Euro) pro Monat erhalten. Das gab die Regierung am Sonntag bekannt.

Das Förderprogramm soll in den kommenden Tagen eingeführt werden. Es soll Bürgern, Wohltätigkeitsorganisationen, Gemeinden und Unternehmen ermöglichen, Geflüchtete aus der Ukraine in Sicherheit zu bringen – auch solche, die keine Verbindungen zu Großbritannien haben. Die britische Regierung reagiert mit dem Programm offensichtlich auf Kritik, sich zu langsam um das Wohl jener Menschen zu kümmern, die sich vor dem Krieg in der Ukraine in Sicherheit gebracht haben. Bisher durfte aus der Ukraine nur einreisen, wer bereits Verwandtschaft in Großbritannien hat.

mrc/dpa
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