Ukraine-News am Mittwoch USA kündigen Hilfe für die Ukraine in Milliardenhöhe an

Ukrainischer Soldat in den Wäldern nahe der Provinz Saporischschja, neben ihm Haubitzen-Munition
Foto: Celestino Arce Lavin / dpaDas waren die Ukraine-News am 15. Juni 2022.
Russland und China wollen nach Kreml-Angaben ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit verstärken.
Gazprom hat angekündigt, erneut die Gaslieferungen nach Deutschland zu drosseln.
Evakuierung von Chemiewerk in Sjewjerodonezk ist laut prorussischer Separatisten gescheitert.
Israel soll in Zukunft über Ägypten verflüssigtes Gas nach Europa liefern.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) will Ukraine drei Mars-II-Raketenwerfer anbieten.
Die Schulen in Deutschland haben inzwischen 135.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine aufgenommen.
Emmanuel Macron sagt, die Ukraine müsse mit Russland verhandeln, um einen Frieden herbeizuführen.
Ein russisches Ultimatum an ukrainische Soldaten im Asot-Chemiewerk in Sjewjerodonezk ist nun abgelaufen.
Die Ukraine hat vor einem langen, weltweiten Weizenmangel aufgrund des russischen Angriffs gewarnt.
US-Präsident Joe Biden hat sich für die Errichtung von Getreidesilos an der polnischen Grenze ausgesprochen.
Selenskyj nimmt Einladungen zu Gipfeln von G7 und Nato an
21.45 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Einladungen zu den Gipfeln von G7 und Nato angenommen. Das schrieb Selenskyj auf Twitter. Die Gruppe sieben führender Industrienationen wird Ende Juni in Bayern tagen, die Nato direkt danach in Madrid.
Gratefully accepted the invitation of partners to take part in key international events: from 🇩🇪 Federal Chancellor @Bundeskanzler - in the #G7GER Summit, from NATO Secretary General @jensstoltenberg - in the #NATOsummit in Madrid.
— Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) June 15, 2022
Tschechien legt Schwerpunkt für EU-Ratspräsidentschaft auf Ukraine
19.22 Uhr: Kurz vor der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Tschechien zum 1. Juli hat die Regierung in Prag die Beherrschung des Flüchtlingszustroms aus der Ukraine und die Planung des späteren Wiederaufbaus der Ex-Sowjetrepublik als ihre Schwerpunkte genannt. »Nach der russischen Aggression gegen die Ukraine ist die Welt nicht mehr dieselbe«, sagte Ministerpräsident Petr Fiala in Prag.
Biden kündigt neue Milliardenhilfen für die Ukraine an
19.16 Uhr: Die USA haben weitere militärische und humanitäre Hilfe für die Ukraine angekündigt. Präsident Joe Biden erklärte, er habe seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat ein Sicherheitspaket mit einem Umfang von mehr als einer Milliarde Dollar in Aussicht gestellt. Es enthalte zusätzliche Artillerie sowie Waffensysteme zur Küstenverteidigung und Munition. Die Hilfe solle die Ukraine bei ihrem Kampf im Donbass unterstützen. Zudem würden weitere 225 Millionen Dollar an humanitären Hilfen für die Menschen im Land bereitgestellt.
Früheren Angaben von Insidern zufolge ist die neue Militärhilfe in zwei Paketen aufgeteilt. Eins stamme überwiegend aus US-Beständen und umfasse insbesondere Munition für Raketenwerfer und Artilleriegeschütze im Wert von mehr als 350 Millionen Dollar. In dem zweiten Paket von etwa 650 Millionen Dollar dürften dann etwa »Harpoon« Anti–Schiffs-Raketen sowie Nachtsichtgeräte enthalten sein. Dies werde über ein spezielles, vom Kongress autorisiertes Programm für die Ukraine finanziert. Es wäre das erste Mal, dass die USA eine Lieferung der »Harpoon« erwägen.
Deutschland will der Ukraine Mehrfachraketenwerfer liefern
18.48 Uhr: Deutschland will der Ukraine drei Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesysteme vom Typ Mars-II zur Verfügung stellen. Das teilt Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht nach Gesprächen mit Vertretern aus fast 50 Staaten zur Koordinierung der militärischen Unterstützung für die Ukraine mit. Mit Mars-II können Ziele in mehr als 80 Kilometer Entfernung getroffen werden.

Raketenwerfer vom Typ Mars-II in der Alb-Kaserne, Baden-Wüttemberg
Foto:Sebastian Gollnow / dpa
»Mir ist es wichtig, dass ich diese Möglichkeit nutze, aus der Bundeswehr abzugeben, aber ich gehe damit auch an die Grenzen«, sagte Lambrecht weiter. Es sei aber sichergestellt, dass die Bundeswehr die Landes- und Bündnisverteidigung gewährleisten könne. Mehr dazu lesen Sie hier.
Macron knüpft einen EU-Kandidatenstatus der Republik Moldau an Bedingungen
17.42 Uhr: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hält einen Status Moldaus als Beitrittskandidat der Europäischen Union nur unter Bedingungen für möglich. »Ich hoffe, dass wir eine klare Antwort beim Thema des Beitritts geben können«, sagte Macron in Chisinau. »Es ist quasi sicher, dass dies von Bedingungen begleitet wird, bevor es weiter geht.«
Macron erläuterte, dass Moldau der Kandidatenstatus unter normalen Umständen wohl nicht zuerkannt würde, die Situation aber wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine und der Destabilisierung anders bewertet werde. Macron sagte auch, dass die Erweiterung der EU nicht die einzige Antwort für die Stabilität auf dem Kontinent seien könne.
