Ukraine-News am Samstag Kiew geht von 287 getöteten Kindern seit Kriegsbeginn aus

Kinder in einem Bunker in Mariupol (Bild von März)
Foto: Evgeniy Maloletka / APDas waren die Ukraine-News am 11. Juni 2022.
Bundeskanzler Olaf Scholz plant einem Medienbericht zufolge noch vor dem G7-Gipfel Ende Juni eine gemeinsame Reise nach Kiew mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi.
Mindestens 287 Kinder wurden nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft in Kiew seit Kriegsbeginn getötet.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will bis Ende kommender Woche mitteilen, ob ihre Behörde für die Ukraine den Status eines EU-Beitrittskandidaten empfiehlt.
Ein Berater von Präsident Selenskyj gibt die Zahl der bisher getöteten ukrainischen Soldaten mit etwa 10 000 an.
Russland hat in der besetzten ukrainischen Stadt Cherson erste russische Pässe an Einwohner ausgehändigt.
Polen wirft der Bundesregierung mangelndes Engagement bei der versprochenen Lieferung von Panzern vor. Man vermisse guten Willen.
Russland kündigt eine »angemessene Reaktion« auf die Aufstockung von Nato-Truppen in Polen an.
US-Präsident Joe Biden hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach eigener Aussage kurz vor Kriegsbeginn vor einem russischen Einmarsch gewarnt. Doch Selenskyj habe die Warnungen ignoriert.
Selenskyj: Ukrainische Mitgliedschaft entscheidend für EU-Zukunft
22.27 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Entscheidung über eine EU-Mitgliedschaft seines Landes als wegweisend für ganz Europa bezeichnet. »Eine positive Antwort der Europäischen Union auf den ukrainischen Antrag zur EU-Mitgliedschaft kann eine positive Antwort auf die Frage sein, ob es überhaupt eine Zukunft des europäischen Projekts gibt«, sagte der ukrainische Staatschef beim Besuch von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kiew.
Bei der Abwehr des seit Ende Februar andauernden russischen Angriffskriegs habe das ukrainische Volk »bereits einen riesigen Beitrag zur Verteidigung der gemeinsamen Freiheit geleistet«, sagte Selenskyj.

Ursula von der Leyen und Wolodymyr Selenskyj auf einer Pressekonferenz in Kiew
Foto: Natacha Pisarenko / dpaDie EU-Kommission will bis Ende nächster Woche die Analyse des EU-Beitrittsantrags der Ukraine abschließen. Das kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kiew an.
Scholz plant offenbar Ukraine-Reise
22.10 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz plant einem Medienbericht zufolge noch vor dem G7-Gipfel Ende Juni eine gemeinsame Reise nach Kiew mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi. Das berichtet »Bild am Sonntag« unter Berufung auf ukrainische und französische Regierungskreise. Demnach sollen Paris und Berlin schon länger über einen gemeinsamen Kiew-Besuch verhandelt haben. Nach Informationen der Zeitung wollte Macron aber erst nach den französischen Parlamentswahlen fahren. Als Dritten im Bunde den italienischen Regierungschef mitzunehmen, soll eine Idee aus Frankreich gewesen sein.
Scholz, Macron und Draghi wollten mit ihrer Reise ein Zeichen der europäischen Einigkeit setzen. Ein Sprecher der Bundesregierung wollte die Reisepläne nicht bestätigen. Auch der Elysée-Palast wollte die Information nicht bestätigen.
Feuer nach Beschuss von Chemiefabrik in Sjewjerodonezk
19.11 Uhr: Der russische Beschuss der Chemiefabrik Azot in der umkämpften ukrainischen Industriestadt Sjewjerodonezk hat nach Angaben des Gouverneurs der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, zu einem Großbrand führt. Zuvor sei tonnenweise Öl aus dem Werk ausgetreten, sagt Gaidai im Staatsfernsehen, wie Reuters berichtet. In der Fabrik befinden sich ukrainischen Informationen zufolge noch Hunderte Zivilisten. Gajdaj sagt nicht, ob das Feuer bereits gelöscht ist. Die Kämpfe in Sjewjerodonezk hielten unvermindert an.
