Draghi über Putin »Sinnlos, mit ihm zu reden, man verliert nur Zeit«

Mario Draghi: »Der Schrecken des Krieges ist völlig losgelöst von den Worten und Telefonaten«
Foto: Gregorio Borgia / AP POOL / EPAItaliens Ministerpräsident Mario Draghi ist ernüchtert von den diplomatischen Versuchen, Kremlchef Wladimir Putin zu einem Waffenstillstand im Ukrainekrieg zu überzeugen. »Ich fange an zu denken, dass diejenigen recht haben, die sagen: Es ist sinnlos, mit ihm zu reden, man verliert nur Zeit«, sagte der Regierungschef in einem Interview der Tageszeitung »Corriere della Sera«.
Draghi hatte vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine mit Putin telefoniert und auch danach noch einmal. »Wir hatten uns darauf verständigt, uns ein paar Tage später noch mal zu sprechen. Und dann kam der Horror von Butscha«, so Draghi in der Osterausgabe der italienischen Tageszeitung .
Er will die Hoffnung auf einen diplomatischen Ausweg zwar nicht aufgeben und wolle auch Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron weiter unterstützen, der mehrmals und auch lange mit Putin verhandelte. »Aber ich habe den Eindruck, dass der Schrecken des Krieges mit all dem Gemetzel, mit all dem, was den Kindern und Frauen angetan wird, völlig losgelöst ist von den Worten und Telefonaten«, sagte der italienische Regierungschef.
Draghi befürwortet Waffenlieferungen
Bisher sei Putins Ziel nicht Frieden gewesen, »sondern der Versuch, den ukrainischen Widerstand zu vernichten und das Land zu besetzen«, so Draghi weiter. Den ukrainischen Widerstand nannte Draghi »heldenhaft«, Waffenlieferungen an die Ukraine bezeichnete er als »richtig«.
Andere europäische Spitzenpolitiker unterstützten ebenfalls weitere Waffenlieferungen an die Ukraine. So forderte EU-Präsidentin Ursula von der Leyen (CDU) die Mitgliedstaaten der Europäischen Union auf, schnell mehr Waffen zu liefern, wenn sie könnten. Der deutsche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir rief zu einer Ausweitung der Waffenlieferungen auf, um so eine globale Hungerkrise abzuwenden. Russland greife offenbar gezielt landwirtschaftliche Infrastruktur und Lieferketten und zerstöre sie, so der Grünenpolitiker.