Uno untersucht Berichte über Zwangsadoption ukrainischer Kinder in Russland
17.35 Uhr: Die Vereinten Nationen gehen nach eigenen Angaben Berichten nach, wonach ukrainische Kinder nach Russland gebracht und dort zur Adoption durch russische Familien freigegeben werden. Dies sagte Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet vor dem Menschenrechtsrat in Genf. Die Uno »beugt sich über Anschuldigungen, dass Kinder aus der Ukraine mit Zwang in die Russische Föderation gebracht werden«.
Die Vereinten Nationen hatten sich bereits Anfang März besorgt über mögliche Zwangsadoptionen ukrainischer Kinder geäußert. Es wird vermutet, dass mehrere tausend Kinder aus ukrainischen Kriegsgebieten nach Russland gebracht worden sind. Allerdings betonte Bachelet, dass das Menschenrechtskommissariat diese Vorwürfe derzeit nicht bestätigen oder mögliche Zahlen nennen könne.
Russische Vermögenswerte von 4,48 Milliarden Euro in Deutschland eingefroren
17.28 Uhr: Im Zuge der Sanktionen wegen des Kriegs sind bisher russische Vermögenswerte von 4,48 Milliarden Euro in Deutschland eingefroren worden. Dies beziehe sich auf Werte, die durch die mittlerweile sechs EU-Sanktionspakete erfasst seien, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Darunter seien Zentralbankguthaben, Firmenbeteiligungen sowie Schiffe und Jachten.
US-Verteidigungsminister wirbt in Brüssel für mehr Hilfe für Ukraine
17.22 Uhr: US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat Verbündete wie Deutschland zu zusätzlicher militärischer Unterstützung für die Ukraine aufgerufen. Russland versuche, die ukrainischen Stellungen mit Waffen großer Reichweite auszuschalten und bombardiere weiter wahllos ukrainisches Territorium, sagte Austin in Brüssel.
US-Verteidigungsminister Austin
Deshalb müsse man die gemeinsamen Anstrengungen für die ukrainische Selbstverteidigung intensivieren. »Wir müssen uns selbst noch stärker antreiben«, sagte Austin. Man könne es sich nicht erlauben, Schwung zu verlieren.
Habeck zweifelt an Russlands Begründungen für die Drosselung der Gaslieferungen
16.43 Uhr: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zweifelt russische Darstellungen über eingeschränkte Gaslieferungen an: »Die Begründung der russischen Seite ist schlicht vorgeschoben«, sagt er. »Es ist offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben.« Die Versorgungssicherheit sei gewährleistet. Aber: Energiesparen sei das Gebot der Stunde.

Robert Habeck: »Es ist offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben.«
Foto: MICHELE TANTUSSI / REUTERS»Versprechungen helfen nicht auf dem Schlachtfeld«
16.26 Uhr: Kanzler Olaf Scholz soll bald in die Ukraine reisen. Ändert sich seine Sicht auf den Krieg, wenn er vor Ort ist? Michajlo Podoljak, der Berater von Wolodymir Selenskyj, hofft auf eine Wende. Lesen Sie hier das Interview von unserem Kollegen Christian Esch.
Ukraine steht »vor einem entscheidenden Moment auf dem Schlachtfeld«
16.09 Uhr: Die USA rechnen mit weiteren westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine. Das Land stehe »vor einem entscheidenden Moment auf dem Schlachtfeld«, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin zum Auftakt eines Treffens von 45 Ländern der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe im Brüsseler Nato-Hauptquartier. Er spielte damit auf die erbitterten Kämpfe gegen russische Einheiten im Osten des Landes an. »Wir werden unsere Unterstützung für die ukrainischen Streitkräfte vertiefen«, betonte Austin.
Auch der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow nahm an dem Treffen teil. Sein Ministerium hatte zuvor beklagt, Kiew habe bislang nur »rund zehn Prozent« der vom Westen geforderten Waffen erhalten. Für die Kämpfe im Donbass will die Ukraine unter anderem schwere Waffen wie Panzer und Haubitzen.
Großbritannien verspricht baldige Lieferung von Raketenwerfern an die Ukraine
16.08 Uhr: Großbritannien wird der Ukraine nach eigenen Angaben bald Mehrfachraketenwerfer liefern, um das Land im Verteidigungskampf gegen Russland zu unterstützen. »Ich denke, die Lieferung steht kurz bevor«, sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace in Oslo. Großbritannien hatte bereits am 6. Juni die Lieferung des Mehrfachraketenwerfer-Systems MLRS angekündigt. Mit bis zu 80 Kilometern ist seine Reichweite Militärexperten zufolge etwas größer als die ähnlicher russischer Systeme. Somit könnten die Kiewer Streitkräfte feindliche Artillerie treffen, ohne in deren Reichweite zu geraten.
CDU fordert von Scholz Bekenntnis zum EU-Beitrittsstatus für Ukraine
15.52 Uhr: Die CDU hat von Kanzler Olaf Scholz (SPD) ein klares Bekenntnis zum EU-Beitrittsstatus für die Ukraine verlangt. Der EU-Gipfel am 23. und 24. Juni werde dazu eine Entscheidung treffen, sagte CDU-Generalsekretär Mario Czaja nach Beratungen der Parteispitze in Berlin. Scholz sei bei der Frage »bislang ausgewichen, hat nicht klar gesagt, was er da tun will«. Es sei gut, dass Scholz nun endlich nach Kiew reise. »Die Erwartungen an diese Reise sind natürlich auch sehr hoch.«

CDU-Generalsekretär Mario Czaja: Hohe Erwartungen
Foto: Britta Pedersen / dpaKreml verkündet verstärkte Zusammenarbeit mit China wegen Sanktionen
15.45 Uhr: Russland und China wollen nach Kreml-Angaben angesichts der westlichen Sanktionen ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit verstärken. Dies sei bei einem Telefongespräch zwischen den Präsidenten Wladimir Putin und Xi Jinping vereinbart worden, teilte das russische Präsidialamt in Moskau mit. Die Zusammenarbeit solle »angesichts der weltweiten Wirtschaftssituation, die sich durch die unrechtmäßigen Sanktionen des Westens verkompliziert hat«, verstärkt werden.
