Nachrichten im Überblick Zwei Briten und einem Marokkaner droht Todesstrafe vor Donezker Gericht

Satellitenbild vom 6. Juni: die Stadt Rubizhne in der Region Luhansk
Foto: MAXAR TECHNOLOGIES HANDOUT / EPADas waren die Entwicklungen im Ukrainekrieg am 8. Juni.
Zwei Briten und einem Marokkaner, die aufseiten der Ukraine gekämpft haben und gefangen genommen wurden, droht nach einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur RIA die Todesstrafe.
Nach wochenlangen schweren Kämpfen befindet sich die strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk in der Ostukraine nach Angaben des ukrainischen Gouverneurs der Region Luhansk »weitgehend« unter russischer Kontrolle.
Bei den deutschen Waffenlieferungen in die Ukraine gibt es nach SPIEGEL-Informationen derzeit trotz zahlreicher Ankündigungen »keine Ergänzungen«.
Die Ukraine lehnt es aus Angst vor russischen Angriffen, ab ihre Häfen von Minen zu befreien. Zuvor hatte der russische Außenminister Sergej Lawrow bei Gesprächen in der Türkei gefordert, dass die Ukraine die Zufahrt zum Hafen von Odessa räumt, um Getreidelieferungen zu ermöglichen.
Der ukrainische Botschafter Melnyk kritisiert Ex-Kanzlerin Angela Merkel für deren Rechtfertigung ihrer Russlandpolitik.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj bei einem Telefonat über ukrainische Getreideexporte und die Situation von Kriegsgefangenen gesprochen
Norwegen hat 22 Panzerhaubitzen vom Typ M109 an die Ukraine abgegeben. Sie wurden bereits verschifft.
Der ukrainische Gouverneur der Region Luhansk hat Angaben zurückgewiesen, wonach Russland Sjewjerodonezk fast vollständig eingenommen habe – nannte die Verteidigung der Stadt jedoch eine »Mission Impossible«.
Separatisten im Donbass-Gebiet haben nach eigenen Angaben einen Prozess gegen drei Ausländer aus den Reihen der ukrainischen Armee begonnen.
Zwei Briten und einem Marokkaner droht Todesstrafe vor Donezker Gericht
23.27 Uhr: Zwei Briten und einem Marokkaner, die aufseiten der Ukraine gekämpft haben und gefangen genommen wurden, droht nach einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur RIA die Todesstrafe. Die Agentur verbreitete Video-Aufnahmen von dem Prozess vor einem Gericht im Bezirk Donezk, der unter Kontrolle der von Russland unterstützten Separatisten steht. RIA zitiert Staatsanwälte, nach denen über alle drei Männer die Todesstrafe verhängt werden kann, wie Reuters berichtet. Das britische Außenministerium erklärte, die Gefangenen würden für politische Ziele missbraucht.
Selenskyj: Schlacht um Sjewjerodonezk richtungweisend für Donbass
23.10 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Schlacht gegen die russische Armee um die strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk als richtungweisend für den Kampf im Osten seines Landes bezeichnet. »Sjewjerodonezk bleibt das Epizentrum der Auseinandersetzungen im Donbass«, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft in Kiew. Das ukrainische Militär füge dem Gegner dort spürbare Verluste zu. »Das ist eine sehr brutale und schwere Schlacht. Vielleicht eine der schwersten dieses Krieges (...) In vielem entscheidet sich dort das Schicksal unseres Donbass'.«

Chemiefabrik »Asot« in Sjewjerodonezk (Bild vom 4. Juni)
Foto: Unbekannt / dpaSelenskyj erinnerte daran, dass genau vor zehn Jahren, am 8. Juni 2012, die Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine und in Polen eröffnet worden war. »Die Spiele fanden in verschiedenen Städten unserer beiden Länder statt, darunter in Donezk in der Donbass-Arena«, sagte der Präsident. Das sei nur zehn Jahre her. »Aber man hat den Eindruck, als ob das in einer anderen Welt war.«
Gouverneur von Luhansk: Russland kontrolliert Großteil von Sjewjerodonezk
20.10 Uhr: Nach wochenlangen schweren Kämpfen befindet sich die strategisch wichtige Stadt Sjewjerodonezk in der Ostukraine nach Angaben des ukrainischen Gouverneurs der Region Luhansk »weitgehend« unter russischer Kontrolle. »Das Industriegebiet gehört noch immer uns, dort gibt es keine Russen«, erklärte der Gouverneur Serhij Gajdaj im Messengerdienst Telegram. »Enorme Zerstörungen« gebe es auch im benachbarten Lyssytschansk, fügte er hinzu.
Sjewjerodonezk war neben Lyssytschansk zuletzt die letzte größere Stadt in der Region Luhansk, die noch von der Ukraine kontrolliert wurde. Wie AFP berichtet, hatte Gajdaj im Sender 1+1 gesagt, die Verteidigung von Sjewjerodonezk gegen die russischen Truppen gleicher einer »Mission Impossible«. Die russische Armee bombardiere die Stadt »rund um die Uhr«.
