Hohe Opferzahlen befürchtet Selenskyj nennt Lage in Borodjanka »viel schrecklicher« als in Butscha

Allein aus den Trümmern von zwei Wohnhäusern wurden in der ukrainischen Stadt Borodjanka den Angaben zufolge 26 Leichen geborgen. Präsident Selenskyj geht von noch mehr Opfern durch russische Truppen aus.
Zerstörungen in Borodjanka

Zerstörungen in Borodjanka

Foto: Daniel Ceng Shou-Yi / dpa

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Situation in der Stadt Borodjanka nach dem Abzug der russischen Truppen als verheerend bezeichnet. Die Lage dort sei noch »viel schrecklicher« als im vor wenigen Tagen von der ukrainischen Armee zurückeroberten Butscha, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft an seine Landsleute. »Es gibt dort noch mehr Opfer der russischen Besatzer.«

Die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa hatte zuvor den Fund dutzender Leichen in Wohngebieten von Borodjanka gemeldet. »Allein aus den Trümmern von zwei Wohnblöcken wurden 26 Leichen geborgen«, berichtete sie auf Facebook. Wie viele weitere Tote in der nordwestlich von Kiew gelegenen Stadt noch gefunden werden, sei »unmöglich vorherzusagen«.

Wenediktowa warf Russland erneut Kriegsverbrechen vor. Beweise dafür »finden sich auf Schritt und Tritt«, erklärte sie. In Borodjanka gebe es keine militärischen Einrichtungen, »ihr einziges Ziel war die Zivilbevölkerung«.

Die Russen hätten Streubomben und schwere Mehrfach-Raketenwerfer-Systeme eingesetzt, fügte Wenediktowa hinzu. Sie beschuldigte die russischen Streitkräfte, Zivilisten »zu töten, zu foltern und zu schlagen« sowie sexuelle Übergriffe zu begehen. Die ukrainischen Behörden würden in Borodjanka Beweise für Russlands Schuld für örtliche und internationale Gerichte sammeln.

Selenskyj fordert härtere Sanktionen gegen Moskau und Waffen

Kurz nach Bekanntwerden des fünften großen EU-Sanktionspakets gegen Russland forderte Selenskyj noch schärfere Strafmaßnahmen. Die nun verhängten Sanktionen reichten noch nicht aus, um Russland aufzuhalten und den Krieg zu beenden, sagte Selenskyj. »Es braucht mehr Sanktionen. Es braucht härtere Sanktionen.«

Gleichzeitig forderte Selenskyj Waffen für sein Land, »mit denen wir auf dem Schlachtfeld gewinnen können«. Das werde die stärkste Sanktion gegen Russland sein.

Die Streitkräfte seines Landes täten weiterhin alles, um die Offensive der russischen Truppen im Donbass abzuwehren, sagte Selenskyj. Die russischen Einheiten würden in diesem Gebiet aktiver und sammelten neue Kräfte aus Russland. Kiew sähe alles, analysiere jeden Schritt und werde darauf antworten.

als/dpa/AFP
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