Russland ignoriert künftig Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte
18.28 Uhr: Russland will sich nicht mehr an Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte halten. Ein entsprechendes Gesetz unterzeichnete Präsident Wladimir Putin am Samstag, wie die Agentur Tass meldete. Demnach werden Urteile, die nach dem 15. März ergangen sind, nicht mehr ausgeführt.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz im französischen Straßburg gehört zum Europarat. Gemeinsam setzen sich die von der Europäischen Union unabhängigen Organe für den Schutz der Menschenrechte in den 47 Mitgliedstaaten ein. Russland und die Ukraine waren ursprünglich beide Mitglieder des Europarats. Das Gremium hatte Russlands Mitgliedschaft am 25. Februar in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine zunächst suspendiert. Nachdem der Kreml am 15. März seinen Austritt erklärt hatte, wurde Russland endgültig aus dem Europarat ausgeschlossen.
Slowaken wollen verstärkt zum Militär
17.55 Uhr: Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verzeichnet die Slowakei ein stark gestiegenes Interesse an einer freiwilligen militärischen Grundausbildung. Für das knapp drei Monate lange Training gebe es in diesem Jahr 527 Bewerber auf 150 Plätze, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums in Bratislava am Samstag der Nachrichtenagentur Tasr. Dies ist ein Vielfaches mehr als in der Vergangenheit: Im Jahre 2019 gab es 122 Bewerbungen, im Jahr davor 180. In den vergangenen zwei Jahren wurde die freiwillige militärische Grundausbildung wegen der Coronapandemie nicht angeboten.
Die Slowakei hat eine gemeinsame Grenze mit der Ukraine. Seit Kriegsbeginn sind nach Angaben des Grenzschutzes mehr als eine halbe Million Menschen aus der Ukraine in die Slowakei eingereist.
Kiewer Generalstaatsanwaltschaft zählte 287 getötete Kinder seit Kriegsbeginn
17.43 Uhr: Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft in Kiew mindestens 287 Kinder getötet worden. Mehr als 492 wurden verletzt, wie die Behörde am Samstag mitteilte. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass zusätzlich zu den bereits bekannten Fällen in der Stadt Mariupol 24 weitere Kinder durch den wahllosen Beschuss vom russischen Militär ums Leben gekommen seien. Diese Zahlen seien nicht vollständig, da die Ermittlungen in den zurzeit umkämpften und den zeitweise von Russland besetzten und nun von der Ukraine zurückgewonnenen Gebieten noch anhielten.
Durch Bombardierungen und Beschuss seien 1971 Schulen und Bildungseinrichtungen beschädigt worden, hieß es in dem Bericht der Generalstaatsanwaltschaft weiter. Davon seien 194 vollständig zerstört. Die Angaben lassen sich unabhängig nicht überprüfen.
Von der Leyen: Analyse von EU-Beitrittsantrag der Ukraine vor Abschluss

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew.
Foto: Natacha Pisarenko / dpa16.50 Uhr: Die EU-Kommission will bis Ende kommender Woche die Analyse des EU-Beitrittsantrags der Ukraine abschließen. Das kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Samstag am Rande von Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew an.
Ob ihre Behörde den 27 Mitgliedstaaten auf Grundlage der Analyse empfehlen wird, der Ukraine uneingeschränkt den Status eines EU-Beitrittskandidaten zu geben, ließ die deutsche Politikerin offen. Von der Leyen lobte in Kiew die parlamentarisch-präsidentielle Demokratie des Landes und erhebliche Fortschritte bei der Stärkung des Rechts, zugleich mahnte sie Reformen für den Kampf gegen Korruption und die Modernisierung der Verwaltung an.
Familie von verurteiltem Briten schockiert
15.20 Uhr: Die Familie eines von prorussischen Separatisten zum Tode verurteilten Briten hat sich schockiert über das Urteil in der selbst ernannten Donezker Volksrepublik gezeigt. Das britische Außenministerium teilte am Samstag im Auftrag der Angehörigen mit, die ganze Familie des 48-Jährigen sei »am Boden zerstört und betrübt über den Ausgang des illegalen Schauprozesses durch die sogenannte Volksrepublik Donezk«.
