+++ Krieg in Osteuropa +++ Lage in Sjewjerodonezk laut Ukraine »besser als gestern«

Umkämpfte Stadt Sjewjerodonezk: »Unser Widerstand ist ungebrochen«
Foto:IMAGO/SNA
Ost- und Westdeutsche bewerten Ukrainepolitik unterschiedlich
19.12 Uhr: Die Deutschen sind in der Frage, welchen Kurs die Bundesregierung in der militärischen Unterstützung der Ukraine fahren sollte, geteilter Meinung. Jeder Zweite (50 Prozent) vertritt die Haltung, Deutschland solle dabei entschlossen agieren und Härte gegenüber Russland zeigen, wie eine Umfrage von Infratest dimap für den ARD-Deutschlandtrend ergab. 43 Prozent indes sagten, die Bundesregierung sollte eher zurückhaltend sein, um Russland nicht zu provozieren.
Es bestehen massive Unterschiede zwischen West und Ost. Bei Entscheidungen über militärische Hilfen an die Ukraine halten zwar 53 Prozent der Westdeutschen Härte gegenüber Russland für angebracht, im Osten sind es jedoch lediglich 35 Prozent. Für Zurückhaltung hingegen plädieren im Westen 40 Prozent, unter Ostdeutschen sind es 58 Prozent.
McDonald's bekommt 15-Jahres-Frist zum Filialenrückkauf
19.04 Uhr: McDonald's wird der russischen Monopolkommission zufolge 15 Jahre lang die Möglichkeit haben, seine Filialen im Land zurückzukaufen. Das Amt hat den Verkauf der Schnellrestaurants an den einheimischen Lizenznehmer Alexander Gowor genehmigt. Dieser will sie unter einem neuen Namen weiterführen. Damit endet nach drei Jahrzehnten die Präsenz von McDonald's in Russland.
Ukrainischer Parlamentspräsident fordert deutsche Kampfpanzer
18.45 Uhr: Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk hat bei seinem Besuch in Berlin die Lieferung deutscher Leopard- und Marder-Panzer in die Ukraine gefordert. »Natürlich brauchen wir vor allem moderne Waffen. Wir können auch mit alten Waffen aus alten Beständen kämpfen und standhalten, aber die neueren Waffen sind effizienter«, sagte er am Donnerstag nach einem Treffen mit Bundestagsabgeordneten laut offizieller Übersetzung. »Deshalb erwarten wir sowohl die Marder als auch die Leoparden.«
Schweden kündigt 95 Millionen Euro Hilfe für Ukraine an
18.42 Uhr: Schweden hat weitere Hilfen für die Ukraine im Wert von umgerechnet 95 Millionen Euro angekündigt. Dabei handele es sich sowohl um Finanzhilfen als auch um militärische Ausrüstung wie Schiffs- und Panzerabwehrraketen, teilten das Verteidigungs- und das Finanzministerium in Stockholm mit.
»Wir sehen nun eine neue Phase der russischen Invasion, in der (Russland) im Osten und Südosten der Ukraine an Stärke gewinnt«, sagte Verteidigungsminister Peter Hultqvist. Deshalb habe Kiew um Hilfe »in mehreren Bereichen« gebeten.
EU-Parlament erteilt russischen Lobbyisten Hausverbot
17.51 Uhr: Das Europäische Parlament hat russischen Lobbyisten Hausverbot erteilt. Das Zutrittsverbot für Vertreter russischer Firmen gelte »ab sofort« und für alle Gebäude des EU-Parlaments, sagte ein Parlamentssprecher am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Vertretern russischer Unternehmen dürfe »keinerlei Raum« gegeben werden, »um ihre Propaganda zu verbreiten«, schrieb EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola auf Twitter.
Effective immediately, Russian company representatives are no longer allowed to enter @Europarl_EN premises.
— Roberta Metsola (@EP_President) June 2, 2022
We must not allow them any space to spread their propaganda & false, toxic narratives about the invasion of #Ukraine.
We will remain united & strong against autocrats.