Wie Angela Merkel sich verteidigt
SPIEGEL-Autor Alexander Osang hat Angela Merkel, Kanzlerin a.D. am Dienstag interviewt – sie erzählte von ihrem Urlaub, ihrer Freizeit und ihrer Russlandpolitik. Im Stimmenfang-Podcast ordnen Alexander Osang und Melanie Amann, Mitglied der SPIEGEL-Chefredaktion, den ersten öffentlichen Auftritt Merkels seit ihres Abgangs als Kanzlerin ein.
Vereinte Nationen: wegen Ukrainekrieg größte Kostensteigerung seit einer Generation
19.06 Uhr: Russlands Krieg in der Ukraine hat den Vereinten Nationen (Uno) zufolge zusammen mit anderen Krisen zu den größten Kostensteigerungen seit einer Generation geführt. »Für Menschen auf der ganzen Welt droht der Krieg in der Ukraine eine beispiellose Welle von Hunger und Elend auszulösen und ein soziales und wirtschaftliches Chaos zu hinterlassen«, teilte die Uno mit und sprachen von 1,6 Milliarden Menschen weltweit, die von der vielschichtigen Krise aus Krieg, Covid-19 und Klimawandel betroffen seien.
Weltweit würden mehr Menschen hungern, die Kosten von Energieträgern stiegen drastisch an, während die Einnahmen bei einer Vielzahl von Arbeiterinnen und Arbeitern zurückgegangen seien. Die Zahl der Menschen, die von mangelhafter Versorgung mit Nahrungsmitteln betroffen seien, habe sich in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt, sagte Uno-Generalsekretär António Guterres. »Es gibt nur einen Weg, diesen aufziehenden Sturm zu stoppen: Die russische Invasion in der Ukraine muss beendet werden.«
Russland bleibt im Arktischen Rat isoliert
18.39 Uhr: Wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine bleibt Russland im Arktischen Rat isoliert. »Wir beabsichtigen eine begrenzte Wiederaufnahme unserer Arbeit im Arktischen Rat in Projekten, die keine Beteiligung der Russischen Föderation beinhalten«, teilten die restlichen Mitglieder Schweden, Dänemark, Finnland, Island, Kanada, Norwegen und die USA mit. Anfang März hatten die Regierungen der Länder mitgeteilt, dass sie ihre Teilnahme an Aktivitäten des Rats aussetzen.
Russland hält derzeit den Vorsitz im Arktischen Rat. Das Gremium gilt als wichtigstes Forum zur Zusammenarbeit in der Region rund um den Nordpol. Deutschland hat einen Beobachterstatus.
Russland und Ukraine tauschen erneut Verstorbene aus
16:47 Uhr: Die Ukraine hat den neuerlichen Austausch von Toten mit Russland bekannt gegeben. 50 »Helden« seien von Russland zurückgegeben worden, teilte das ukrainische Ministerium für Wiedereingliederung am Mittwoch mit. Unter diesen 50 Getöteten seien 37, die sich als »Helden« am Kampf um das ukrainische Stahlwerk Asowstahl beteiligt hätten.
Der Austausch der Toten fand nach diesen Angaben in der Region von Saporischschja im Süden der Ukraine statt. Dabei habe die Regel »50 gegen 50« gegolten. In der vergangenen Woche war bereits ein Austausch von Soldaten bekannt gegeben worden. Bei dieser Gelegenheit wurden 160 Soldaten der beiden Seiten übergeben. Die Vereinigung der Familien der Verteidiger von Asowstahl teilte bereits am Dienstag mit, dass die Leichen in Kiew angekommen seien.
Von den Toten seien ein Drittel »Verteidiger von Asowstahl«, erklärte die Vereinigung auf Telegram. Die Angehörigen warteten nun darauf, zu einer Identifizierung vorgeladen zu werden. Die letzten ukrainischen Verteidiger des Stahlwerks Asowstahl hatten sich den russischen Truppen zwischen dem 16. und 20. Mai nach drei Monaten intensiven Kämpfen ergeben.
Polen zählt rund 3,9 Millionen Einreisen aus der Ukraine
16.40 Uhr: Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hat der polnische Grenzschutz 3,9 Millionen Einreisen aus dem Nachbarland registriert. Am Dienstag kamen 22.100 Menschen über die Grenze nach Polen, wie die Behörde am Mittwoch per Twitter mitteilte. In die umgekehrte Richtung überquerten am Dienstag 21.300 Menschen die Grenze aus Polen in die Ukraine. Insgesamt sind seit Kriegsbeginn am 24. Februar rund 1,92 Millionen von Polen aus in die Ukraine eingereist. Dabei handelte es sich nach Angaben der Behörden zum Großteil um ukrainische Staatsbürger. Sie reisen meist in Gebiete, die die ukrainische Armee zurückerobert hat. Unterdessen zählt die UN-Flüchtlingsagentur seit Kriegsbeginn rund sieben Millionen Grenzübertritte aus der Ukraine.