Als ukrainischer Einwohner und unter Vertrag stehender Marinesoldat sollten ihm alle Rechte eines Kriegsgefangenen gemäß der Genfer Konvention gewährt werden, hieß es nach Angaben der Nachrichtenagentur PA in der Erklärung. Dazu zähle auch eine vollständig unabhängige Rechtsvertretung.
Das Oberste Gericht der separatistischen Donezker Volksrepublik (DVR) hatte am Donnerstag drei ausländische Kämpfer in den Reihen der ukrainischen Streitkräfte als Söldner zum Tode verurteilt. Darunter waren zwei Briten und ein Marokkaner. Die beiden Briten waren Mitte April in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol von prorussischen Kräften gefangen genommen worden. Beide hatten laut Medienberichten schon vor dem Krieg in der Ukraine gelebt und auch dort geheiratet.
Selenskyj-Berater: Bisher etwa 10 000 ukrainische Soldaten getötet
14.30 Uhr: Etwa 10 000 Soldaten der ukrainischen Armee sind nach Angaben eines Beraters von Präsident Wolodymyr Selenskyj seit der russischen Invasion im Februar getötet worden. Die Zahl wurde am Freitag in einem der regelmäßigen Youtube-Videointerviews des Präsidenten-Vertrauen Olexij Arestowytsch mit dem russischen Oppositionellen Mark Feygin genannt.
Diese Woche hatte Verteidigungsminister Olexij Resnikow gesagt, dass aktuell täglich bis zu 100 ukrainische Soldaten getötet würden. Arestowytsch sagte darüber hinaus, dass auf ukrainischer Seite auch zu Beginn des Krieges rund 100 Militärangehörige pro Tag gestorben seien. Auf Feygins Frage, ob man also von rund 10 000 getöteten Soldaten insgesamt ausgehen könne, antwortete er: »Ja, so in etwa«.
Weder von der Ukraine, noch von Russland gab es bisher erschöpfende Angaben zu den Verlusten in dem am 24. Februar begonnenen Krieg. Laut Arestowytsch werden dauerhaft mehr russische als ukrainische Soldaten getötet. Am Freitag seien die Angriffe der ukrainischen Artillerie mit westlicher Munition besonders effizient gewesen, sagte er und nannte die Schätzung von rund 600 getöteten russischen Soldaten.
Britischer Geheimdienst meldet heftige Kämpfe um Sjewjerodonezk
14.24 Uhr: Ukrainer und Russen liefern sich nach Angaben der britischen Regierung heftige Straßenkämpfe um die ostukrainische Großstadt Sjewjerodonezk. Beide Seiten dürften wahrscheinlich eine hohe Zahl an Opfern erleiden, schrieb das britische Verteidigungsministerium am Samstag in seinem regelmäßigen Geheimdienst-Update zur Lage.
Die strategisch wichtige Industriestadt Sjewjerodonezk ist die letzte Großstadt im Gebiet Luhansk, die sich noch nicht vollständig unter russischer und prorussischer Kontrolle befindet. Gekämpft wird um sie bereits seit Wochen.
Außerdem meldeten die Briten, die russischen Luftstreitkräfte hätten mangels modernerer Waffen seit April Dutzende alte, unpräzise Schiffsabwehrraketen gegen Ziele an Land verwendet. Die Geschosse vom Typ Kh-22 stammten aus den 1960er-Jahren und seien eigentlich dafür entwickelt worden, Flugzeugträger mit einem Atomsprengkopf zu zerstören.
