Krieg in der Ukraine Kiew wirft Russland Beschuss von Zivilisten bei Evakuierungen vor

Moskau will Ukrainern Fluchtkorridore nach Russland öffnen. Kiew weist den Vorschlag zurück und wirft den Angreifern Wortbruch vor: Es gebe keine Gnade, auch nicht für Kinder.
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow (links): »Es gibt keine Gnade, nicht einmal für Kinder und Frauen, für Verwundete.«

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow (links): »Es gibt keine Gnade, nicht einmal für Kinder und Frauen, für Verwundete.«

Foto: Maxim Guchek / dpa

Die Ukraine hat Russland mit Blick auf die Lage in der südukrainischen Hafenstadt Mariupol erneut Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Die ukrainische Regierung tue alles, um Fluchtkorridore für eine Evakuierung zu ermöglichen, schrieb Verteidigungsminister Oleksij Resnikow am Montag. Doch versuchten russische Truppen, die Stadt mit einer humanitären Krise zu »ersticken«. Das strategisch wichtige Mariupol am Asowschen Meer ist eine der am meisten umkämpften Städte.

»Die russischen Terroristen halten ihr Wort nicht. Es gibt keine Gnade, nicht einmal für Kinder und Frauen, für Verwundete. Sie beschießen Wohnviertel. Sie beschießen Zivilisten während der Evakuierung«, schrieb Resnikow. Russland betont stets, nur militärische Ziele ins Visier zu nehmen.

Die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk bestätigte indes eine erneute russische Initiative zur Einrichtung von Fluchtkorridoren nach Russland. Ein entsprechendes Schreiben sei am Sonntag in Kiew eingegangen, sagte sie. »Das ist keine annehmbare Variante der Öffnung von humanitären Korridoren«, erklärte Wereschtschuk am Montag. Die Ukrainer würden nicht aus den nördlich von Kiew gelegenen Orten nach Belarus fahren, um dann per Flugzeug nach Russland gebracht zu werden. Wereschtschuk sagte, sie habe Russland vorgeschlagen, Fluchtkorridore innerhalb der Ukraine in den Westen zu öffnen.

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Die Waffenruhe hätte ab 10.00 Uhr Ortszeit (9.00 Uhr MEZ) gelten sollen. »Wir verlangen von der Russischen Föderation die Eröffnung von Möglichkeiten für humanitäre Korridore, über die (...) Medikamente und Lebensmittel gebracht werden können«, sagte sie.

Nach Angaben des ukrainischen Außenministeriums sind nahe der Kiewer Vorstadt Irpin bei einem Versuch zur Einrichtung eines »grünen Korridors« acht Zivilisten getötet worden. Der Bürgermeister von Butscha, Anatolij Fedortschuk, sei verletzt worden.

140.000 Ukrainer kehren zum Kampf ins Land zurück

Verteidigungminister Resnikow erklärte, dass bisher mehr als 140.000 Ukrainer ins Land zurückgekehrt seien, Zehntausende hätten sich den Selbstverteidigungskräften angeschlossen. Außerdem hätten sich bereits mehr als 20.000 ausländische Freiwillige gemeldet, um gegen die russischen Truppen zu kämpfen.

Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs wurden seit Kriegsbeginn am 24. Februar mehr als 11.000 russische Soldaten getötet. Knapp 300 Panzer und 1000 weitere gepanzerte Fahrzeuge sowie mehr als 100 Kampfflugzeuge und Hubschrauber seien abgeschossen worden. Allein in der Nacht zum Montag hätten ukrainische Truppen bei einem Angriff auf einen Flugplatz nahe der südukrainischen Stadt Cherson etwa 30 russische Helikopter zerstört, teilte das Kommando der Marineinfanterie mit.

mfh/dpa
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