Laut dem Sprecher forderte das Parlament zudem die EU-Kommission und den Rat der EU auf, ebenfalls ein solches Hausverbot auszusprechen. Das Parlament habe dies bereits im März gefordert, jedoch ohne Ergebnis. Die Umweltorganisation Greenpeace rief am Donnerstag dazu auf, dass die anderen EU-Institutionen dem Beispiel des Parlaments »nun folgen« sollten.
Ukrainische Ermittler bringen Medwedtschuk vor Gericht
17.49 Uhr: Die ukrainische Strafverfolgungsbehörde hat den Oppositionspolitiker Viktor Medwedtschuk des Hochverrats beschuldigt und den Fall vor Gericht gebracht. Medwedtschuk, ein Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin, drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis. Im Bericht der Ermittler heißt es, Medwedtschuk habe die russische Führung bei subversiven Aktivitäten gegen die Ukraine unterstützt. Dazu gehörten Informationen über Standorte von Militäreinheiten. Medwedtschuk bestreitet die Anschuldigungen.
Verwundete aus der Ukraine zur Behandlung in Bayern eingetroffen
17.34 Uhr: 35 verwundete Ukrainerinnen und Ukrainer sind zur medizinischen Behandlung nach Bayern gebracht worden. Sie kamen am Donnerstag mit der Luftwaffe am Flughafen Nürnberg an. Sie stammen aus verschiedenen Behandlungszentren in der Ukraine und haben »kriegstypische Verletzungen«, wie das bayerische Innenministerium auf Nachfrage mitteilte. Ob es sich um Zivilisten oder Militärangehörige handele, sei dem Ministerium nicht bekannt; dies spiele auch keine Rolle.

Ankunft von Verletzten aus der Ukraine: Über Polen nach Nürnberg geflogen
Foto:Armin Weigel / dpa
Die Verwundeten waren an Bord eines Airbus A310 der Bundeswehr über Polen nach Nürnberg geflogen worden, wo sie am Nachmittag von rund hundert Rettungskräften in Empfang genommen wurden. Im Anschluss fuhren Rettungswagen sie zu Kliniken in sämtlichen bayerischen Regierungsbezirken. Konkret bleiben acht Patienten in Mittelfranken, je sieben sollten nach Ober- und Unterfranken, vier in die Oberpfalz und je drei nach Oberbayern, Schwaben und Niederbayern gebracht werden.
Lage in Sjewjerodonezk laut Ukraine »besser als gestern«
17.11 Uhr: Das ukrainische Militär will das umkämpfte Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk in der Region Luhansk nicht an die russischen Truppen verloren geben. »Die Lage ist schwierig, aber sie ist besser als gestern. Und sie ist unter Kontrolle«, sagte der stellvertretende Generalstabschef Olexij Hromow am Donnerstag vor Journalisten in der Hauptstadt Kiew. Zuvor hatten die ukrainischen Behörden mitgeteilt, die Großstadt sei größtenteils unter Kontrolle russischer Truppen.
Es gebe sehr blutige Straßenkämpfe in der Stadt, sagte Hromow. Sjewjerodonezk gilt als letzte große ukrainische Hochburg in der Region Luhansk. Prorussische Truppen und das russische Militär stehen dort nach eigenen Angaben kurz vor der Machtübernahme.
Hromow und die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar zogen mit Blick auf den 100. Kriegstag an diesem Freitag Bilanz. »Unser Widerstand ist nach all den Monaten ungebrochen. Der Feind hat seine selbst gesteckten Ziele nicht erreicht«, sagte Maljar.
USA verhängen weitere Sanktionen gegen russische Elite
16.47 Uhr: Die US-Regierung verhängt wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine weitere Sanktionen gegen russische Oligarchen und Regierungsbeamte. Das Finanzministerium und das Außenministerium in Washington verkündeten am Donnerstag eine Reihe von Strafmaßnahmen gegen Personen mit engen Bünden zu Russlands Präsident Wladimir Putin. Darunter sind etwa der Milliardär Alexej Mordaschow und die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. Die US-Regierung nahm auch erneut mehrere Luxusjachten ins Visier, die in Verbindung zu Putin stehen sollen.
Wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine haben die Vereinigten Staaten in Abstimmung mit internationalen Partnern bereits mehrere Sanktionen gegen Moskau und diverse Putin-Verbündete verhängt.
Lobbyisten aus Russland haben nicht länger Zugang zum EU-Parlament
16.30 Uhr: Russischen Unternehmensvertretern wird ab sofort der Eintritt in das EU-Parlament in Brüssel verwehrt. »Wir dürfen ihnen keinen Raum geben, um ihre Propaganda und falsche, vergifteten Darstellungen über die Invasion der Ukraine zu verbreiten«, schreibt die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola, auf Twitter.
Pelé schreibt an Putin
16.10 Uhr: Die Fußballikone Pelé hat Wladimir Putin in einem offenen Brief zu einer Beendigung des Kriegs gegen die Ukraine aufgefordert. »Stoppen Sie die Invasion. Es gibt absolut keine Rechtfertigung für diese anhaltende Gewalt«, schrieb er auf seinem Account bei Instagram. Das Schreiben des 81-Jährigen wurde vor dem WM-Play-off-Spiel zwischen Schottland und der Ukraine (1:3) veröffentlicht.
Er habe nie gedacht, »dass wir eines Tages so gespalten sein würden wie jetzt«, schrieb Pelé und bezog sich dabei auf vergangene Treffen mit Putin, bei denen sie »ein Lächeln ausgetauscht« und sich die Hände geschüttelt hätten. Der dreimalige Weltmeister betonte am Ende des Briefes: »Die Macht, diesen Konflikt zu stoppen, liegt in Ihren Händen. In denselben Händen, die ich bei unserem letzten Treffen 2017 in Moskau geschüttelt habe.«

Pelé
Foto:Christian Hartmann / REUTERS
EU verzichtet auf Druck Ungarns auf Sanktionen gegen Patriarch Kirill
15.47 Uhr: Die EU verzichtet wegen des ungarischen Widerstands vorerst auf Sanktionen gegen das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt Patriarch Kirill. Das sechste EU-Sanktionspaket, in dem auch ein weitgehendes Ölembargo enthalten ist, wurde am Donnerstag von Vertretern der EU-Staaten ohne die eigentlich gegen Kirill geplante Strafmaßnahme gebilligt, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur bestätigten.

Patriarch Kirill
Foto:IMAGO/Oleg Varov / IMAGO/ITAR-TASS
Ukraine prüft Abschaltung des AKW Saporischschja
15.40 Uhr: Die Ukraine erwägt die Abschaltung des Atomkraftwerks Saporischschja, das in von russischen Truppen kontrolliertem Gebiet liegt. Dies gelte für den Fall, dass die ukrainischen Behörden die Kontrolle über den Betrieb des AKW verlieren sollten, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax einen Regierungsberater.
Die Anlage liegt im Südosten der Ukraine und ist das größte Atomkraftwerk in Europa.
Barley fordert Entzug von Stimmrecht für Ungarn in der EU
15.30 Uhr: Angesichts der Blockade des sechsten EU-Sanktionspakets gegen Russland durch Ungarn hat die SPD-Politikerin Katarina Barley den Entzug des Stimmrechts für das Land bei Entscheidungen der EU-Mitgliedstaaten gefordert. Es sei »vielleicht jetzt« der Moment, »Ungarn vorübergehend das Stimmrecht zu entziehen«, sagte die Vizepräsidentin des EU-Parlaments am Donnerstag dem Sender MDR Aktuell. Ungarn missbrauche das Einstimmigkeitsprinzip in der EU als Erpressungsmittel. Für bestimmte gemeinsame Entscheidungen der EU-Mitgliedstaaten gilt das Einstimmigkeitsprinzip.
Barley wies darauf hin, dass einem EU-Land das Stimmrecht entzogen werden könne, wenn es gegen gemeinsame demokratische Prinzipien verstößt.