Gazprom drosselt Gaslieferung erneut
15.29 Uhr: Der russische Energiekonzern Gazprom reduziert die maximalen Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland erneut. Von Donnerstagfrüh an werden täglich nur noch maximal 67 Millionen Kubikmeter durch die Leitung gepumpt, kündigte Gazprom am Mittwoch an. Erneut begründete das russische Staatsunternehmen diesen Schritt mit Verzögerungen bei Reparaturarbeiten durch die Firma Siemens. Deshalb müsse eine weitere Gasverdichtungsanlage abgestellt werden, hieß es.
Bereits am Dienstag hatte Gazprom die Reduktion der maximalen Liefermenge auf zunächst bis zu 100 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag verkündet. Das entspricht rund 60 Prozent des bisher geplanten Tagesvolumens von 167 Millionen Kubikmeter Gas. Die Bundesnetzagentur wies die Angaben von Gazprom, wonach Verzögerungen bei Reparaturen an einem Gasverdichteraggregat der Grund für die reduzierten Gasliefermengen seien, wenig später zurück.
Greifswalder Polizist bringt Ukrainerin und Hund wieder zusammen
15.05 Uhr: Ein Greifswalder Polizist hat mit besonderem Engagement eine ukrainische Geflüchtete mit ihrem Hund wiedervereint. Der Shih Tzu namens Buddy habe die 46-Jährige auf ihrer Flucht aus der Heimat begleitet und sei Ende vergangener Woche vor einem Greifswalder Supermarkt gestohlen worden, teilte die Polizei mit. Die Ukrainerin sei mit ihren zwei kleinen Kindern aus der Heimat geflohen, habe aber ihren Mann zum Kämpfen zurücklassen müssen.

Polizist mit Hund Buddy
Foto: Polizeiinspektion AnklamZeugen hätten gesehen, wie ein Mann das Tier vor dem Supermarkt mitnahm. Ein mit dem Fall beschäftigter Polizist war laut Mitteilung von dem Schicksal so beeindruckt, dass er privat Suchplakate anfertigte. Als er diese auch vor dem Tierheim anbringen wollte, habe eine dortige Mitarbeiterin Buddy erkannt. Nach ihrer Aussage sei der Hund gefunden und abgegeben worden. Schließlich wurde das Tier wieder an sein Frauchen übergeben.
Uno: Tausende Zivilisten sind in Sjewjerodonezk bei knappen Wasservorräten gefangen
14.50 Uhr: In der schwer umkämpften Stadt Sjewjerodonezk sind der Uno zufolge mehrere Tausend Menschen eingeschlossen. Wasser und Lebensmittel werden in der Stadt im Osten des Landes knapp, wie »The Guardian« berichtet. Russische Kräfte kontrollieren inzwischen den überwiegenden Teil der Stadt.
Russlands Ex-Präsident Medwedew schockiert mit neuen Ukraine-Aussagen
14.42 Uhr: Russlands Ex-Präsident Dmitrij Medwedew hat das Fortbestehen der Ukraine als souveräner Staat infrage gestellt – und damit einmal mehr für Aufsehen gesorgt. Er habe gelesen, die Ukraine wolle Verträge über die Lieferung von US-amerikanischem Flüssiggas für zwei Jahre abschließen, schrieb Medwedew, der mittlerweile stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates ist, am Mittwoch auf Telegram. Dann fügte er hinzu: »Nur eine Frage: Wer hat denn gesagt, dass die Ukraine in zwei Jahren überhaupt noch auf der Weltkarte existieren wird?«
Chinesischer Präsident: Verhandlungen müssen Krieg in der Ukraine stoppen
14.05 Uhr: Der chinesische Präsident Xi Jinping drängt einem Medienbericht zufolge auf eine Verhandlungslösung für den Krieg in der Ukraine. Alle Parteien sollten »auf verantwortungsvolle Weise« auf ein Ende des Konfliktes hinarbeiten, habe Xi dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem Telefongespräch gesagt, berichtet der chinesische Sender CCTV. In dem Telefonat bekräftigte Xi die Bereitschaft Chinas, eine Vermittlerrolle zu übernehmen. Zudem hat China Russland seine Unterstützung in Fragen der »Souveränität und Sicherheit« zugesichert. Peking sei bereit, die Zusammenarbeit mit Moskau mit dem Ziel einer »gerechteren und vernünftigeren« internationalen Ordnung zu intensivieren. Es war das zweite Telefonat der beiden Staatschefs seit Russlands Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar.

Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping im Februar
Foto: Alexei Druzhinin / APRussischer Wirtschaftsminister: Russische Rezession könnte milder verlaufen
13.38 Uhr: Die Rezession der russischen Wirtschaft wegen der westlichen Sanktionen infolge des Krieges gegen die Ukraine dürfte der Regierung in Moskau zufolge nicht so stark ausfallen wie zunächst erwartet. Es sei durchaus möglich, dass »die Stärke des Rückgangs etwas geringer ausfällt als wir dachten«, sagte Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow am Mittwoch in Moskau. Zudem könne die Teuerung geringer sein als erwartet. »Wir können sagen, dass die Inflation (in Russland) eindeutig viel niedriger sein wird als die Schätzungen«, fügte der Minister hinzu. Die russische Zentralbank hat vergangene Woche ihren Leitzins auf das Vorkrisenniveau von 9,5 Prozent gesenkt. Sie hielt sich zugleich die Tür für weitere Lockerungen offen, da sich die Inflation verlangsamt hat.
Grünenpolitiker Hofreiter erwartet klare Angebote für die Ukraine
13.14 Uhr: Angesichts der erwarteten Kiew-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) werden Forderungen laut, der ukrainischen Regierung konkrete Angebote für weitere Waffenlieferungen und eine EU-Beitrittsperspektive zu machen. Scholz habe angekündigt, »nur in die Ukraine zu reisen, wenn er ein konkretes Angebot mitbringen kann«, sagte der Grünenpolitiker Anton Hofreiter. »Ich gehe davon aus, dass er sich an sein Versprechen hält.« Einem Bericht zufolge will Deutschland der Ukraine drei Mars-II-Raketenwerfer liefern.
Im Gespräch ist, dass Scholz gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Italiens Ministerpräsident Mario Draghi in den nächsten Tagen die Ukraine besucht. Hofreiter sagte der »Rheinischen Post«, erfreulich wäre, »wenn der Ukraine möglichst bald der EU-Kandidatenstatus verliehen würde«. Das wäre ein wichtiges Signal an die Ukraine, aber auch ein deutliches Zeichen an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, dass die EU und Europa an der Seite der Ukraine stehen, sagte der Vorsitzende des Bundestags-Europaausschusses.
Selenskyj pocht auf EU-Kandidatenstatus für Ukraine
13.04 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eindringlich dafür geworben, seinem Land den Status eines EU-Beitrittskandidaten zuzuerkennen. Der 44-Jährige sprach per Video zu beiden Parlamentskammern in Tschechien, das in der zweiten Jahreshälfte die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt. Der Kandidatenstatus würde unter Beweis stellen, dass Europa eine wirkliche Gemeinschaft sei und die europäischen Werte mehr bedeuteten als nur leere Phrasen, sagte Selenskyj.
Die Ukraine hatte kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs einen Antrag auf Aufnahme in die EU gestellt. Die EU-Staaten beauftragten die EU-Kommission daraufhin, eine Empfehlung abzugeben, ob das Land den Status eines Beitrittskandidaten bekommen sollte. Wie es weitergeht, soll dann auf einem Gipfel am 23. und 24. Juni entschieden werden.
Selenskyj warnte, dass Russlands Präsident Wladimir Putin bei einem Sieg nicht in der Ukraine haltmachen würde. Dessen imperiale Ambitionen reichten »von Warschau bis nach Sofia, von Prag bis nach Tallinn«. Zum Abschluss zitierte er das Motto des früheren tschechoslowakischen und tschechischen Präsidenten Václav Havel (1936-2011): »Wahrheit und Liebe müssen siegen über Lüge und Hass.« Dafür erhielt er von den tschechischen Parlamentariern minutenlangen Beifall.

Wolodymir Selenskyj am 14. Juni: »von Warschau bis nach Sofia, von Prag bis nach Tallinn«
Foto: Ukrainian Presidential Press Office / ZUMA Wire / IMAGONeue deutsche Kampfbrigade für Litauen bleibt überwiegend zu Hause
12.57 Uhr: Jens Stoltenberg hat die Pläne von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für eine Kampfbrigade im Baltikum begrüßt. Er freue sich über die deutsche Zusage, das bestehende Engagement in Litauen auszuweiten, sagte Stoltenberg vor dem Verteidigungsministertreffen der Allianz in Brüssel. Nach seinen Angaben sollen die zusätzlichen Kräfte allerdings überwiegend in Deutschland stationiert bleiben.
Eine Brigade umfasst im Regelfall 3000 bis 5000 Soldatinnen und Soldaten. »Nicht alle werden in Litauen oder anderen östlichen Teilen der Allianz eingesetzt«, betonte Stoltenberg mit Blick auf die deutschen Pläne, die Vorbild für andere Nato-Länder sein könnten.
Es seien aber regelmäßige Trainingseinsätze in Litauen geplant. Zudem sollen laut Stoltenberg »Elemente von Hauptquartieren« in östlichen Teilen der Allianz aufgebaut werden sowie Material und Waffen vor Ort bereitgehalten werden.
Evakuierung von Chemiewerk laut prorussischer Separatisten gescheitert
12.33 Uhr: In der umkämpften ostukrainischen Großstadt Sjewjerodonezk ist die von Moskau geplante Evakuierung des Chemiewerks Azot nach Angaben prorussischer Separatisten vorerst gescheitert. Weil die ukrainische Seite vom Werksgelände mit Granatwerfern und Panzern schieße, könnten sich dort keine Menschen in Sicherheit bringen, teilte der Separatistenvertreter Rodion Miroschnik mit. Das russische Verteidigungsministerium hatte den humanitären Korridor für Mittwoch angekündigt, damit Zivilisten aus den Bunkern der Industrieanlage fliehen können.

Während schwerer Kämpfe an der Front in Sjewjerodonezk in der Region Luhansk liegen ausgebrannte Autowracks am Straßenrand.