Ukrainischer Sondergesandter: »Wir brauchen dringend schwere Waffen«
16.01 Uhr: Der ukrainische Sondergesandte Oleksij Tschernyschow hat von Deutschland schnellstmöglich die Lieferung der angekündigten schweren Waffen gefordert. »Wir sind dankbar für die Unterstützung Deutschlands«, sagte Tschernyschow den Sendern RTL und ntv. »Aber in dieser Situation des Krieges kann man nur in Fakten sprechen. Und die Fakten sprechen für sich.«
»Wir brauchen dringend schwere Waffen«, sagte der ukrainische Minister für regionale Entwicklung, der Berlin besuchte. »Und wir erwarten, dass diese Waffen so schnell wie möglich geliefert werden.« Tschernyschow wurde von der Ukraine für Gespräche über den EU-Beitritt entsandt.
Italienischer Außenminister nennt russische Hafenblockaden ein »Todesurteil«
15.23 Uhr: Italiens Außenminister Luigi Di Maio hat die Blockade ukrainischer Häfen durch die russische Marine scharf verurteilt. Moskau hindert die Ukraine derzeit daran, das in vielen Teilen der Welt dringend benötigte Getreide auszuschiffen. »Den Weizen zu blockieren bedeutet, Millionen von Kindern, Frauen und Männern als Geiseln zu nehmen und sie zum Tod zu verurteilen«, sagte Di Maio bei einer Konferenz zur Ernährungssicherheit als Folge des Ukrainekrieges. An dem Online-Treffen nahm neben Anrainerstaaten des Mittelmeerraumes auch Deutschland als G7-Vorsitzender teil.
Di Maio äußerte die Hoffnung, dass unter der Vermittlung der Türkei ein Ende der Blockade im Schwarzen Meer ausgehandelt werden könne und viele Staaten, unter anderem in Afrika, wieder mit Weizen und anderem Getreide beliefert werden können. »Wir erwarten von Russland klare und konkrete Signale«, sagte der Minister bei einer Pressekonferenz in Rom zusammen mit Qu Dongyu, dem Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen.
Noch keine weiteren Waffenlieferungen aus Deutschland
15.03 Uhr: Trotz der markanten Ankündigungen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kommen die deutschen Waffenlieferungen für die Ukraine nach SPIEGEL-Informationen weiterhin nicht in Gang. In einer Mail an ausgewählte Sicherheitspolitiker informierte die Bundesregierung am Mittwoch, dass es seit der Woche »keine Ergänzungen« bei den ausgelieferten Waffen gegeben habe.
Folglich werde die Bundesregierung auch keine aktualisierte Liefer-Liste in der Geheimschutzstelle des Bundestags auslegen. Normalerweise hinterlegt die Bundesregierung wöchentlich eine aktualisierte Liste über erfolgte Waffenlieferungen in der Geheimschutzstelle. Die Papiere dürfen nur von wenigen Abgeordneten eingesehen werden, sie dürfen sich jedoch noch nicht mal Notizen machen. Die Regierung begründet dies mit Sicherheitserwägungen, da Russland bei freizügigen Ankündigungen von Lieferungen entsprechende Transporte in die Ukraine angreifen könnte.
Bereits vergangene Woche hatte DER SPIEGEL unter Berufung auf deutsche und ukrainische Quellen berichtet, dass die deutschen Lieferungen seit einigen Wochen stagnieren . Faktisch sind in den letzten Wochen auf der Liste hauptsächlich Ersatzteile hinzugekommen. Kanzler Scholz indes behauptete noch am Dienstag öffentlich, Deutschland sei einer der »wichtigsten militärischen Unterstützer« der Ukraine und liefere Waffen in »ganz großem Umfang«.
Moskaus Oberrabbiner hat Russland verlassen
14.47 Uhr: Einer Verwandten zufolge hat Moskaus Oberrabbiner Russland verlassen. Zuvor sei er unter Druck gesetzt worden, die Invasion in der Ukraine zu unterstützen. Der in der Schweiz geborene Pinchas Goldschmidt war seit 1993 Moskaus Oberrabbiner und leitete zudem eine große europäische Rabbinergruppe.
»Endlich kann ich mitteilen, dass meine Schwiegereltern, Moskaus Oberrabbiner @PinchasRabbi @Rebbetzin Dara Goldschmidt, von den Behörden unter Druck gesetzt wurden, die ›Sonderoperation‹ in der Ukraine zu unterstützen – und sich weigerten«, twitterte Avital Chizhik-Goldschmidt am Dienstag.
Chizhik-Goldschmidt, eine in New York ansässige Journalistin, sagte, dass Goldschmidt zwei Wochen nach der Invasion vom 24. Februar nach Ungarn geflogen sei, um Geld für Flüchtlinge in Osteuropa zu sammeln, bevor er nach Israel weiterreiste.