Türkei schenkt Litauen offenbar Kampfdrohne für die Ukraine
14.55 Uhr: Bei einer ungewöhnlichen Spendenaktion hatte ein litauischer Fernsehsender fünf Millionen Euro für die Ukraine gesammelt – für Waffen. Das Geld wurde dem litauischen Verteidigungsministerium übergeben, welches damit die türkische Kampfdrohne Bayraktar TB2 kaufen sollte. Der litauische Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas twittert nun, die Türkei schenke Litauen die Drohne. »Mit dem gesammelten Geld werden wir jetzt Munition kaufen, und der Rest des Geldes geht als Unterstützung an die Ukraine.«
It is UNBELIEVABLE but 🇹🇷 just agreed to give the Bayraktar that 🇱🇹gathered money for, ❗️FOR FREE❗️. It is amazing! For the gathered money we will buy the needed ammunition for the Bayraktar and the rest of money will also go for support of 🇺🇦. Thank you Türkiye! 🇹🇷🇱🇹🇺🇦
— Arvydas Anušauskas (@a_anusauskas) June 2, 2022
Die Ukraine setzt seit Beginn des Krieges die türkische Kampfdrohne Bayraktar TB2 ein, etwa gegen Panzer und andere russische Ziele. Die Drohne fliegt dabei bis zu 7000 Meter hoch und ist sehr leise, was ihre Entdeckung schwer macht. Eine einzelne türkische Drohne kostet rund fünf Millionen Euro.
Kreml sieht noch keine Basis für Beitrittsreferendum in Südukraine
14.38 Uhr: Die von Moskau eingesetzte prorussische Verwaltung in den von Russland besetzten Gebieten im Süden der Ukraine hat in den vergangenen Wochen mehrfach betont, eine Abspaltung von der Ukraine und den Anschluss an Russland anzustreben. Die Menschen in der Region sollen in einem Referendum abstimmen, ob sie zur Ukraine oder zu Russland gehören wollen. Aber bis dieses stattfinden könne, werde es noch dauern, kündigte nun der Kreml an. Erst wenn die Sicherheit »völlig gewährleistet« werden könne, sei ein solches Referendum denkbar. Damit widersprach der Kreml der prorussischen Verwaltung, die eine kurzfristige Abstimmung gefordert hatte.
Bundeskanzler Scholz reist nach Litauen
13.50 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reist in der kommenden Woche nach Litauen. Das kündigte Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda vor Journalisten in Rudninkai an. Demnach wollen Scholz und er Deutschlands Pläne besprechen, die Militärpräsenz in Litauen zu verstärken.
Die Bundeswehr führt in Litauen auf dem Militärstützpunkt Rukla seit 2017 eine Nato-Einheit. Der multinationale Verband wurde vor dem Hintergrund der russischen Aggression gegen die Ukraine schon vor Kriegsbeginn mit zusätzlichen Kräften aus Deutschland, Norwegen und anderen Staaten von rund 1200 auf etwa 1600 Truppen verstärkt. Mit derzeit gut tausend Soldatinnen und Soldaten stellt die Bundeswehr das größte Kontingent.
Im Februar hatte die Truppe dort für Schlagzeilen gesorgt – weil warme Jacken und Unterwäsche fehlten.

Militärfahrzeug der Bundeswehr im litauischen Rukla
Foto: Alexander Ratz / REUTERSUkrainische Zentralbank hebt Leitzins auf 25 Prozent an
13.35 Uhr: Die Zentralbank der Ukraine hat ihren Leitzins erstmals seit dem Einmarsch russischer Truppen erhöht – und das gleich ungewöhnlich kräftig von zehn auf 25 Prozent. Damit soll die hohe Inflation gedämpft werden.
Die Inflationsrate der Ukraine erreichte bereits vor Kriegsausbruch zweistellige Werte. Im April kletterte sie nach Schätzungen der Notenbank auf 16,4 Prozent, im Mai auf rund 17 Prozent.
»Die Notenbank geht davon aus, dass die Anhebung ausreichen wird, um den Druck auf den Devisenmarkt zu verringern und die Inflationserwartungen zu stabilisieren«, hieß es in einer Mitteilung. Höhere Zinsen machen eine Währung attraktiver. Dies könne dabei helfen, »die Wechselkursstabilität zu gewährleisten und die Inflation während des Krieges einzudämmen«.