Foto: Oleksandr Ratushniak / dpaVermutet werden dort mehr als 500 Zivilisten; die Separatisten gehen davon aus, dass es bis zu 1200 Menschen sein könnten. Sie hätten über den Korridor in jenes Gebiet fliehen sollen, das von prorussischen Kräften kontrolliert wird. Miroschnik teilte auch mit, dass sich in der Azot-Anlage rund 2000 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt haben könnten. Bestätigt ist das von ukrainischer Seite nicht. Eine Aufforderung Moskaus zur Kapitulation hatte die ukrainische Seite abgelehnt.
Ukraine drängt auf rasche Entscheidung des Westens über weitere Waffenlieferungen
12.19 Uhr: Die Ukraine hat angesichts der zunehmend schwierigen Lage ihrer Truppen im Donbass auf beschleunigte Waffenlieferungen der westlichen Verbündeten gedrängt. »Brüssel, wir warten auf eine Entscheidung«, erklärte Präsidentenberater Mychailo Podoljak auf Twitter kurz vor einem Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe. Russland sei der Ukraine bei seiner Artillerie »im Verhältnis zehn zu eins« überlegen, schrieb Podoljak.
»Ich erhalte täglich Nachrichten von unseren Kämpfern, die sagen, ›Wir halten stand, sagt uns einfach, wann die Waffen kommen‹«, fügte er hinzu. Die Ukraine fordert von ihren westlichen Verbündeten schwere Waffen wie Panzer und Haubitzen, um sich gegen die russische Offensive im Osten des Landes verteidigen zu können.
Die rund 50 Länder der Ukraine-Kontaktgruppe wollen an diesem Mittwoch über weitere Waffenlieferungen an das Land beraten. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte die anderen Nato-Staaten sowie eine Reihe von Partnerländern ins Brüsseler Hauptquartier eingeladen.
Nato lädt ukrainischen Präsidenten zu Gipfel in Madrid ein
12.19 Uhr: Die Nato hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Gast zu ihrem Gipfeltreffen in Madrid eingeladen. Wie Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg mitteilte, ist allerdings noch nicht klar, ob Selenskyj wirklich anreist oder aus seinem Amtssitz in Kiew zugeschaltet wird. »Er ist willkommen, persönlich zu kommen. Wenn das für ihn nicht möglich ist, wird er per Videokonferenz zu uns sprechen«, sagte Stoltenberg.
Israel soll Gas über Ägypten nach Europa liefern
11.44 Uhr: Israel soll in Zukunft über Ägypten verflüssigtes Gas nach Europa liefern. Während eines Besuchs von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kairo unterzeichneten Minister der beiden Länder eine entsprechende Absichtserklärung. Für die europäische Seite unterschrieb EU-Energiekommissarin Kadri Simson. Die Einigung komme zu einer »sehr schwierigen Zeit« für die EU – während eines Kriegs auf europäischem Boden, sagte von der Leyen. Ziel seien fossile Brennstoffe von »vertrauenswürdigen Lieferanten«.
Was Europa jetzt tun sollte
11.37 Uhr: Russische Truppen setzen die Ukraine im Donbass immer stärker unter Druck. Umso wichtiger ist es, dass die EU-Staaten Kiew jetzt unterstützen – nicht nur mit Waffen. Lesen Sie hier den Kommentar unseres Kollegen Maximilian Popp.
Bericht: Lambrecht will Ukraine drei Mars-II-Raketenwerfer anbieten
11.22 Uhr: Deutschland will der Ukraine einem Bericht zufolge drei statt der bisher im Gespräch gewesenen vier Mars-II-Raketenwerfer liefern. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) wolle den Plan beim Treffen der EU-Verteidigungsminister verkünden, berichtete das Portal »Business Insider«. Die deutschen Raketenwerfer aus Bundeswehr-Beständen sollten im August oder September an die Ukraine gegeben werden können. Vorher sollen ukrainische Soldaten noch an dem System ausgebildet werden, wie das Portal weiter berichtete.
Dass nun drei statt vier Raketenwerfer geliefert werden, hänge unter anderem mit fehlender Munition zusammen. Deutschland könne einen größeren Teil seiner eigenen Munition nicht verschießen, weil ein Software-Update fehle. Das Update sei für Ende des Jahres angekündigt, berichtete das Portal weiter.
Nach Informationen von »Business Insider« klappt die deutsche Lieferung deshalb jetzt auch nur, weil die USA zusätzliche Munition für Mars II liefern wollen. Zudem sei in Deutschland weniger als die Hälfte der Mars-Systeme einsatzfähig, das System werde von der Industrie auch nicht mehr gebaut.
Knapp 135.000 ukrainische Schüler an deutschen Schulen
11.17 Uhr: Die Schulen in Deutschland haben inzwischen etwa 135.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine aufgenommen. Die Kultusministerkonferenz (KMK) veröffentlichte die aktuellen Zahlen. Demnach waren an den Schulen und Berufsschulen bis zur vergangenen Woche 134.704 ukrainische Schülerinnen und Schüler registriert, das waren 1243 mehr als in der Woche davor.
Die meisten Kinder und Jugendlichen sind demnach bisher in Bayern (24.791), Nordrhein-Westfalen (23.639) und Baden-Württemberg (18.052) untergekommen. Die Zahlen sind seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vor knapp vier Monaten stetig angestiegen. In einzelnen Bundesländern gehen sie nun aber auch zurück. Insgesamt werden in Deutschland etwa elf Millionen Schülerinnen und Schüler unterrichtet.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte am Dienstag von mehr als 850.000 Flüchtlingen aus der Ukraine gesprochen, die sich mittlerweile in Deutschland registriert hätten. Viele seien wohl inzwischen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, sagte sie.