Russland verlängert Flugverbot im Süden
14.19 Uhr: Wegen des Krieges in der Ukraine haben Russlands Behörden die Flugverbote im Süden des Landes bis zum 18. Juni verlängert. Insgesamt elf Flughäfen blieben weiterhin gesperrt, teilte die Luftfahrtbehörde Rosawiazija am Samstag mit. Unter den betroffenen Airports sind der im Schwarzmeer-Kurort Anapa, in Rostow am Don und in der Großstadt Krasnodar. Auch für die Flughäfen von Gelendschik, Woronesch sowie in Simferopol auf der 2014 annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim gelten die Luftraumbeschränkungen demnach weiter. In der bei Touristen beliebten Stadt Sotschi am Schwarzen Meer läuft der Flugbetrieb aber weiter.
Selenskyj warnt vor Hungerrevolten
14.12 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor weltweiten Hungerrevolten gewarnt. »Wenn wir unsere Lebensmittel nicht exportieren können, dann wird die Welt mit einer schweren Lebensmittelkrise und Hunger in vielen Ländern Asiens und Afrikas konfrontiert werden«, sagte der 44-Jährige vor Besuchern des Sicherheitsforums »Shangri La Dialogue« in Singapur, dem er am Samstag per Video zugeschaltet war. Der Lebensmittelmangel könne zu politischem Chaos und dem Sturz von Regierungen vieler Länder führen.
Faktisch blockiert die russische Marine die ukrainischen Schwarzmeer-Häfen oder hat die Häfen in Mariupol oder Cherson besetzt. Die Ukraine, weltweit der viertgrößte Getreideexporteur, sitzt deshalb auf den eigenen Vorräten fest. Außerdem wirft die Ukraine Russland den Diebstahl von großen Mengen Getreide vor. Moskau wiederum macht für die Krise die Ukraine verantwortlich, weil die sich weigere, Seeminen zu räumen. Die Ukraine setzt nach eigenen Angaben die Minen zur Verteidigung und zum Schutz vor russischen Kriegsschiffen ein.
Russland verteilt Pässe an Ukrainer in Cherson
13.26 Uhr: Russland hat in der besetzten ukrainischen Stadt Cherson erste russische Pässe an Einwohner ausgehändigt. 23 Bewohner der Stadt im Süden der Ukraine erhielten während einer Zeremonie am Samstag ihre Ausweispapiere, wie die amtliche russische Nachrichtenagentur Tass berichtete. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte Ende Mai einen Erlass unterzeichnet, der die Passvergabe im »vereinfachten Verfahren« ermöglicht.
»Alle unsere Einwohner in Cherson wollen so schnell wie möglich einen Pass und die (russische) Staatsbürgerschaft erhalten«, sagte der pro-russische Regionalverwaltungschef Wladimir Saldo der Nachrichtenagentur zufolge. Die Region um Cherson war zu Beginn der russischen Offensive in der Ukraine fast vollständig von der russischen Armee erobert worden.
Die Ukraine hatte die Einführung des Pass-Sonderverfahrens verurteilt und von einer »ungeheuerlichen Verletzung« ihrer territorialen Integrität gesprochen. »Der russische Präsidialerlass ist rechtlich nichtig und hat keine Auswirkungen« auf die ukrainische Staatsbürgerschaft der Bewohner »der vorübergehend von Russland besetzten Gebiete«, erklärte damals das ukrainische Außenministerium.
Polen wirft Deutschland mangelndes Engagement bei Panzerlieferung vor
12.25 Uhr: Polen hat der Bundesregierung mangelndes Engagement bei der versprochenen Lieferung von Panzern vorgeworfen. »Die Gespräche sind ins Stocken geraten. Man sieht keinen guten Willen, hoffen wir, dass sich das ändert«, sagte Paweł Soloch, der Chef des Nationalen Sicherheitsbüros in Polen, am Samstag dem Sender Radio Rmf.24 . Die Verteidigungsministerien seien dazu im Kontakt. Man habe in Berlin um Panzerlieferungen gebeten, mit denen Panzer ersetzt werden sollen, die Polen an die Ukraine abgegeben hat, sagte Soloch weiter. »Die deutsche Militärhilfe – sei es für die Ukraine oder sei es die Unterstützung von Ländern, die diese Hilfe leisten – bleibt hinter den Erwartungen zurück.«
Polen unterstützt sein Nachbarland mit Panzern des sowjetischen Typs T-72. Warschau hat bereits deutlich gemacht, dass es dafür einen Ausgleich der Nato-Partner erwartet, auch von Deutschland. Ein großer Teil des Panzerarsenals in den polnischen Streitkräften bestehe aus deutschen Panzern vom Typ Leopard .