EU-Ratsvorsitz beruft Treffen ein, um Russland-Sanktionen zu verabschieden
13.09 Uhr: Die französische EU-Ratspräsidentschaft kündigt für den Nachmittag ein Treffen der ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten in Luxemburg an. Die Botschafter der 27 Mitgliedstaaten sollen sich auf das mittlerweile sechste Sanktionspaket der EU gegen Russland einigen, das unter anderem ein weitgehendes Embargo gegen russisches Erdöl umfasst.
Plan der EU war es eigentlich, die Rechtstexte für die Strafmaßnahmen schon am Mittwoch zu billigen. Aber dann stellte sich Ungarn überraschend quer.
Das Sanktionspaket enthielt bereits eine Ausnahme für per Schiff transportiertes Öl, auf die Ungarn gepocht hatte. Dann forderte Ungarn am Mittwoch weitere Änderungen: Insbesondere soll auf die geplanten Strafmaßnahmen gegen das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt Patriarch Kirill verzichtet werden, der ein vehementer Unterstützer von Kreml-Chef Wladimir Putin ist.
Selenskyj: Russland kontrolliert 20 Prozent der Ukraine
12.50 Uhr: Russland kontrolliert dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge derzeit etwa 20 Prozent der Ukraine. Die Frontlinie reiche über eine Länge von über 1000 Kilometern, sagte Selenskyj im luxemburgischen Parlament per Video-Ansprache.
»Wir müssen uns gegen fast die komplette russische Armee verteidigen«, sagte er. »Alle kampfbereiten Truppenteile Russlands sind an diesem Angriff beteiligt.«
Im Osten der Ukraine sterben seinen Worten zufolge täglich 100 Menschen. Weitere 400 bis 500 Menschen würden Tag für Tag verletzt.
Moskau: Jelzin-Schwiegersohn als Putin-Berater zurückgetreten
12.35 Uhr: In Russland hat sich der Schwiegersohn von Ex-Staatschefs Boris Jelzin, Valentin Jumaschew, als Berater von Präsident Wladimir Putin zurückgezogen. Jumaschew habe vor etwa einem Monat seine Beratertätigkeit auf freiwilliger Basis beendet, teilte Präsidialamtssprecher Dmitrij Peskow mit und bestätigt damit eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters. Jumaschew hatte als unbezahlter Berater zwar keinen großen Einfluss auf Putins Entscheidungen. Aber er war eine der wenigen verbliebenen Verbindungen in der Moskauer Führung zur Amtszeit des Putin-Vorgängers Jelzin, in der es nach dem Zerfall der Sowjetunion zu liberalen Reformen und einer Öffnung Russlands gegenüber dem Westen gekommen war. Jelzin war von 1991 bis 1999 Präsident.
Habeck: Putin kann Wirtschaftsdruck nicht mehr lange durchhalten
12.12 Uhr: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geht davon aus, dass die Sanktionen gegen Russland bald Wirkung zeigen. Zwar könne Präsident Wladimir Putin die Armee vielleicht noch über heimische Produkte wie Öl oder Weizen versorgen, sagte der Grünen-Politiker in der Haushaltsdebatte des Bundestages. Die Wirtschaft des Landes breche aber dramatisch ein. »Er kann das nicht mehr lange durchhalten.«
Russland könne von den Öl- oder Gas-Einnahmen wegen der Sanktionen faktisch nichts mehr kaufen. »Es fehlen Sicherheitsupdates für die Flugzeuge mit der Konsequenz, dass die Flugzeuge bald am Boden bleiben.« Auch der Handel mit neutralen oder gar prorussischen Ländern gehe deutlich zurück. »Die Zeit arbeitet nicht für Russland, sie arbeitet gegen Russland.«
Moskau will Rückzug ausländischer Kämpfer beobachtet haben
12.00 Uhr: »Seit Anfang Mai ist der Zustrom von ausländischen Söldnern für die Teilnahme an den Kampfhandlungen gegen die russischen Streitkräfte versiegt«, behauptet ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums. Seinen Angaben nach ist die Gesamtzahl der ausländischen Kämpfer beim ukrainischen Militär von 6600 auf 3500 gesunken.