Nato sichert Ukraine weiterhin Unterstützung zu
11.09 Uhr: Die Nato-Staaten werden nach den Worten von Generalsekretär Jens Stoltenberg der Ukraine weiterhin schwere Waffen und Langstreckensysteme liefern. Er erwarte, dass auf dem Nato-Gipfel am 29. und 30. Juni in Madrid ein neues Hilfspaket für die Ukraine vereinbart werde. »Wir konzentrieren uns sehr darauf, die Unterstützung zu verstärken«, sagte Stoltenberg auf einer Pressekonferenz. Das Hilfspaket solle der Ukraine den Übergang von Waffen sowjetisches Stils hin zu westlichen Waffen ermöglichen.
Ukraine: 5,7 Millionen Vögel getötet
10.44 Uhr: Laut dem ukrainischen Landwirtschaftsministerium könne wegen des russischen Einmarsches Getreide auf einer Fläche von rund 2,4 Millionen Hektar nicht abgeerntet werden. Das Ministerium schätzt zudem, dass in den von den Kämpfen betroffenen Gebieten 42.000 Schafe und Ziegen, 92.000 Kühe, 258.000 Schweine und mehr als 5,7 Millionen Vögel getötet wurden.
Macron: Ukraine müsse mit Russland reden
10.42 Uhr: »Der ukrainische Präsident und seine Beamten werden mit Russland verhandeln müssen«, sagte Macron bei einem Besuch in Rumänien und der Republik Moldau. Macron war am Dienstag zu einer dreitägigen Reise zur Südflanke der Nato eingetroffen. Macron wurde von der Ukraine und den osteuropäischen Verbündeten für seine zweideutige Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland kritisiert.

Emmanuel Macron auf dem Militärstützpunkt Mihail Kogalniceanu in Rumänien
Foto: Yoan Valat / APIfo senkt Konjunkturprognose für Deutschland wegen des Kriegs
10.33 Uhr: Der Krieg und seine Folgen belasten die deutsche Wirtschaft weiter schwer. Das Ifo-Institut korrigierte am Mittwoch seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 2,5 Prozent, bisher waren die Experten von 3,1 Prozent ausgegangen. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnete in diesem Jahr nur noch mit einem Wachstum von 2,1 Prozent. Beide Institute verwiesen auf die hohen Energiepreise sowie anhaltende Lieferschwierigkeiten.
Russland meldet Zerstörung von Warenhaus mit Nato-Waffen
10.30 Uhr: Russland teilte mit, seine Raketen hätten ein Munitionslager für von der Nato-Staaten gespendete Waffen in der westukrainischen Region Lemberg zerstört.
EU schließt mit Israel und Ägypten Gas-Abkommen
10.19 Uhr: Die EU, Israel und Ägypten haben eine Absichtserklärung für ein Erdgas-Abkommen unterzeichnet. Das Abkommen werde zum ersten Mal »bedeutende« Exporte von israelischem Gas nach Europa ermöglichen, teilte das israelische Energieministerium am Mittwoch mit. Die EU hatte erklärt, dass Israel dazu betragen könne, in Zukunft ihre Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern. Das Abkommen wurde am Rande einer Energiekonferenz in der ägyptischen Hauptstadt Kairo unterzeichnet, an der auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teilnahm. Offizielle Stellen gehen davon aus, dass das israelische Gas zu Verflüssigungsanlagen in Ägypten geleitet und dann nach Europa verschifft wird. Von der Leyen sprach davon, dass das Abkommen auch die regionale Zusammenarbeit stärken werde. Mit Ägypten plane die EU auch ein Abkommen über die Produktion von Wasserstoff.
Die EU-Kommission und die Staaten der Europäischen Union versuchen derzeit, weltweit Alternativen zu russischen Gas- und Ölimporten zu finden. Die EU hat wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine bereits ein Kohle- und Ölembargo gegen Russland beschlossen. Die Gaslieferungen aus Russland sind dagegen noch nicht sanktioniert.
Frankreichs Präsident sagt Ukraine andauernde Unterstützung zu
10.08 Uhr: Kurz vor einer möglichen Reise nach Kiew hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der Ukraine andauernde Unterstützung zugesagt. »Wir werden alles tun, um Russlands Kriegskräfte zu stoppen, den Ukrainern und ihrer Armee zu helfen und die Verhandlungen fortzusetzen«, sagte er vor französischen und Nato-Soldaten auf einem Militärstützpunkt in Rumänien. »Auf absehbare Zeit werden wir schützen, abschrecken und präsent sein müssen«, fügte Macron mit Blick auf die verstärkte militärische Präsenz der Nato in den östlichen Staaten des Bündnisses hinzu.
Ostukraine: Lage im umkämpften Sjewjerodonezk wird schwieriger
9.42 Uhr: Im Osten der Ukraine dauern die Gefechte um die Großstadt Sjewjerodonezk und weitere Orte im Gebiet Luhansk an. »Es wird schwieriger, aber unsere Soldaten halten den Feind gleich an drei Seiten auf. Sie schützen Sjewjerodonezk und erlauben keinen Vormarsch nach Lyssytschansk«, teilte der Gouverneur des Luhansker Gebiets, Serhij Hajdaj, am Mittwoch in seinem Blog des Nachrichtenkanals Telegram mit.