Jüdische Organisationen in Russland haben gegenüber dem Krieg in der Ukraine einen kritischeren Ton angeschlagen als andere religiöse Gruppen, wie etwa die mächtige orthodoxe Kirche, die die Kampagne des Kremls unterstützt. Am 2. März forderte Russlands Oberrabbiner Berel Lazar die Teilnehmer des Konflikts auf, »die Waffen zum Schweigen zu bringen und die Bomben zu stoppen«. Eine offizielle Verurteilung Putins folgte jedoch nicht.
Can finally share that my in-laws, Moscow Chief Rabbi @PinchasRabbi & Rebbetzin Dara Goldschmidt, have been put under pressure by authorities to publicly support the 'special operation' in Ukraine — and refused. pic.twitter.com/Gy7zgI3YkJ
— Avital Chizhik-Goldschmidt (@avitalrachel) June 7, 2022
Russland macht Westen für möglichen Zahlungsausfall verantwortlich
13.10 Uhr: Russland macht den Westen dafür verantwortlich, sollte es wegen der Sanktionen zu einem Zahlungsausfall kommen. Dadurch werde Russland in einen künstlich hergestellten Zahlungsausfall getrieben, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Denn die Hälfe der Devisenreserven Russlands seien im Zuge der Sanktionen eingefroren worden.
Ukraine lehnt Minenräumung vor Odessa ab
12.50 Uhr: Aus Angst vor russischen Angriffen ist die Ukraine nach eigenen Angaben nicht dazu bereit, den Hafen von Odessa von Minen zu befreien, um den Export von Getreide zu ermöglichen. »Sobald die Zufahrt zum Hafen von Odessa von Minen geräumt wird, wird die russische Flotte dort sein«, sagte der Sprecher der Regionalverwaltung von Odessa, Serhij Bratschuk, in einer Videobotschaft im Online-Dienst Telegram.
Russland werde nach einer Entfernung der Minen Odessa »angreifen wollen«, es »träume davon«, Soldaten dort per Fallschirm landen zu lassen. Bratschuk veröffentlichte seine Erklärung kurz vor dem Treffen zwischen dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu in Ankara am Mittwoch, in dem es um Möglichkeiten für den Export von Getreide aus ukrainischen Häfen ging.
Uberwagen liefern Hilfsgüter in der Ukraine aus
12.44 Uhr: Das Welternährungsprogramm (WFP) arbeitet bei der Nothilfe für die Ukraine mit dem Fahrdienstleister Uber zusammen. »Da es für große Fahrzeuge schwierig ist, Bedürftige in Ballungsräumen zu erreichen«, nutze das WFP die kleineren Uber-Fahrzeuge für seine Lieferungen, teilte die Uno-Organisation mit Sitz in Rom am Mittwoch mit. Auf diese Weise würden bereits in Dnipro, Lwiw und Kiew Lebensmittel ausgeliefert.
Uber stellt dem WFP demnach kostenlos eine angepasste Version seiner Plattform zur Verfügung, mit der die Lieferungen in einem Umkreis von 100 Kilometern um die WFP-Lagerhäuser organisiert und verfolgt werden können. Bis Ende Juni will das WFP in der Ukraine nach eigenen Angaben »mehr als drei Millionen Menschen mit Nahrungsmitteln und Bargeld« pro Monat versorgen.
Ukrainischer Botschafter kritisiert Merkel
12.29 Uhr: Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für die Rechtfertigung ihrer Russland-Politik in 16 Jahren Regierungsverantwortung scharf kritisiert. Leider sei im ersten Interview seit dem Regierungswechsel vor einem halben Jahr »kein Hauch Selbstkritik« zu spüren gewesen, sagte Melnyk der Nachrichtenagentur dpa. »Die Äußerungen der Ex-Kanzlerin über die Unfehlbarkeit ihres Russland-Kurses und ihres viel zu nachsichtigen Umgangs mit Diktator Putin sind befremdlich.«
Merkel hatte am Dienstagabend im Gespräch mit dem Journalisten Alexander Osang im Berliner Ensemble ihren Russland-Kurs gegen die harsche Kritik der letzten Monate verteidigt. »Also ich sehe nicht, dass ich da jetzt sagen müsste, das war falsch, und werde deshalb auch mich nicht entschuldigen«, sagte sie. (Eine Videoanalyse ihres Auftritts finden Sie hier).
Melnyk hielt ihr entgegen, wie es denn sein könne, dass Russland »den blutigsten Krieg in Europa seit 1945« habe starten können, wenn die deutsche Russland-Politik in den letzten Jahrzehnten »so toll war«. Putin sei geradezu hofiert worden, und Berlin sei dem Kremlchef immer entgegengekommen. Die jetzigen Äußerungen Merkels seien »sehr bedauerlich«, sagte der Botschafter. »Denn ohne eine ehrliche vollumfassende Aufarbeitung der Russland-Politik Deutschlands ist es gar nicht möglich, richtige Schlüsse für das künftige Verhältnis zu Moskau ziehen und seine Aggression zu stoppen.«
Bundeskanzler Scholz telefoniert mit Selenskyj
11:30 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Er habe ihn über sein letztes Telefonat mit dem russischen Präsidenten Putin und dem französischen Präsidenten Macron vom 28. Mai informiert, teilt ein Regierungssprecher mit. »Sie stimmten überein, dass alles getan werden müsse, um den Getreideexport aus der Ukraine, insbesondere auf dem Seeweg, zu ermöglichen«, teilt er weiter mit. Scholz und Selenskyj würden weiter über Möglichkeiten der Unterstützung der Ukraine sprechen und »eng in Kontakt bleiben«.
