Bilder, die vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlicht wurden. Die Aufnahmen sollen russische Luftabwehrsysteme im ukrainischen Donbass zeigen, sowie einen abgeschossenen ukrainischen MiG-29-Jet. Wie viele der Video-Aufnahmen aus dem Kriegsgebiet sind auch diese nicht unabhängig zu überprüfen. Klar ist aber, dass sich der Krieg in der Ukraine vier Monate nach dem russischen Überfall vor allem in ein Artillerieduell im Süden und Osten des Landes entwickelt hat. Während die ukrainische Armee die russischen Truppen bei ihrem Vormarsch auf die Großstädte Kiew und Charkiw in Hinterhalte locken und mit Panzerabwehrwaffen zermürben konnte, geht es nun um einen brachialen Kampf auf offenem Feld. Für den der Ukraine immer mehr die nötigen Waffen fehlen.
Präsident Selenskyj drängte in seiner jüngsten Videoansprache am Freitag einmal mehr auf internationale Unterstützung mit schweren Waffen, um sich gegen den russischen Vormarsch verteidigen zu können.
Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident
»Ich wiederhole diese Namen jeden Tag – Sjewjerodonetsk, Lyssytschansk, Bachmut, Slowjansk. Viele, viele andere. Russland will jede Stadt im Donbass zerstören – jede einzelne. Und das ist keine Übertreibung. Wie Wolnowacha, wie Mariupol. All diese Ruinen waren einst glückliche Städte. Jetzt gibt es dort schwarze Brandspuren, Überreste von Explosionen. Das ist alles, was Russland seinen Nachbarn, Europa und der Welt geben kann.«
Bilder aus Mykolaijw, einer Hafenstadt im Süden des Landes östlich von Odessa, zeigen, dass auch die humanitäre Situation in den umkämpften Gebieten prekärer wird. Schlange stehen für Trinkwasser und Nahrungsmittel, die das Rote Kreuz austeilt. Die Lebensmittelpreise sind stark gestiegen.
Oksana, Callcenter-Mitarbeiterin
»Jetzt kostet sogar ein Kilo Kartoffeln sehr viel Geld, aber wir halten durch. Ich glaube nicht, dass wir uns in Mykolaiv im Vergleich zu anderen Städten beschweren können, wo es wirklich Probleme gibt, unter denen die Menschen leiden.«
Der Bürgermeister von Mykolajiw hätte lieber, dass die Menschen aus der Stadt fliehen würden. Das Leben hier sei nicht mehr sicher. Immer wieder gebe es Einschläge auch mitten in der Stadt. Dieses Verwaltungsgebäude wurde bereits Ende März bombardiert. Allein bei diesem Angriff kamen 36 Menschen ums Leben.
Oleksandr Senkevych, Bürgermeister von Mykolaiv
»Ich bin mir nicht sicher, ob das Hauptziel ihrer Angriffe die Hafeninfrastruktur ist. Sie schießen einfach in Richtung Stadt. Wenn sie aus 45 Kilometern Entfernung schießen, kann es auch 500 Meter daneben gehen. Man kann auf eine Stelle zielen, aber es kann zwei Wohnblöcke weiter einschlagen. Das sind keine Präzisionswaffen.«
Dass es der russischen Armee nicht nur um die Zerstörung militärischer Ziele geht, zeigte sich am Donnerstag einmal mehr auch in der Stadt Charkiw im Nordosten. Hier sollen die russischen Truppen ein Straßenbahndepot bombardiert haben. Es ist von jetzt an unbrauchbar. Die ukrainische Post präsentierte indessen in Odessa eine weitere limitierte Sonderbriefmarke, als Symbol für den Widerstand des Landes. Vom Erlös sollen medizinische Geräte gekauft und ein Krankenhaus an der Front unterstützt werden.