Die Lage in der seit Wochen umkämpften und fast völlig zerstörten Hafenstadt Mariupol spitzt sich weiter zu. Die humanitäre Situation ist katastrophal, eine eigentlich mit der russischen Seite vereinbarte Evakuierung von Zivilisten aus der Region mit Bussen hat erneut nicht funktioniert.
Wolodymyr Selenkyj, Präsident Ukraine
»Mariupol ist zerstört. Es gibt Zehntausende von Toten. Aber trotzdem stellen die Russen die Offensivoperation nicht ein. Sie wollen aus Mariupol eine demonstrativ zerstörte Stadt machen.«
Westliche Militärexperten beobachten Geländegewinne der russischen Truppen im Häuserkampf von Mariupol. Der Ukraine fehlen nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj Waffen, um die von russischen Kräften fast eroberte Stadt zu befreien. In einer Fernsehansprache fordert er einmal mehr die westlichen Länder auf, ihre Sanktionen zu verschärfen.
Wolodymyr Selenskyj
»Heute haben wir eine Erklärung der Besatzer gehört, die bestätigt, dass sie sich auf eine neue Phase ihres Terrors gegen uns und unsere Verteidiger vorbereiten. Einer der Sprecher der Invasoren sagte, dass sie den Einsatz chemischer Waffen gegen die Verteidiger von Mariupol in Erwägung ziehen. Wir nehmen das sehr ernst. Ich möchte die Staats- und Regierungschefs der Welt daran erinnern, dass ein möglicher Einsatz von Chemiewaffen bereits vom russischen Militär erörtert wurde. Damals bedeutete dies, dass die Reaktion auf die russische Aggression härter und schneller hätte ausfallen müssen.«
Großbritannien versucht derweil Berichte zu verifizieren, wonach Russland bei einem Angriff auf die belagerte Stadt bereits chemische Waffen eingesetzt haben soll. Das hatte das ukrainische Asow-Regiment am Montag berichtet. Demnach soll eine russische Drohne eine giftige Substanz auf ukrainische Soldaten und Zivilisten abgeworfen haben. Betroffene hätten danach unter Atemproblemen und neurologischen Problemen gelitten.
Im Zuge der Konzentration russischer Truppen auf den Osten der Ukraine zeichnet sich laut westlichen Militärexperten eine russische Großoffensive mit Zehntausenden Soldaten und dem massiven Einsatz von Panzern, Artillerie und Luftwaffe ab.