Hunderte Ausländer seien schon kurz nach ihrer Ankunft in der Ukraine noch in den Ausbildungslagern von russischen Raketen getötet worden, noch mehr seien an der Front gefallen. Bei einer Gefangennahme würden ausländische Kämpfer nicht als Kobattanten behandelt, droht das russische Verteidigungsministerium. Sie dürften bestenfalls auf eine lange Haftstrafe hoffen.
Die offiziellen Verlautbarungen dürften wohl auch als Abschreckung gedacht sein, da sich gerade in der ersten Kriegsphase viele Freiwillige aus dem Ausland zum Kriegseinsatz gegen die russische Invasion in der Ukraine gemeldet haben. Die Führung in Kiew hatte die Bildung einer Internationalen Legion ausgerufen.
Ukraine will mit Uno-Hilfe wieder Getreide exportieren
11.35 Uhr: Russlands Blockade der ukrainischen Häfen bedroht die globale Nahrungsmittelsicherheit. Die Ukraine strebt deshalb nun eine von den Vereinten Nationen unterstützte Mission zur Wiederherstellung der Schifffahrtsrouten durch das Schwarze Meer an. Man arbeite mit internationalen Partnern an einem entsprechenden Plan, sagte ein Sprecher des ukrainischen Außenministeriums.
Selenskyj: »Die Ukraine ist bereits de facto Mitglied der EU geworden«
11.23 Uhr: Die Ukraine betrachtet sich nach den Worten ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj schon jetzt als Teil der Europäischen Union. »Die Ukraine ist bereits de facto Mitglied der EU geworden«, sagte Selenskyj in einer Videoansprache vor dem luxemburgischen Parlament. »Ich glaube, dass die Ukraine bereits durch ihr Handeln zeigt, dass sie die europäischen Kriterien erfüllt.«Selenskyj zeigte sich überzeugt, dass sich Luxemburg dafür einsetzen werde, im Juni den offiziellen Status eines EU-Beitrittskandidaten zu erhalten und »in einem beschleunigten Verfahren EU-Mitglied zu werden«.
Citibank beendet Zusammenarbeit mit russischem Finanzministerium
11.09 Uhr: Russlands Fremdwährungsanleihen wurden bislang vom US-Institut Citibank abgewickelt. Die Bank diente als Steuer-, Transfer- und Zahlstelle. Diese Aufgabe werde künftig von der nationalen Stelle zur Wertpapierverwahrung und Abwicklung übernommen, meldet das russische Finanzministerium. Mit der Citibank arbeite man schon seit dem 24. Mai nicht mehr zusammen.
Deutsche Exporte nach Russland um 63 Prozent eingebrochen
11.02 Uhr: Viele deutsche Unternehmen haben ihre Produktion in Russland heruntergefahren und prüfen, ob und wie sie Russland verlassen können. Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamts sanken die deutschen Exporte nach Russland im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 63,1 Prozent.
»Der Exodus hat mit den gegenseitigen Sanktionen zu tun, mit Logistik- und Finanzierungsproblemen sowie den schwindenden Marktchancen«, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Cathrina Claas-Mühlhäuser. »Klar ist: An jedem Tag, den der russische Krieg gegen die Ukraine andauert, ziehen sich weitere internationale Unternehmen vom russischen Markt zurück und die Wirtschaftskrise dort verschärft sich.«
Russland bejubelt militärische Erfolge
10.57 Uhr: Das russische Verteidigungsministerium meldet den Abschuss eines ukrainischen Kampfflugzeugs vom Typ Su-25 in der Region Mykolaiv am Schwarzen Meer. Außerdem sei es russischen Truppen gelungen, Kommandostellungen in der Nähe von Charkiw im Osten des Landes zu erobern.
Ukraine meldet Angriffe vom Schwarzen Meer aus
10.20 Uhr: In der Ukraine haben mehrere Regionen Luft- und Raketenangriffe gemeldet, darunter die Kreise Stryj und Sambir und die Hafenstadt Odessa. »Vier feindliche Marschflugkörper wurden abgefeuert. Sie wurden vom Schwarzen Meer aus abgeschossen«, meldete der Chef der Militärverwaltung im westukrainischen Lwiw, Maxym Kosytzkyj, auf seinem Telegram-Kanal. Er sprach von fünf Verletzten. Auch im Norden der Ukraine wird weiter gekämpft.