Lauterbach bleibt in der Ukraine im Fahrstuhl stecken
12.18 Uhr: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist bei seinem Besuch in der Ukraine kurzzeitig im Aufzug festgesessen: Am Freitag blieb der SPD-Politiker zusammen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Viktor Ljaschko in einem Fahrstuhl stecken, wie Lauterbach in einem Tweet mitteilte.
Noch ein letzter Tweet zur Ukraine Reise. Die Kliniken waren in einem bescheidenen Zustand. Hier stecke ich mit Gesundheitsminister Victor Lyaschko im Aufzug fest, der ruckartig 1 Meter absackte. Rausklettern wollte zunächst niemand… pic.twitter.com/gke87rKYen
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) June 10, 2022
Der Lift sei ruckartig einen Meter abgesackt. »Rausklettern wollte zunächst niemand...«, schrieb Lauterbach.
Der Gesundheitsminister war im westukrainischen Lwiw von Ljaschko empfangen worden. Lauterbach startete direkte medizinische Hilfe für Kriegsopfer, nahm an einer Geberkonferenz zum Aufbau eines Reha-Zentrums für Kriegsversehrte teil, traf Brandopfer und andere Schwerverletzte. »Die Reise in die Ukraine war voller wichtiger Eindrücke und Informationen«, sagte Lauterbach zusammenfassend.
Zehntausend Russen haben seit Kriegsbeginn deutsche Visa erhalten
11.05 Uhr: Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine haben etwa zehntausend Russinnen und Russen ein Visum für Deutschland bekommen. Von Anfang März bis Ende Mai seien etwa 3560 entsprechende Schengen-Visa ausgestellt worden, teilte das Auswärtige Amt der »Welt am Sonntag« mit. Hinzu kommen demnach 5530 nationale Visa, die einen längeren Aufenthalt ermöglichen.
Von der Leyen zu Gesprächen über EU-Beitrittsantrag in Kiew
10.33 Uhr: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist am Samstag zu Gesprächen über den EU-Beitrittsantrag der Ukraine in Kiew eingetroffen. Sie wolle mit Präsident Wolodymyr Selenskyj unter anderem offene Punkte des Aufnahmegesuchs erörtern und eine »Bestandsaufnahme der gemeinsamen Arbeit machen, die mit Blick auf den Wiederaufbau und die Fortschritte der Ukraine auf ihrem europäischen Weg nötig sind«, schrieb sie am Samstag bei ihrer Ankunft in Kiew.
Die Ukraine hatte Anfang März, wenige Tage nach Beginn des russischen Überfalls auf das Land, einen EU-Beitrittsantrag gestellt. Mehrere EU-Staaten unterstützen das ukrainische Beitrittsersuchen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich bislang zurückhaltend zu dem Thema. Die Unionsfraktion bereitet einem Medienbericht zufolge einen Bundestagsantrag vor, mit dem die Bundesregierung aufgefordert werden soll, die Einräumung eines EU-Kandidatenstatus für die Ukraine sowie Georgien und Moldau zu unterstützen.
Die EU-Kommission wird voraussichtlich am kommenden Freitag ihre Einschätzung dazu veröffentlichen, ob der Ukraine der Status als Kandidat für einen EU-Beitritt gewährt werden sollte.
Russland reagiert mit vager Drohung auf Aufstockung von Nato-Truppen in Polen
10.00 Uhr: In Polen sollen die Truppen der Nato verstärkt werden. Russland hat nun eine »proportionale und angemessene Reaktion« angekündigt. So sollten »potenzielle Bedrohungen der Sicherheit der Russischen Föderation neutralisiert« werden, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax den russischen Diplomaten Oleg Tjapkin, der im russischen Außenministerium für die Beziehungen zu Europa zuständig ist.
