Putins »Bluthund« Kadyrow behauptet, zum Kämpfen in die Ukraine gereist zu sein

In der Ukraine sollen auch tschetschenische Spezialeinheiten für den Kreml kämpfen. Nun meldet sich Machthaber Ramsan Kadyrow mit einem Video aus einem Kommandoraum – angeblich aufgenommen nahe Kiew.
Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow (Mitte, Foto vom 25. Februar 2022)

Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow (Mitte, Foto vom 25. Februar 2022)

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Yelena Afonina / TAR-TASS / IMAGO

Seit Kriegsbeginn befeuert der tschetschenische Republikchef und Putin-Getreue Ramsan Kadyrow im Netz den russischen Angriffskrieg. Auch Elitekämpfer aus Tschetschenien sollen seinen Angaben zufolge auf russischer Seite kämpfen, bestätigt ist das nicht. Nun behauptet Kadyrow, sich selbst in der Ukraine aufzuhalten.

In einem in der Nacht zu Montag auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichten Video teilt er mit, dieses Video sei in Hostomel aufgenommen worden, einem Ort nordwestlich der Hauptstadt Kiew mit einem nahen Flugplatz, der seit Kriegsbeginn umkämpft ist. Auf dem Video, das nicht unabhängig verifiziert werden kann, sind mehrere Männer in militärischer Kleidung mit Waffen und Kadyrow zu sehen, wie sie einen unkenntlich gemachten Plan auf einem Tisch studieren.

»Neulich waren wir etwa 20 Kilometer von Ihnen entfernt, Kiewer Nazis, und jetzt sind wir noch näher, und raten Sie mal, wie nahe wir gekommen sind«, schreibt Kadyrow in einem weiteren Post. Er wendet sich darin auch an den ukrainischen Geheimdienst. Es hatte bereits am Sonntag Meldungen gegeben, dass der tschetschenische Gewaltherrscher in der Ukraine sein könnte.

»Ich werde eine Intrige hinzufügen: Vielleicht sind wir bereits in Kiew und warten nur auf die nötigen Befehle?« Zudem behauptet er, »nicht wenige« Mitarbeiter des ukrainischen Geheimdienstes arbeiteten für Russland.

Truppen auch bei Mariupol?

Weiter droht Kadyrow in dem Telegram-Post der Kiewer Führung und ruft sie auf, die Seite zu wechseln. »Ihr könnt euch eine Minute entspannen, denn ihr müsst uns nicht suchen – wir finden euch«, schreibt der Machthaber der Nordkaukasus-Republik Tschetschenien weiter. »Oh, lange habt ihr nicht mehr. Besser, ihr ergebt euch und stellt euch neben uns, wie ich schon mehrmals vorgeschlagen habe, oder euer Ende steht bevor.«

Kadyrow verkündete zudem, dass sein Vertrauter Adam Delimchanow mit Truppen in der Ukraine sei. Der zeigte sich in einem weiteren Video vor dem Schild des Ortes Bezimenne, der einige Kilometer von der umkämpften Stadt Mariupol entfernt liegt. Überprüfen lässt sich die Echtheit der Aufnahmen nicht. Delimchanow ist Kadyrows wichtigster Vertrauter in Moskau, er hat ein Mandat in der Staatsduma.

Zuvor waren Meldungen aufgetaucht, dass zwei hohe Kommandeure aus Kadyrows innerem Kreis, Magomed Tuschajew und Ansor Bisajew, in der Ukraine bei Gefechten getötet worden waren. Bei Hostomel hatten ukrainische Streitkräfte offenbar eine der tschetschenischen Sondereinheiten vernichtet. Kadyrow hatte das zunächst dementiert, aber später eingeräumt, dass zwei Tschetschenen in der Ukraine getötet worden seien.

Enger Vertrauter Putins

Kadyrow ist offiziell Präsident der autonomen Republik Tschetschenien und gilt als enger Vertrauter Putins. Oft wird er als dessen »Bluthund« bezeichnet.

Mit seiner Hilfe und dank der Unterstützung seines 2004 bei einem Terroranschlag getöteten Vaters Achmad Kadyrow gewann Putin den Tschetschenienkrieg. Die tschetschenischen Kämpfer gelten als kampferprobt und äußerst brutal. Ob und in welcher Truppenstärke sie im Ukrainekrieg mitkämpfen, ist unklar. Kadyrow behauptet auf Telegram, »Tausende« seien im Land. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die Truppe soll angeblich Jagd auf ukrainische Politiker machen. Angeblich soll jeder Kämpfer ein Päckchen Karten mit den wichtigsten Zielpersonen in der Ukraine erhalten haben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach ebenfalls von dieser Liste – und sagte, er selbst sei die Nummer eins darauf.

mrc/dpa
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