Jewgenij Prigoschin, »Wagner«-Chef
»Es ist der 20. Mai 2023. Heute, um 12 Uhr mittags, wurde Bachmut vollständig eingenommen – auch das letzte Gebiet, das Wohnhaus mit dem Namen Samolyot.«
Bachmut ist unter russischer Kontrolle – jedenfalls nach Angaben von Jewgenij Prigoschin, Chef der russischen Söldnergruppe »Wagner«.
Diese Drohnenaufnahmen der ukrainischen Streitkräfte von vergangener Woche zeigen den schweren Beschuss von Gebäuden in der ostukrainischen Stadt. Russlands Kämpfer dürften sich inzwischen zum äußersten westlichen Rand des Gebietes vorgearbeitet haben.
Bachmut hat seit Monaten eine hohe symbolische Bedeutung im russischen Krieg gegen die Ukraine. Doch die angebliche Übernahme durch Russland dürfte für Moskau nur ein kurzer Erfolg sein.
Ed Arnold, Militärexperte
»Die Russen haben seit August alles dort hineingesteckt. Jetzt haben sie gerade so die Stadt eingenommen. Aber wenn man sich das ganze Bild anschaut, ist davon nicht mehr viel übrig. Es ist ein sehr unbedeutender Punkt auf der Karte. Es ging nur darum, dort Kräfte zu binden, damit sie nicht woanders in der Ukraine kämpfen können.«
Die ehemals 70.000 Einwohner zählende Stadt war schon seit 2015 in Russlands Reichweite. Nur 20 Kilometer trennten sie von der Frontlinie im Donbass. Weit mehr als ein Jahr hat Russland nun gebraucht, um die Stadt einzunehmen. Der wirkliche Nutzen dürfte jedoch infrage gestellt werden.
Ed Arnold, Militärexperte
»Von Bachmut ist nichts mehr übrig, es geht um den politischen Sieg, nicht um den militärischen. Die Russen finden sich jetzt in einem Gebiet wieder, in dem sie vielleicht gar nicht lange bleiben können. Die Infrastruktur existiert nicht mehr. Ihre Möglichkeiten, die Stadt zu halten und weiter in den Westen vorzustoßen, sind sehr beschränkt.«
Laut US-Geheimdiensten wurden in der Ukraine seit vergangenem Dezember etwa 100.000 russische Kämpfer getötet oder verwundet. Ein großer Teil davon dürfte auch auf die Kämpfe um Bachmut zurückzuführen sein.
Für Russland und die Söldnergruppe »Wagner« ist die Einnahme von Bachmut in erster Linie ein Propagandasieg – wenngleich zu einem sehr hohen Preis.
Söldnerchef Prigoschin kündigte an, seine »Wagner«-Truppen würden in den nächsten Tagen aus der Stadt abziehen und sie an die regulären russischen Streitkräfte übergeben.