Lyssytschansk, wo es laut Hajdaj viele Verletzte gibt, liegt an einem Fluss gegenüber von Sjewjerodonezk, das bereits zum großen Teil von russischen Truppen kontrolliert wird. Die Brücken zwischen beiden Städten sind zerstört. Die Russen beschössen weiter Häuser und hätten in Sjewjerodonezk erneut das Chemiewerk Azot angegriffen, sagte Hajdaj. »Der Gegner ist schwächer in den Straßenkämpfen, deshalb eröffnet er das Feuer aus Artillerie, wodurch unsere Häuser zerstört werden«, sagte er. Auch in den umliegenden Ortschaften gebe es schwere Schäden. Vielerorts habe es zudem russische Luftschläge gegeben.
In elf Ländern drohen Unruhen wegen steigender Lebensmittelpreise
9.10 Uhr: In Ländern insbesondere in Afrika, Asien und im Nahen Osten könnten die steigenden Lebensmittelpreise laut einer Studie zu sozialen Unruhen führen. Elf Länder, die auf Importe knapp gewordener Lebensmittel wie Getreide angewiesen sind, seien besonders gefährdet, schreibt der Kreditversicherer Allianz Trade in einer Studie. Dies seien Algerien, Tunesien, Bosnien-Herzegowina, Ägypten, Jordanien, der Libanon, Nigeria, Pakistan, die Philippinen, die Türkei und Sri Lanka.
Ukrainischer Gouverneur von Luhansk: Truppen halten in Sjewjerodonezk Stand
8.37 Uhr: Sjewjerodonezk wird nach Angaben der ukrainischen Behörden von ukrainischen Truppen weiter verteidigt. Die Soldaten hielten gegen Angriffe von drei Seiten Stand, erklärte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj: »Sie hindern den Feind am Vormarsch auf Lyssytschansk«, sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters. Die von der Ukraine kontrollierte Stadt wird von Sjewjerodonezk nur durch einen Fluss getrennt. Am Montag hatten russische Truppen die letzte Brücke, die die beiden Zwillingsstädte verbindet, zerstört.
Russisches Ultimatum für Chemiewerk in Sjewjerodonezk abgelaufen
8.11 Uhr: Nach wochenlangen Kämpfen um Sjewjerodonezk ist heute Morgen ein russisches Ultimatum für die in einem Chemiewerk der Stadt verschanzten Soldaten abgelaufen. Bis 8 Uhr Moskauer Zeit (7 Uhr MESZ) sollten sich die Kämpfer ergeben, hatte die russische Regierung laut einem Agenturbericht am Dienstag gefordert. Ob die Soldaten tatsächlich die Waffen niedergelegt haben, blieb zunächst unklar. Britische Geheimdienstinformationen untermauerten die Darstellung der ukrainischen Behörden, dass in den Bunkern des Asot-Chemiewerks auch Hunderte Zivilisten ausharren. Russland hatte versprochen, dass sie das Werk sicher verlassen könnten.
Die ukrainischen Behörden versuchten weiter, eine Evakuierung von Sjewjerodonezk zu ermöglichen. Nach der Zerstörung der letzten strategisch wichtigen Brücke zieht sich der Belagerungsring um die Stadt, die ursprünglich gut 100.000 Einwohner hatte, aber immer enger. Das britische Verteidigungsministerium teilte mit, Geheimdienstinformationen zufolge kontrollierten russische Kräfte inzwischen den überwiegenden Teil der Stadt.
London: Russland kontrolliert Mehrheit von Sjewjerodonezk
6.52 Uhr: Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums kontrolliert Russland Sjewjerodonezk nun mehrheitlich. Die schweren Kämpfe haben die Stadt schwer beschädigt, heißt es im täglichen Twitter-Update aus London über die Lage in der Ukraine.
Ukrainische Soldaten sowie mehrere Hundert Zivilisten haben sich im Chemiewerk Asot verschanzt. Dies erinnert an das Stahlwerk Asow in Mariupol, das erst vor wenigen Wochen von Russland erobert wurde. Trotz der Fortschritte habe Russland mit einem derartigen Widerstand in Sjewjerodonezk nicht gerechnet, heißt es weiter aus London. Dies werde russische Streitkräfte weiter beanspruchen, die auch andernorts eingesetzt werden könnten.
Ukraine sagt längeren weltweiten Weizenmangel voraus
6.25 Uhr: Die russische Invasion wird der Ukraine zufolge für mindestens drei Ernten zu einem weltweiten Weizenmangel führen. »Die Ukraine wird für eine lange Zeit vom Markt verschwinden«, sagte Landwirtschaftsminister Mykola Solskji der Nachrichtenagentur Reuters. Es gehe um drei Weizenernten gleichzeitig: »Wir können die Ernte des vergangenen Jahres nicht exportieren, wir können die gegenwärtige Ernte nicht einholen, um sie zu exportieren, und wir wollen die nächste eigentlich nicht aussäen.« Dies sei schlecht für den Rest der Welt. »Was passiert, wenn sie im Juli oder August ankommen und Getreide kaufen wollen, aber abgewiesen werden, oder wenn der Preis bei 600 Dollar je Tonne liegt?«
Verschärft wird das Problem nach Darstellung des Ministers dadurch, dass die ukrainischen Bauern angesichts der russischen Blockaden nicht mehr so viel Weizen anbauen. In der Ukraine ist Winterweizen beliebt, der ab dem Ende des Sommers ausgesät wird. Solskji wies darauf hin, dass die Landwirte im Frühjahr bereits von Mais auf Sonnenblumen umgestiegen sein. Zwar falle die Ernte vom Gewicht her pro Hektar kleiner aus. Jedoch könne sie für einen höheren Preis verkauft werden. Ein ähnlicher Effekt könne nun auch bei Weizen auftreten, sagte Solskji. Es gebe in Europa eine starke Nachfrage nach Sonnenblumen und Raps, die alles andere verdrängen dürften – auch Weizen und Mais. Er gehe davon aus, dass im Herbst die für Winterweizen ausgeschriebene Fläche um einen »bedeutenden Prozentsatz« kleiner sein dürfte. Vor dem Krieg exportierte die Ukraine bis zu sechs Millionen Tonnen Getreide pro Monat. Die russische Blockade reduzierte die Menge im März auf 300.000 Tonnen, seitdem erholt sie sich etwas.
