Mehr als 100.000 russische Soldaten sind in unmittelbarer Nähe zur Ukraine stationiert. Täglich finden Militärübungen statt. Auf der anderen Seite der Grenze fürchten sich die Menschen vor dem, was auf sie zukommen könnte – so wie Rostislav in der Region Luhansk.
Rostislav, Angestellter beim Staatlichen Dienst für Notfallsituationen:
»Sie stehen jetzt an der Frontlinie. Keiner weiß, was hier nachts passiert. Sie werden uns zerschmettern und das war es dann. Wohin sollen wir gehen? Wir leben hier. Wir sind hier geboren.«
Der 46-Jährige lebt in ärmlichen Verhältnissen in dem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet in der Ostukraine. Es gibt kein fließendes Wasser, vom ukrainischen Militär hat Rostislav Brennholz bekommen.
Rostislav, Angestellter beim Staatlichen Dienst für Notfallsituationen:
»Ich hoffe, das Militär wird mir eine Kalaschnikow geben, wenn die Separatisten kommen.«
Die Regionen Donezk und Luhansk sind sichtbar gezeichnet von den militärischen Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre zwischen prorussischen Separatisten und der ukrainischen Armee.
Alexander, Separatist:
»Wir sind hier im Dorf Zholobok, genau in dem Haus, in dem eine ältere Frau lebte. Sie war die letzte, die während der Kämpfe gegangen ist. Sie wollte nicht weg. Sie ging, als der Beschuss schon begonnen hatte. Sie war die letzte, die ihr Haus verließ, als alle anderen Häuser in der Umgebung bereits zerstört waren. Es wurde zerstört, aber erst, nachdem sie bereits gegangen war, Gott sei Dank. Deshalb hat es sie nicht erwischt.«
Die jungen Separatisten Alexander und Daniil wollen laut eigenen Aussagen eine Zukunft ohne Konflikte.
Daniill, Separatist:
»Ich möchte, dass unsere Republik anerkannt wird, dass sie gleichberechtigt mit anderen ist. Dass das alles aufhört. Und ich will etwas Stabilität.«
2014 riefen moskautreue Separatisten die Volksrepubliken Donezk und Luhansk aus, die international nicht anerkannt sind. Auch die Menschen in den gleichnamigen Städten fürchten einen Krieg mit Russland – hoffen aber weiter auf Deeskalation.
Natalya, Einwohnerin:
»In diesem Konfliktgebiet haben die meisten von uns das, was man in gefährlichen Zeiten braucht. Die Menschen, die hier in der Nähe der Frontlinie leben, sind bereit, sich je nach Situation anzupassen. Wenn der Krieg wieder ausbricht, werden sie entweder für ein paar Tage in die Schutzräume gehen, um die schwere Zeit zu überstehen, oder die Stadt verlassen. Ich hoffe, dass es keinen Krieg geben wird und wir in Frieden leben können.«
Oleksiy, Einwohner:
»Ich bin sehr besorgt und bedauere, was passiert ist. Ich hoffe, unsere Nationen werden sich in Kürze einigen. Ich weiß nicht, ob es Krieg geben wird oder nicht, aber ich will das nicht. Ich will nicht, dass sich Brüder bekämpfen, ich will Frieden für alle.«
Wegen des russischen Truppenaufmarsches nahe der Grenze zur Ukraine befürchten Kiew und der Westen einen Einmarsch Russlands. Moskau bestreitet eine geplante Invasion und erklärt seinerseits, sich von der Ukraine und der Nato bedroht zu fühlen.
Viele Nato-Staaten haben der Ukraine ihre Unterstützung zugesichert. Fast täglich landen ausländische Waffenlieferungen in Kiew.
Am Mittwoch bemühten sich Vertreter aus Russland, der Ukraine, Deutschland und Frankreich in Paris um einen diplomatischen Weg aus der Krise. Dieser Weg könnte den Menschen an der ukrainisch-russischen Grenze viel Leid ersparen.