Britischer Geheimdienst erwartet taktische Pause
09.15 Uhr: Russische Truppen haben nach britischer Einschätzung den Großteil der umkämpften ostukrainischen Großstadt Sjewjerodonezk eingenommen. Sie benötigen aber wohl mindestens eine kurze taktische Pause, um eine Überquerung des Flusses Siwerski Donez und weitere Angriffe im Gebiet Donezk vorzubereiten, heißt es aus dem britischen Verteidigungsministerium. Der Fluss ist eine natürliche Verteidigungslinie der ukrainischen Truppen. Sie haben mehrere Brücken zerstört, um den russischen Vormarsch zu erschweren.
Slowakei liefert acht Haubitzen an die Ukraine
09.02 Uhr: Die Slowakei liefert der Ukraine acht Haubitzen. Das teilt das slowakische Verteidigungsministerium mit. Es handele sich um den selbst entwickelten und produzierten Typ Zuzana 2, eine modernisierte Version eines älteren Modells des großkalibrigen Artilleriegeschützes. Die Haubitzen könnten alle Arten von Nato-Munition des Kalibers 155 Millimeter verschießen und hätten je nach Munition eine Reichweite von 40 bis 50 Kilometer.
Im Unterschied zur bereits zuvor erfolgten Lieferung des Raketenabwehrsystems S-300 handele es sich diesmal nicht um ein Geschenk, sondern um einen kommerziellen Verkauf.
Novartis fährt Geschäft in der Ukraine wieder hoch
08.18 Uhr: Der Schweizer Pharmakonzern Novartis nimmt seine Geschäfte in der Ukraine wieder auf. »Nach Prüfung der aktuellen Sicherheitsprotokolle im Land und auf Empfehlung, die wir regelmäßig überprüfen werden, haben wir damit begonnen, den Betrieb aus der Ferne wieder aufzunehmen«, so der Arzneimittelhersteller aus Basel. Dem vom Krieg gezeichneten Land solle bei der Wiederherstellung einiger grundlegender kritischer Geschäftsabläufe geholfen werden. Die Sicherheit der Mitarbeitenden bleibe dabei das oberste Ziel.
Ukrainischer Botschafter lobt Scholz für Ankündigung von Luftabwehrsystem
07.26 Uhr: Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, hat erstmals einen anderen Ton angeschlagen und die Ankündigungen von Kanzler Olaf Scholz (SPD) zu neuen Waffenlieferungen begrüßt. »Wir sind glücklich darüber, dass nun endlich Bewegung in die Sache gekommen und das Eis gebrochen ist«, sagte Melnyk der »Stuttgarter Zeitung« und den »Stuttgarter Nachrichten« (Donnerstagsausgaben). »Gerade um das System Iris haben wir uns hinter den Kulissen seit fast drei Monaten bemüht.«
Scholz hatte im Bundestag am Mittwoch die Lieferung des modernen Luftverteidigungssystems Iris-T-SLM des Rüstungskonzerns Diehl sowie eines Ortungsradars angekündigt. Melnyk sagte den Zeitungen, er hoffe, dass das System im Sommer fertig produziert ist. Im August solle die Ausbildung starten und im Oktober der Einsatz beginnen. Der »Wirtschaftswoche« gegenüber gab Melnyk die Kosten mit 140 Millionen Euro pro Stück an. Elf weitere Systeme könnte die Ukraine zeitnah beziehen.
»Endlich können wir dem Bundeskanzler Scholz von Herzen sagen: Danke!«, sagte Melnyk. »Jetzt kann man wirklich von einer Zeitenwende für die Ukraine sprechen. Wir hoffen auf weitere moderne Waffensysteme aus Deutschland.«
Der ukrainische Botschafter zählt zu den schärfsten Kritikern der Bundesregierung und hat ihr in der Vergangenheit immer wieder zu große Zögerlichkeit in der Frage der Waffenlieferungen vorgeworfen.
