Russlands Einmarsch in die Ukraine Was über die militärische Lage bekannt ist

Polizisten und Sicherheitspersonal untersuchen die Überreste einer Granate in Kiew
Foto: Sergei Supinsky / AFPDas russische Militär hat einen Großangriff auf die Ukraine gestartet.
Die Streitkräfte des Kremls haben dabei nach eigenen Angaben die Luftabwehr der Ukraine »komplett unschädlich« gemacht.
Auch die prorussischen Separatisten der selbst ernannten Volksrepubliken haben sich dem Angriff angeschlossen.
Nach Angaben ukrainischer Grenzschützer dringen erste russische Bodentruppen und Panzer ins Land vor. Ein Sprecher des Innenministeriums spricht von bisher mindestens acht Todesopfern.
Moskau gab am Donnerstagmorgen bekannt, die Stützpunkte der ukrainischen Luftwaffe seien mit »präzisionsgelenkter Munition« außer Betrieb gesetzt worden. Die ukrainischen Soldaten hätten keinerlei Widerstand gegen das russische Militär geleistet.
Das ukrainische Militär meldete, im Gebiet Luhansk fünf russische Flugzeuge und einen Hubschrauber abgeschossen zu haben. Moskau wies diese Berichte zurück. Das entspreche nicht den Tatsachen, hieß es. Das Ministerium teilte auch mit, dass es keine Luftschläge gegen ukrainische Städte gebe. »Der Zivilbevölkerung droht nichts.«
Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, teilte mit, Explosionen seien in vielen ukrainischen Städten zu hören gewesen. Russland habe die Infrastruktur des Landes sowie Grenzposten angegriffen. Er rief das Kriegsrecht aus. Das Innenministerium meldete, Raketen seien auf Militärflughäfen, Depots, in mehreren Großstädten sowie in Grenzregionen eingeschlagen. Auch die Hauptstadt sei mit Marschflugkörpern und ballistischen Raketen angegriffen worden, es soll dort erste Opfer geben. Nach Angaben Kiews hat Russland auch militärisches Gerät von der annektierten Krim in das Land transportiert.
Prorussische Separatisten melden Einnahme von zwei Kleinstädten
Die prorussischen Separatisten haben nach eigenen Angaben in der Region Luhansk ein ukrainisches Militärflugzeug abgeschossen. Die Separatisten meldeten außerdem die Einnahme von zwei Kleinstädten. Es handele sich dabei um Stanyzja Luhanska und um Schtschastja in der Region Luhansk.
Die Behörden in Kiew bestätigten, russische Kräfte seien auf das von ukrainischen Regierungstruppen kontrollierte Gebiet vorgedrungen. Auch prorussische Separatisten in Donezk begannen nach eigenen Angaben massive Angriffe auf die ukrainische Armee.
Im Norden der Ukraine an der Grenze zu Belarus rücken russische Einheiten vor. Ukrainische Grenzschützer meldeten, russische Truppen und Panzer würden ins Land vordringen. In Belarus hatte die Konzentration russischer Truppen seit Wochen zugenommen. Belarussische und russische Einheiten hielten zusammen Manöver ab.
Auch aus der Stadt Charkiw nahe der russischen Grenze meldeten Augenzeugen Explosionen. Auch dort sollen russische Truppen in die Ukraine vorgedrungen sein.
Meldungen über Gefechte gab es ebenfalls aus anderen Landesteilen. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters soll in der Hafenstadt Odessa eine Landungsoperation von Einheiten der russischen Schwarzmeerflotte begonnen haben. Das ukrainische Militär dementierte dies allerdings umgehend.
Auch in der Hafenstadt Mariupol sollen russische Einheiten an Land gegangen sein. Berichte über Einschläge gab es auch aus Dnipro, Berdjansk und Kramatorsk, wie die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform meldete.
Die Spitze der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat die russische Militäroperation in der Ukraine scharf verurteilt. »Dieser Angriff auf die Ukraine gefährdet das Leben von Millionen Menschen. Er stellt einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht und gegen Russlands Verpflichtungen dar«, sagten OSZE-Generalsekretärin Helga Schmid und der derzeitige OSZE-Vorsitzende, Polens Außenminister Zbigniew Rau, am Donnerstag. »Wir fordern die sofortige Einstellung aller militärischer Aktivitäten«.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am frühen Morgen in einer Fernsehansprache den Beginn der Militäroperation gegen die Ukraine bekannt gegeben. Er berief sich dabei auf die gespannte Lage in der ostukrainischen Region Donbass. Die dortigen Separatistengebiete Luhansk und Donezk hatte er am Montag zu unabhängigen Staaten erklärt.