Had a phone conversation with @OlafScholz. Discussed enhancing defense support for 🇺🇦 & ensuring global food security. Raised the issue of RF's compliance with international rules of treatment of war prisoners. Stressed the importance of decisions on the integration of 🇺🇦 in 🇪🇺.
— Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) June 8, 2022
Dem ukrainischen Präsidenten zufolge ging es bei dem Gespräch auch um die Lage der ukrainischen Kriegsgefangenen. Es sei um die Frage gegangen, ob Russland sie gemäß den internationalen Bestimmungen behandele, schreibt Selenskyj auf Twitter. Nähere Angaben macht er nicht. Der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge wurden mehr als 1000 ukrainische Soldaten, die sich in Mariupol ergeben hatten, nach Russland überstellt.
Russischer Außenminister: Ukraine soll Seeminen vor Häfen entfernen
11.25 Uhr: Der russische Außenminister Sergej Lawrow hält den Export des blockierten ukrainischen Weizens auf dem Seeweg für möglich. Voraussetzung sei, dass die Ukraine die Zugänge zu ihren Häfen entmine, sagt Lawrow nach einem Treffen mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu. Im Übrigen verlaufe die »militärische Sonderoperation« Russlands in der Ukraine nach Plan, fügt Lawrow hinzu. Die Forderung, die Minen zu entfernen, ist nicht neu – die Ukraine reagierte drauf bislang zurückhaltend, weil sie fürchtet, dass russische Kriegsschiffe die freien Zufahrten für eine Offensive nutzen könnten.
Luxemburg friert 4,3 Milliarden russisches Vermögen ein
11:11 Uhr: Luxemburg hat im Zusammenhang mit den EU-Sanktionen als Reaktion auf Russlands Angriff auf die Ukraine bisher knapp 4,3 Milliarden Euro Vermögenswerte eingefroren. Dabei handelt es sich nach Angaben von Finanzministerin Yuriko Backes um Bankguthaben und Wertpapiere. Man habe die im Handelsregister eingetragenen Unternehmen identifiziert, für die in den EU-Sanktionslisten aufgeführte Personen eingetragen sind.
Bisher seien mehr als 1100 Personen und rund 90 Firmen und Organisationen benannt worden, teilte das Ministerium mit. Luxemburg ist mit 125 internationalen Banken einer der wichtigsten internationalen Finanzplätze und nach Angaben der nationalen Finanzagentur LFF beispielsweise größter europäischer Handelsplatz für Investmentfonds.
Türkischer Außenminister spricht von »fruchtbarem Treffen« mit Lawrow
11.06 Uhr: Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagt, er habe ein fruchtbares Treffen mit dem russischen Ressortchef Sergej Lawrow gehabt. Er sehe den Willen, zu Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine zurückzukehren. Auch sehe er den Plan der Vereinten Nationen zum Export des blockierten ukrainischen Getreides als vernünftig an. Es müsse darum gehen, den Schiffen sicheres Geleit zu geben.
Von der Leyen nennt Lebensmittel »Teil des Terrorarsenals des Kremls«
10.54 Uhr: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Russlands Staatschef Wladimir Putin wegen des Kriegs in der Ukraine für drohende Hungersnöte auf der Welt verantwortlich gemacht. »Lebensmittel sind nun zu einem Teil des Terrorarsenals des Kremls geworden«, sagte die deutsche Politikerin am Mittwoch vor dem Europaparlament in Straßburg. »Dies ist eine kalte, gefühllose und kalkulierte Belagerung durch Putin gegen einige der verletzlichsten Länder und Menschen der Welt.«
Allein in diesem Jahr dürften etwa 275 Millionen Menschen zumindest einem hohen Risiko an Ernährungsunsicherheit ausgesetzt sein, sagte von der Leyen. Diese Zahlen könnten angesichts der herrschenden Inflation schnell weiter außer Kontrolle geraten. »Diese Nahrungsmittelkrise wird durch Putins Angriffskrieg angeheizt.« Die Präsidentin der EU-Kommission warf Russland auch vor, Getreidelager in der Ukraine zu bombardieren.
Ähnlich äußerte sich EU-Ratschef Charles Michel: »Russland setzt Nahrungsmittel als Kriegswaffe ein, stiehlt Getreide, blockiert Häfen und verwandelt Ackerland in Schlachtfelder«, sagte der Belgier vor dem EU-Parlament. Rund 20 Millionen Tonnen Getreide seien in der Ukraine blockiert. An Länder, die von Lebensmittelkrisen betroffen sind, appellierte Michel, nicht der russischen Darstellung zu glauben. Moskau macht EU-Sanktionen für steigende Lebensmittelpreise auf den Weltmärkten verantwortlich. Die EU weist dies zurück.
Mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten blockiert
10.47 Uhr: Wegen der Blockade von Schwarzmeer-Häfen durch Russland kann die Ukraine nach eigenen Angaben mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten nicht exportieren. Dies teilte Ministerpräsident Denys Schmyhal am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal mit. Trotz des seit mehr als drei Monaten dauernden russischen Angriffskriegs seien aber 75 Prozent der Vorjahresflächen bestellt worden. Das Landwirtschaftsministerium arbeite nun an der Einrichtung mobiler Silos, um die Lagerkapazitäten um zehn bis 15 Millionen Tonnen zu erhöhen.
Russland hatte die Ukraine Ende Februar überfallen. Seither blockiert es die für den Export wichtigen Häfen am Schwarzen Meer. Der Rückgang ukrainischer Agrarexporte hat in vielen Ländern zu steigenden Lebensmittelpreise geführt. Dem Agrarministerium zufolge wurden in den Kriegsmonaten März, April und Mai 51 Prozent der ukrainischen Agrarexporte mit der Bahn außer Landes gebracht, 37 Prozent über die ukrainischen Donauhäfen und 11 Prozent über die Straßen.
Irlands Regierungschef unterstützt Ukraine bei Antrag auf EU-Beitritt
10.20 Uhr: Der irische Regierungschef Micheál Martin bestärkt die Ukraine in ihren Bemühungen um einen Beitritt zur Europäischen Union. »Ich unterstütze den Antrag der Ukraine auf Mitgliedschaft nachdrücklich«, sagte der Ire am Mittwoch im Straßburger Europaparlament. »Ich hoffe, dass es auf der Tagung des Europäischen Rates im Juni möglich sein wird, dem ukrainischen Volk eine klare und positive Botschaft zu übermitteln.«
Kiew hatte kurz nach Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine den Beitritt zur EU beantragt. Die EU-Kommission will noch vor dem Eurogipfel am 23. und 24. Juni ihre Empfehlung darüber abgeben, ob dem Land der Kandidatenstatus gewährt werden sollte. Die EU-Staaten müssten dann einstimmig über das weitere Vorgehen entscheiden.
Es solle Quelle des Stolzes und der Inspiration sein, dass die EU »für die Menschen an unseren Grenzen« weiter ein Leuchtturm der Hoffnung sei, sagte Martin – etwa für die Menschen auf dem Westbalkan, in Moldau, Georgien oder eben in der Ukraine. Man solle jene, die beitreten wollten, bei den notwendigen Reformen und Vorbereitungen unterstützen. »Und wenn sie die Kriterien erfüllen, sollten wir ihnen keine weiteren Hindernisse in den Weg legen.«
Gouverneur von Luhansk: Auch Lyssytschansk unter Beschuss
8.08 Uhr: Die russischen Truppen greifen nach Angaben des Gouverneurs von Luhansk nicht nur Sjewjerodonezk, sondern auch seine Zwillingsstadt Lyssytschanks auf der anderen Seite des Flusses Siwerskyj Donez an. Gestern sei ein Einheimischer auf einer Straße im Zentrum getötet worden, sagte Gouverneur Serhij Gaidai. Eine Frau sei verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden. Die Region Luhansk liegt im Osten der Ukraine und bildet zusammen mit der Region Donezk den Donbass.
Norwegen liefert 22 Panzerhaubitzen an die Ukraine
7.43 Uhr: Norwegen hat 22 Panzerhaubitzen vom Typ M109 an die Ukraine abgegeben. Dies teilte das norwegische Verteidigungsministerium mit. Demnach haben ukrainische Soldaten ein Training in Deutschland absolviert, um die Maschinen zu bedienen. Außerdem werden auch Ersatzteile, Munition und andere Ausrüstung geliefert. »Die norwegische Regierung hat mit der öffentlichen Bekanntgabe der Spende aus Sicherheitsgründen gewartet. Künftige Spenden dürfen nicht angekündigt oder kommentiert werden«, heißt es in der Mitteilung. Die Ukraine habe explizit um die Lieferung dieser Waffen gebeten.
Norge har donert 22 artilleriskyts av typen M109 med utstyr og reservedeler, samt artilleriammunisjon til Ukraina.
— Forsvarsdepartement (@Forsvarsdep) June 8, 2022
– Dette er et substansielt bidrag, som er sterkt etterspurt av Ukraina, sier @Bjornarildgram https://t.co/vK0CzWchiv
Norwegen hatte das Gerät bereits durch modernere Artillerie aus Südkorea ersetzt, lagerte die Haubitzen US-amerikanischer Produktion jedoch weiter. Sie sind bereits Richtung Ukraine verschifft worden.
