Noch wird in Bachmut gekämpft: Drohnenaufnahmen des ukrainischen Militärs zeigen die seit Monaten umkämpfte und inzwischen weitgehend zerstörte ostukrainische Stadt unter russischen Artilleriebeschuss.
Die vor allem symbolisch-wichtige Bastion schien zwischenzeitlich gefallen zu sein. Der russische Präsident Wladimir Putin gratulierte am Wochenende bereits den Truppen vor Ort, Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin behauptete in einer Videoansprache, seine Kämpfer hätten die ukrainischen Verteidiger komplett aus dem Stadtgebiet zurückgedrängt.
Jewgenij Prigoschin, Wagner-Chef
»Heute Mittag, um 12 Uhr, wurde Bachmut vollständig eingenommen, der letzte Bereich, das sogenannte mehrstöckige Wohnhaus ›Samolyot‹.«
Von ukrainischer Seite gab es uneindeutige Aussagen. Bei einem bilateralen Treffen mit US-Präsident Joe Biden am Rande des G7-Gipfels in Hiroshima am Samstag sorgte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit der Antwort auf eine Reporterfrage für große Verwirrung.
Reporter
»Herr Präsident, ist Bachmut noch unter ukrainischer Kontrolle? Die Russen sagen, sie haben Bachmut eingenommen.«
Wolodymyr Selenskyj, Ukrainischer Präsident
»Ich denke, nein, aber Sie müssen verstehen, dass es dort nichts mehr gibt. Sie haben alles zerstört, es gibt keine Gebäude mehr. Es ist eine Tragödie ... aber für heute ist Bachmut nur in unseren Herzen. In diesem Raum gibt es nichts, nur eine Menge toter Russen, aber sie sind zu uns gekommen. Unsere Verteidiger in Bachmut haben eine starke Arbeit geleistet, und wir wissen ihre großartige Arbeit zu schätzen.«
Vielen deuteten seine Antwort als Eingeständnis einer Niederlage. Später erklärte ein Sprecher des ukrainischen Präsidenten, seine Äußerungen seien bloß eine Verneinung gewesen, dass die Stadt eingenommen worden wäre. Noch am selben Tag sah sich Selenskyj selbst zu einem Dementi gezwungen.
Wolodymyr Selenskyj, Ukrainischer Präsident
»Heute erfüllen die ukrainischen Streitkräfte eine sehr wichtige Aufgabe, sie sind heute in Bachmut. Wo genau, werde ich Ihnen nicht sagen. Aber das bedeutet, dass Bachmut heute nicht von der Russischen Föderation erobert worden ist. Es kann keine andere Interpretation geben.«
Die Stadt steht seit Monaten im Mittelpunkt des russischen Krieges gegen die Ukraine. In einer Videobotschaft teilte Wagner-Chef Prigoschin mit, seine Söldnertruppen würden sich am 25. Mai zurückziehen und den Posten an die regulären russischen Streitkräfte übergeben. In der vergangenen Woche hatte die ukrainische Armee wiederum erfolgreichen Gegenangriffen um das eigentliche Stadtgebiet herum gemeldet. Wie der Kampf weitergehen wird, ist derzeit noch unklar.