Italiens Ex-Ministerpräsident Berlusconi »zutiefst enttäuscht und traurig« über Freund Putin

Der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat erstmals seit Kriegsbeginn Wladimir Putin direkt für den Angriff auf die Ukraine kritisiert. Russland sei für Kriegsverbrechen verantwortlich.
Putin und Berlusconi (in Sotschi im Jahr 2012)

Putin und Berlusconi (in Sotschi im Jahr 2012)

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Dmitry Astakhov/ dpa

Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist nach eigenen Worten »zutiefst enttäuscht« vom russischen Präsidenten Wladimir Putin, den er jahrelang als guten Freund bezeichnet hatte. »Ich kann und will nicht verhehlen, dass ich zutiefst enttäuscht und traurig bin über das Verhalten von Wladimir Putin«, sagte der 85-Jährige am Samstag bei einer Veranstaltung seiner Partei Forza Italia in Rom.

»Ich kenne ihn seit etwa 20 Jahren, und er erschien mir immer als Mann mit gesundem Menschenverstand, ein Mann der Demokratie und des Friedens«, so Berlusconi bei der Rede vor Abgeordneten über den Kremlchef. Angesichts der »Massaker an Zivilisten in Butscha und anderen ukrainischen Orten, die echte Kriegsverbrechen sind, kann Russland seine Verantwortung nicht leugnen«.

Er habe Anfang des Jahrtausends, als er Regierungschef war, noch gehofft, dass sich die Russen Europa zuwenden, sagte Berlusconi. Die Aggression in der Ukraine aber treibe das Land nun geradewegs »in die Hände Chinas. Schade, das ist wirklich schade«.

Berlusconi, der zwischen 1994 und 2011 dreimal italienischer Regierungschef war und dessen Partei nun an der Regierungskoalition von Ministerpräsident Mario Draghi beteiligt ist, hatte Putin bisher nicht öffentlich kritisiert. Als Regierungschef unterhielt Berlusconi freundschaftliche Beziehungen zum russischen Präsidenten und lud ihn sogar in seine Villa auf Sardinien ein.

wit/dpa/AFP
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