Im Donbass soll es mehr als 800.000 Neurussen geben
9.47 Uhr: In den ostukrainischen Separatistengebieten haben nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass in den vergangenen drei Jahren mehr als 800.000 Menschen die russische Staatsbürgerschaft auf vereinfachtem Weg erhalten. Nur knapp ein Prozent der Anträge von Bewohnern und Bewohnerinnen der selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk sei abgelehnt worden, meldete Tass am Samstag unter Berufung auf das Innenministerium in Moskau. Der russische Machthaber Wladimir Putin hatte im April 2019 ein Dekret erlassen, dass es Ukrainerinnen und Ukrainern im Donbass erleichtern soll, die russische Staatsbürgerschaft anzunehmen.
Kritiker bewerten den Schritt der vereinfachten Einbürgerung auch als Instrument des Kremls, seinen Einfluss in der Ostukraine auszuweiten. Auch in Gebieten, die russische Truppen seit Kriegsbeginn im Februar besetzt haben, sollen russische Pässe verteilt werden. Ziel sei es, etwa die Regionen Cherson und Saporischschja so enger an Moskau zu binden. Der Rubel soll dort als Zahlungsmittel eingeführt werden.
US-Präsident Biden: Selenskyj wollte US-Warnung vor russischem Einmarsch nicht hören
9.00 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Warnungen vor einem russischen Einmarsch kurz vor Kriegsbeginn laut US-Präsident Joe Biden ignoriert. Es habe »keinen Zweifel« daran gegeben, dass Russland »über die Grenze gehen« würde, sagte Biden bei einer Veranstaltung in Los Angeles am Freitag. »Selenskyj wollte das nicht hören, und viele andere auch nicht.«
»Ich weiß, dass viele Leute dachten, ich würde übertreiben«, sagte Biden. Die USA hatten lange vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar vor einem entsprechenden Schritt gewarnt. Bei einigen europäischen Staaten stießen die Äußerungen damals auf Unglauben und sogar Kritik. Einige Länder warfen Washington Alarmismus vor.
Franzosen unterstützen Ermittlungen in Tschernihiw
8.10 Uhr: Französische Waffenexperten unterstützen die Ukraine bei Ermittlungen zu möglichen russischen Kriegsverbrechen in der Region um Tschernihiw. Die Stadt im Norden des Landes wurde wochenlang von russischen Truppen belagert und unter Beschuss genommen. Die Franzosen haben Landsleute ersetzt, die seit Mitte April in Butscha im Einsatz waren.
US-Verteidigungsminister ruft zu Einheit auf
7.50 Uhr: Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wirkt sich laut US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bis in den Indopazifik aus. »Deshalb haben Länder aus der gesamten Region schnell humanitäre Hilfe für die leidenden Menschen in der Ukraine auf den Weg gebracht, einschließlich lebenswichtiger Beiträge aus Singapur, Thailand, Indien und Vietnam«, sagte Austin in einer Rede beim Shangri-La-Dialog in Singapur am Samstag, der Sicherheitskonferenz für den Asien-Pazifik-Raum. Russlands Invasion in die Ukraine zeige, was passiere, »wenn Unterdrücker die Regeln, die uns alle schützen, mit Füßen treten« und »wenn Großmächte entscheiden, dass ihre imperialen Begierden wichtiger sind als die Rechte ihrer friedlichen Nachbarn«, warnte Austin.
Um einer künftigen »Welt des Chaos und der Unruhe« zu entgehen, »in der keiner von uns würde leben wollen«, müsse die internationale Gemeinschaft zusammenkommen. »Lasst uns diesen Augenblick nutzen, um die regelbasierte internationale Ordnung zu stärken«, rief der US-Verteidigungsminister seine Zuhörer auf.
Überblick – das geschah in der Nacht
7:45 Uhr: Ein Berater Selenskyjs appelliert an den Westen, schneller Waffen und Munition zu liefern. In Mariupol leiden Menschen unter Cholera – hier der Überblick, was in der Nacht geschah.