Ukrainisches Militär meldet anhaltende Kämpfe um Sjewjerodonezk
07.00 Uhr: Die Kämpfe um das Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine dauern nach Angaben aus Kiew weiter an. »Der Gegner führt Angriffe in der Ortschaft Sjewjerodonezk durch«, teilte der ukrainische Generalstab am Donnerstag in seinem Lagebericht mit. Wie viele Bezirke der einstigen Großstadt die Ukrainer noch halten, ist unklar. Schon am Mittwoch hatten die Russen das Stadtzentrum eingenommen. Gefechte in den Vororten Bobrowe und Ustyniwka hätten den russischen Truppen trotz Unterstützung durch Granatwerfer aber keinen Erfolg gebracht, hieß es nun im Lagebericht.
Dafür räumen die ukrainischen Militärs der russischen Offensive in Komyschuwacha zumindest »teilweise Erfolg« ein. Die städtische Siedlung liegt südlich der Großstadt Lyssytschansk, dem nächsten Etappenziel der Russen. Lyssytschansk und Sjewjerodonezk werden nur durch den Fluss Siwerski Donez getrennt und bildeten vor dem Krieg zusammen einen Ballungsraum von 380.000 Einwohnern.
Der Angriff von Süden soll die russischen Streitkräfte davor bewahren, den Fluss Siwerski Donez überqueren zu müssen, meinen die Militärexperten des Institute for the Study of War (ISW) in ihrer jüngsten Analyse dazu. Schon mehrfach hat das russische Militär im Laufe des Feldzugs mit Schwimmbrücken erfolglos versucht, den Fluss zu überqueren.
Ein weiterer solcher Versuch ist laut dem ukrainischen Generalstab vor der Großstadt Slowjansk gescheitert. Dort hätten russische Truppen aus Lyman kommend versucht, die Ortschaft Raihorodok am Siwerski Donez einzunehmen, seien aber zurückgeschlagen worden. Der Raum Slowjansk-Kramatorsk ist die Operationszentrale der ukrainischen Streitkräfte im Donbass. Vor dem Krieg lebten in dem Ballungsraum rund eine halbe Million Menschen.
An anderen Frontabschnitten blieb es demnach vergleichsweise ruhig. Das ukrainische Militär berichtet allerdings von anhaltendem russischen Artilleriefeuer auf die Verteidigungslinien im Donbass. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen.
Selenskyj erinnert an Schicksal der Kinder im Krieg
06.03 Uhr: In fast 100 Tagen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens 689 Kinder zu Schaden gekommen. 243 Kinder seien getötet worden, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache vom Mittwochabend in Kiew. Mindestens 446 Kinder seien verletzt worden, 139 Kinder würden vermisst. »Und das sind nur die, von denen wir wissen.« Es gebe keine Informationen aus den von russischen Truppen besetzten Gebieten.
»Ewiges Gedenken denjenigen, deren Leben der russische Krieg gegen die Ukraine genommen hat«, sagte Selenskyj. Er erinnerte mit Namen an mehrere Einzelschicksale getöteter Kinder. Mittwoch war der 98. Tag seit dem russischen Angriff vom 24. Februar.
Der Kiewer Präsident erinnerte auch daran, dass weit über 200.000 Kinder aus der Ukraine nach Russland gebracht worden seien. Er sprach von Deportation und einem »niederträchtigen Kriegsverbrechen«. Nach Moskauer Militärangaben vom Mittwoch sind seit Februar knapp 1,6 Millionen Menschen aus den umkämpften Gebieten der Ukraine und den prorussischen Separatistenrepubliken nach Russland gebracht worden. Dazu zählten knapp 260.000 Kinder.
Das geschah in der Nacht
04.36 Uhr: Im Gebiet Lwiw sind Raketen eingeschlagen – dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Kiew zufolge wurden seit Kriegsbeginn 243 Kinder getötet. Und Annalena Baerbock sagt: »Die Ukraine muss gewinnen.« Den Überblick darüber, was in der Nacht geschah lesen Sie hier.