Das geschah in der Nacht
5 Uhr: Die Regierung in Kiew hat kein Interesse an einem Friedensplan nach Minsker Vorbild. Russland soll die Adoption ukrainischer Kinder stoppen, fordert die Uno. Und: Joe Biden will Getreidesilos an der polnischen Grenze. Der Überblick der wichtigsten Ukraine-News der Nacht.
Ukraine-Kontaktgruppe berät über weitere Waffenlieferungen
4.18 Uhr: Bis zu 50 Länder der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe beraten heute über weitere Waffenlieferungen an das Land – ab 15 Uhr. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat die anderen Nato-Staaten sowie eine Reihe von Partnerländern ins Brüsseler Hauptquartier eingeladen. Auch Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) wird erwartet.
Die Ukraine forderte vor dem Treffen schwere Waffen wie Panzer und Haubitzen, um sich gegen die russische Offensive im Osten des Landes verteidigen zu können. Heute Abend kommen in Brüssel dann die Nato-Verteidigungsminister zu einem Arbeitsessen mit der Ukraine und Georgien sowie Schweden und Finnland zusammen (18.30 Uhr). Der bis Donnerstag dauernde Nato-Rat dient der Vorbereitung des Gipfeltreffens in Madrid in zwei Wochen.
Biden unterstützt Getreidesilos an ukrainischer Grenze
3.42 Uhr: US-Präsident Joe Biden unterstützt den Vorstoß europäischer Länder, mit dem Bau von Silos entlang der ukrainischen Grenze den Getreide-Export zur Eindämmung der weltweiten Nahrungsmittelkrise zu ermöglichen. Die Regierung in Washington entwickle in Abstimmung mit den europäischen Partnern einen Plan für den Abtransport von Getreide auf dem Schienenweg, sagte Biden auf einem Gewerkschaftstag in Philadelphia. Ukrainische Gleise hätten eine andere Spurweite als in der EU. »Deshalb werden wir an den Grenzen der Ukraine, auch in Polen, Silos bauen, vorläufige Silos.« Das Getreide könne somit von ukrainischen Eisenbahnwaggons in die neuen Silos und dann auf europäische Güterwaggons verladen werden, um es »auf dem Seeweg in die ganze Welt zu bringen.« Ein Abtransport über das Schwarze Meer sei wegen der russischen Seeminen nicht möglich. Die Ukraine begrüßte den Schritt. »Dies ist nur einer der möglicherweise nützlichen Wege zur Gewährleistung der Ernährungssicherheit«, sagte Stabschef Andrij Yermak. Aber es brauche auch einen sicheren Korridor aus den ukrainischen Häfen.
USA wollen weiterhin Ausnahmen für russische Öl-Importe der EU machen
2.24 Uhr: Die US-Regierung will für die EU weiterhin eine Ausnahme bei den Sanktionen gegen russische Energieexporte machen. Das US-Finanzministerium »hat seine Genehmigung für energiebezogene Transaktionen erneuert, um unsere Vorschriften an den Zeitplan für die Umsetzung des von der Europäischen Union verhängten Rohölverbots anzupassen«, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP.
Eigentlich sollte die Maßnahme zum 24. Juni auslaufen, nun soll sie bis 5. Dezember verlängert werden. Die Verlängerung »wird einen geordneten Übergang ermöglichen, um unserer breiten Koalition von Partnern dabei zu helfen, ihre Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern, während wir uns bemühen, die Einnahmequellen des Kremls einzuschränken«, fügte die Sprecherin hinzu. Die Einfuhr von russischem Öl in die USA bleibt jedoch weiterhin verboten.
Die Europäische Union hatte Ende Mai im Rahmen neuer Sanktionen gegen Moskau wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ein schrittweises Embargo für russisches Öl angekündigt. Der Import von Rohöl per Schiff soll innerhalb von sechs Monaten enden, der Import von Erdölprodukten innerhalb von acht Monaten. Die Öl-Versorgung über die Druschba-Pipeline kann hingegen »vorübergehend« – aber ohne Enddatum – fortgesetzt werden. Sie versorgt unter anderem Ungarn, die Slowakei und Tschechien, die sich ohne diese Ausnahme einem Embargo verweigert hätten.
Union drückt bei EU-Beitritt für Ukraine aufs Tempo
2.00 Uhr: Die Unionsfraktion dringt auf eine Beitrittsperspektive für die Ukraine in die Europäische Union. »Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, sich innerhalb der EU dafür einzusetzen, dass der Ukraine, der Republik Moldau und Georgien eine klare Beitrittsperspektive eröffnet und ihnen auf dem Europäischen Rat am 23. und 24. Juni 2022 der Kandidatenstatus zugesprochen wird«, hieß es nach Angaben der Zeitung »Rheinische Post« in einem Entwurf, den die Union kommende Woche in den Bundestag einbringen will. Es brauche jetzt ein starkes Signal, dass wir die Ukraine langfristig als freien, unabhängigen, europäischen Staat sehen, sagte der Europa-Experte und Junge-Union-Chef Tilman Kuban der Zeitung. »Der EU-Kandidatenstatus darf nicht zum Dauerparkplatz werden.«