Der Bahnhofsvorplatz in Kramatorsk. Am Freitagmorgen war dieser Ort noch prall gefüllt. Er ist ein Drehkreuz für Menschen, die aus der Ostukraine fliehen wollen. Jetzt ist Kramatorsk der Schauplatz einer weiteren Eskalation des Krieges.
Christoph Reuter:
»Vor ungefähr einer Stunde schlugen hier mehrere Raketen ein, töteten nach Angaben der ukrainischen Behörden 30 Menschen. Drinnen sehen wir noch Blutlachen, das Gepäck der Menschen, Kinderspielzeug, das herumliegt. Die letzten Habseligkeiten, die die Leute mitnehmen wollten.«
Die Angaben zu den Todesopfern variieren. Offizielle Stellen sprechen mittlerweile von Dutzenden Toten, 300 Menschen sollen verletzt worden sein.
Aleksander Kochura, Pressebeauftragter der Behörden in Kramatorsk:
»Es gab viele Tote und Verletzte, viele Krankenwagen und Polizisten waren da, auch Feuerwehrautos. Die Autos haben immer noch gebrannt, es war die Hölle auf Erden. Alle hatten Verletzungen von Schrapnellen. Diese Schrapnelle liegen hier überall herum und Menschen sind von ihnen verletzt worden. Das sind die Stücke, die sie getötet haben. Es sind fast 40 Menschen getötet worden.«
Besonders perfide: Dass sich am Freitag so außergewöhnliche viele Menschen am Bahnhof versammelt hatten, lag bereits an russischen Angriffen.
Christoph Reuter:
»Gestern zerstörten Raketen der russischen Armee bereits die Gleise, blockierten alle Evakuierungszüge. Insofern war die Menge der Leute, die hier gewartet haben, noch größer als sonst.«
Auf dem Vorplatz des Bahnhofs lag nach dem Angriff noch eine meterlange Rakete. Die Untersuchungen laufen noch.
Christoph Reuter:
»Wir wissen nicht, was genau, welche Rakete hier eingeschlagen hat, aber es sind reihenweise ausgebrannte Autos vor dem Bahnhof zu sehen. Das Gelände ist abgesperrt, alle sind nervös, weil man nicht weiß, ob vielleicht abermals auf den Bahnhof gefeuert wird.«
Der Angriff passt in eine Reihe von Grausamkeiten dieses Krieges. Erst seit wenigen Tagen ist bekannt, dass Putins Truppen rund um Kiew wohl gezielt Hunderte Zivilisten getötet haben. Der Angriff auf den Bahnhof in Kramatorsk bedeutet nun direkt die nächste Eskalationsstufe.
Christoph Reuter:
»Was hier passiert ist, kann man nicht mehr anders beschreiben als Terror. Blanker, kühl implementierter Terror.«