Ukrainisches Militär wirft Russland Zerstörung von Ackerland vor
7.07 Uhr: Das ukrainische Militär hat Russland vorgeworfen, landwirtschaftlich genutzten Flächen in der Region Mykolajiw zu zerstören. »Diejenigen, die vorgeben, besorgt über die Welternährungskrise zu sein, greifen in Wirklichkeit Ackerland und Infrastrukturstandorte an«, erklärte das Militärkommando im Süden der Ukraine auf Facebook. Es seien Brände von beträchtlichem Ausmaß ausgebrochen. Die russische Regierung bestreitet die Verantwortung für die internationale Nahrungsmittelkrise und macht westliche Sanktionen dafür verantwortlich. Die Ukraine ist einer der größten Getreideexporteure weltweit.
Separatisten beginnen Prozess gegen ausländische Kämpfer in Ukraine
6.45 Uhr: Die Separatisten im Donbass-Gebiet haben nach eigenen Angaben den Prozess gegen drei Ausländer aus den Reihen der ukrainischen Armee begonnen. Das Oberste Gericht der separatistischen Donezker Volksrepublik habe Anklage gegen zwei Briten und einen Marokkaner wegen Söldnertums erhoben, berichtete die russische staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti mit Verweis auf ein vom Gericht bereitgestelltes Video. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft bereits erklärt, dass gegen die Angeklagten die Todesstrafe verhängt werden könne.
Auf dem Video ist zu sehen, wie die drei Männer hinter Gittern mittels Übersetzer befragt werden, ob sie mit der Anklage bekannt gemacht worden seien und ob sie Einwände gegen den Prozessbeginn hätten. Die Angeklagten gaben demnach ihr Einverständnis zum Start der Verhandlungen.
Auf ukrainischer Seite kämpfen auch viele Freiwillige aus dem Ausland. Kiew selbst hatte sie zu Hilfe gerufen. In Moskau allerdings werden diese Freiwilligen als Söldner bezeichnet. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, erklärte, sie würden nicht als Kombattanten betrachtet. Die internationalen Konventionen zur Behandlung von Kriegsgefangenen würden für sie nicht gelten. Daher müssten sie bei einer Gefangennahme »im besten Fall« mit einer langen Gefängnisstrafe rechnen. Die prorussischen Separatisten hatten zugleich mehrfach öffentlich damit gedroht, gefangene Ausländer in den Reihen der ukrainischen Armee hinrichten zu lassen.
Ukrainischer Gouverneur nennt Kampf um Sjewjerodonezk »Mission Impossible«
6.32 Uhr: Die Ukraine hat russische Angaben zurückgewiesen, wonach russische Truppen die strategisch wichtige ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk weitgehend unter Kontrolle haben. »Sie kontrollieren die Stadt nicht«, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, auf Telegram. Er räumte jedoch ein, dass es »sehr schwierig ist, Sjewjerodonezk zu halten«, und sprach sogar von einer »Mission Impossible«.
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor gesagt, die russischen Streitkräfte hätten die Wohngebiete der Stadt voll unter Kontrolle. Die russische Armee versuche jedoch weiterhin, das Industriegebiet und die umliegenden Siedlungen zu erobern.
Gajdaj sagte, der »Feind« habe »alle Kräfte, alle Reserven mobilisiert«, um die Hauptstraße von Lyssytschansk nach Bachmut abzuschneiden und so beide Großstädte einzukesseln. »Sie bombardieren Lyssytschansk sehr heftig«, sagte der Gouverneur über die Nachbarstadt, die durch einen Fluss von Sjewjerodonezk getrennt ist. »Es ist möglich, dass wir uns zurückziehen müssen« in besser befestigte Stellungen, sagte der Gouverneur. Eine Einnahme der beiden Städte würde Russland den Vormarsch auf die Großstadt Kramatorsk in der Region Donezk ermöglichen. Moskau käme somit seinem Ziel der vollständigen Eroberung des Donbass einen entscheidenden Schritt näher.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte, dass sich »die Situation an der Front in den letzten 24 Stunden nicht wesentlich verändert hat« und dass »die absolut heroische Verteidigung des Donbass weitergeht«. Er sagte, dass mehr als 31.000 russische Soldaten seit Kriegsbeginn Ende Februar getötet worden seien. Dies seien fast 300 Tote am Tag. »Es wird jedoch der Tag kommen, an dem selbst für Russland die Zahl der Verluste inakzeptabel wird«, prophezeite er. Eine unabhängige Bestätigung der Toten auf beiden Seiten ist nicht möglich.
Dies geschah in der Nacht
5 Uhr: Der ukrainische Präsident Selenskyj hat ein neues Register über mutmaßliche Kriegsverbrechen angekündigt. Die Weltbank stellt weitere Milliarden zur Verfügung. Und: Die Kämpfe im Donbass gehen weiter. Der Überblick.
Lawrow zu Gesprächen über Getreideexporte aus der Ukraine in der Türkei eingetroffen
4.19 Uhr: Russlands Außenminister Sergej Lawrow ist zu Gesprächen über die Ausfuhr von derzeit in der Ukraine blockiertem Getreide in der Türkei eingetroffen. Lawrow landete am Dienstag am Flughafen von Ankara, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Der von einer militärischen Delegation begleitete Lawrow soll mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu zusammenkommen. Die Türkei hofft im Gegenzug für den Schutz ukrainischer Konvois auf billiges Getreide.
