Oberhaupt von Tschetschenien Putins »Bluthund« Ramsan Kadyrow will wohl doch nicht zurücktreten

Vor wenigen Tagen gab er bekannt, eine lange Pause einzulegen – nun will er nicht mal den Jahresurlaub nehmen: Tschetschenen-Führer Kadyrow wirft mit seinem Verhalten Fragen auf. Es ist nicht das erste Mal.
Kadyrow (Mitte) bei einer Inspektion der Truppen im Februar: Doch keine Pause

Kadyrow (Mitte) bei einer Inspektion der Truppen im Februar: Doch keine Pause

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Yelena Afonina / TAR-TASS / IMAGO

Putin-Unterstützer und Oberhaupt Tschetscheniens, Ramsan Kadyrow, will sich entgegen einer früheren Ankündigung offenbar doch nicht zurückziehen. Er wolle »dem Gerede ein Ende setzen«, schreibt Kadyrow auf Telegram . Er habe kein Recht, einfach wegzugehen, schreibt er weiter. »Ich kann erst gehen, wenn ich das Volk und den Präsidenten Russlands gefragt habe. Lassen wir also die Diskussion über einen unbefristeten Urlaub für die Zukunft. Im Moment werde ich nicht einmal meinen Jahresurlaub nehmen.«

Kadyrow hatte am Sonntag bekannt gegeben, eine »unbestimmte und lange« Pause von seinem Posten einzulegen. Nun schreibt er, er sei seit 15 Jahren auf seinem Posten und plane, den Rekord der längsten Amtszeit als Oberhaupt einer russischen Region aufzustellen – dieser liege bisher bei 27 Jahren.

Kadyrow ist offiziell Präsident der autonomen Republik Tschetschenien. Er wird oft als »Bluthund« von Präsident Wladimir Putin bezeichnet und half diesem 2004, den Tschetschenienkrieg zu gewinnen. Seit 2007 ist er Oberhaupt der Teilrepublik. Sein Regime und dessen Kämpfer gelten als äußerst brutal, der Kreml duldet das. So soll Kadyrow unter anderem für die Ermordung der Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa von der Organisation Memorial verantwortlich sein. Sie hatte Entführungen und schwere Verbrechen in der Kaukasusrepublik angeprangert. Auch durch eine brutale Kampagne zur Unterdrückung Homosexueller hatte Kadyrow international Schlagzeilen gemacht.

Das Spiel mit dem Rücktritt ist kein neues

Bereits in der Vergangenheit hatte Kadyrow mehrfach seinen Rücktritt angedeutet, diesen aber nie umgesetzt. Seine Beweggründe sind unklar. In der Vergangenheit wurde gemutmaßt, dass er mit einer Rücktrittsdrohung eventuell seine Verhandlungsposition gegenüber Moskau stärken wolle. Das aktuelle Hin und Her könnte aber auch dafür gedacht sein, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Er macht solche Aussagen jedes Mal, wenn er auf sich aufmerksam machen will«, zitiert »Radio Free Europe«  den Vertreter der tschetschenischen Oppositionsbewegung 1ADAT Ibragim Yangulbayev.

Man solle nicht nach »Signalen an den Kreml, Erpressung und so weiter suchen«, sagte Yangulbayev weiter. »Wahrscheinlich hat jemand aus seinem Umfeld Kadyrow einfach mitgeteilt, dass er die Nummer eins unter den altgedienten Gouverneuren ist, und er beschloss, das Video aufzunehmen. Es ist sinnlos, in den Worten eines komplizierten Diktators nach Logik zu suchen.«

Zuvor waren bereits Zweifel aufgekommen, ob Kadyrow seine Ankündigung ernst meine. Im Zuge der russischen Invasion der Ukraine ist er zu einem der Hauptpropagandisten geworden. So behauptete er Anfang März in einem Video, er selbst sei zum Kämpfen in die Ukraine gereist. Außerdem sollen Elitekämpfer aus Tschetschenien nach Angaben Kadyrows auf russischer Seite  in der Ukraine kämpfen. In welcher Zahl ist allerdings unklar.

kko
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