Es handelt sich um die zweite Türkeireise Lawrows seit Beginn des Kriegs in der Ukraine. Anfang März hatte er in einem Vermittlungsversuch zwischen den Kriegsparteien in Antalya sowohl Çavuşoğlu als auch den ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba getroffen. Die Türkei gilt als Verbündeter der Ukraine, der sie Kampfdrohnen liefert – achtet jedoch auf eine neutrale Haltung gegenüber Russland, von dem sie für ihre Energie- und Getreidelieferungen abhängig ist.
Bei den neuen Verhandlungen in der Türkei soll es um Möglichkeiten zur Auflösung der Blockade ukrainischer Getreideexporte gehen. Medienberichte, wonach an den Gesprächen auch der ukrainische Botschafter Wassyl Bodnar teilnehmen soll, wurden von der ukrainischen Botschaft in Ankara dementiert.
Reparatur von russischem Flugzeugträger verzögert sich
2.55 Uhr: Die Reparaturarbeiten an Russlands einzigem Flugzeugträger verzögern sich einem Medienbericht zufolge weiter. Die »Admiral Kusnezow« werde frühestens 2024 wieder in Dienst gestellt werden können, meldete die Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Verteidigungskreise. Die bisherige Arbeit sei fehlerhaft. Das Schiff lief 1985 vom Stapel, Umbauarbeiten sollten ursprünglich in diesem Jahr abgeschlossen werden. Das Datum wurde später jedoch auf 2023 verschoben.
Selenskyj kündigt »Buch der Henker« zu Kriegsverbrechen an
1.14 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ein Informationssystem angekündigt, um Daten über mutmaßliche Kriegsverbrecher zu erfassen. Im »Buch der Folterer« sollten bestätigte Angaben über Kriminelle aus der russischen Armee zusammengetragen werden, erklärte er in einer Videoansprache. »Es handelt sich um konkrete Fakten zu konkrete Personen, die sich konkreter, grausamer Verbrechen gegen Ukrainer schuldig gemacht haben.« Selenskyj verweist dabei auf mutmaßliche Verbrechen in dem Ort Butscha bei Kiew. Russland hat entsprechende Hinweise als Fälschungen zurückgewiesen.
Weltbank unterstützt Ukraine mit weiteren 1,49 Milliarden US-Dollar
0.07 Uhr: Die Weltbank stellt der Ukraine eine weitere Finanzierung in Höhe von 1,49 Milliarden US-Dollar (1,4 Milliarden Euro) zur Verfügung. Damit könne die Regierung Löhne für Staatsbedienstete zahlen, wie die Weltbank am Dienstag erklärte. Die Organisation stelle »der Ukraine angesichts des anhaltenden Kriegs weitere Unterstützung zur Verfügung«, erklärte Weltbankchef David Malpass. Es blieb zunächst unklar, ob es sich bei den neuen Mitteln um Hilfsgelder oder einen Kredit handelte.
Die Weltbank erklärte, mit der neuen Finanzierung belaufe sich ihre Unterstützung für die Ukraine nunmehr auf rund vier Milliarden Dollar. Schätzungen der Weltbank zufolge dürfte die ukrainische Wirtschaft infolge des russischen Angriffskriegs in diesem Jahr um etwa die Hälfte schrumpfen.
Russische Nachrichtenagentur: Mehr als tausend Kriegsgefangene aus Mariupol nach Russland gebracht
0.06 Uhr: Mehr als tausend ukrainische Kriegsgefangene aus dem eroberten Stahlwerk in Mariupol sind angeblich nach Russland gebracht worden. Die russischen Strafverfolgungsbehörden beschäftigten sich derzeit mit ihnen, meldete die russische Staatsagentur Tass unter Berufung auf Sicherheitskreise. Unter ihnen könnten mehr als hundert ausländische Kämpfer sein. Bald würden noch mehr ukrainische gefangene Soldatinnen und Soldaten aus der südostukrainischen Hafenstadt nach Russland transportiert. Die Angaben lassen sich jedoch nicht unabhängig überprüfen.
Im Mariupoler Werk Asow-Stahl, der letzten Bastion der ukrainischen Verteidiger, hatten sich Ende Mai nach wochenlangem Kampf insgesamt mehr als 2400 ukrainische Kämpfer ergeben. Die ukrainische Führung befürchtet, dass die Kriegsgefangenen gefoltert und ermordet werden.
Russland behauptet, unter den Soldaten seien besonders viele Neonazis – Moskau zieht das von Rechtsextremen gegründete und dominierte Regiment Asow, das viele Kämpfer in Mariupol stellte, immer wieder als Rechtfertigung für seinen Angriffskrieg heran. Das Regiment ist Teil der ukrainischen Nationalgarde – nicht der Armee. Darüber hinaus stufen internationale Experten die Behauptung, die gesamten ukrainischen Streitkräfte seien von »Neonazis« unterwandert, als unhaltbar ein.