
Russische Militärfahrzeuge, darunter laut Militärexperten allem Anschein nach Mehrfachraketenwerfer, bei Berestynka, Aufnahme vom 9. März 2022
Foto: Satellite Imagery © Maxar Technologies Provided by European Space ImagingKrieg gegen die Ukraine Riesiger russischer Konvoi hat sich größtenteils aufgelöst
Am 27. Februar, drei Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, erspähten Satelliten des US-Unternehmens Maxar erstmals einen riesigen russischen Militärkonvoi, der sich von Belarus aus in Richtung der ukrainischen Hauptstadt Kiew bewegte. Die Kolonne aus Hunderten Fahrzeugen erstreckte sich – mit Lücken – über eine Länge von bis zu 75 Kilometern, in etwa von der Ortschaft Prybirsk bis in die Nähe des Flughafens Hostomel.
In den vergangenen Tagen ließen sich die Truppenbewegungen aufgrund der schlechten Wetterlage nur schwer verfolgen. Nun ist auf aktuellen Satellitenbildern von Maxar zu sehen, wie sich der Konvoi nach und nach im Umland von Kiew verteilt.

Russische Militärfahrzeuge in Ozera, nordöstlich des Flughafens Hostomel, Aufnahme vom 10. März 2022
Foto: Satellite Imagery © Maxar Technologies Provided by European Space ImagingDies dürfte zwei Gründe haben: Aufgrund der engen Formationen, die sich teils kilometerlang über offene Straßen erstreckten, waren die Einheiten einfache Ziele für Artillerie- und Drohnenschläge. Die russischen Truppenbewegungen wurden von Militärexperten immer wieder kritisiert.
UAV footage showing Ukrainian attacks on a Russian armored column in Brovary, including that captured T-72A tank. According to the audio, the regimental commander was killed. It appears it was a mix of Ukrainian artillery and tank strikes on the column.https://t.co/LemIgjQiOZ pic.twitter.com/x2tVSHPENa
— Rob Lee (@RALee85) March 10, 2022
Inzwischen hat sich der Konvoi größtenteils aufgelöst, russische Truppen haben im Schutz der Wälder Stellung bezogen und sich auf Dörfer verteilt. So können sie weniger leicht zum Ziel werden. Außerdem sind auf den Bildern einige Artillerieeinheiten bereits in Gefechtsstellung zu sehen, was Aufschluss über ihre nächsten Ziele geben könnte.

Militärequipment und Artillerie in Kampfposition bei Lubyanka, nordwestlich von Kiew, Aufnahme vom 10. März 2022
Foto: Satellite Imagery © Maxar Technologies Provided by European Space ImagingIm Umland von Kiew sind sowohl Panzerartillerie der Typen 2S3 Akatsiya, 2S19 Msta, diverse Haubitzen als auch Mehrfachraketenwerfer im Einsatz. Das russische Militär machte in den vergangenen Tagen vor allem westlich der Hauptstadt etwas Gebiet gut und könnte nun versuchen, mithilfe der Artillerie weiter nach Gostomel und Irpin vorzustoßen, das zuletzt bereits extrem unter Beschuss stand. Die Regionen liegen in Reichweite der Artilleriepositionen.
Bestätigt sich die Annahme von Militärexperten, dass auch im Nordwesten der Stadt Mehrfachraketenwerfer des Typs BM-30 Stellung bezogen haben, würde sich die Lage für die Bevölkerung Kiews weiter verschärfen. Das Artilleriesystem feuert in der modernsten Version bis zu 120 Kilometer weit und würde damit die Hauptstadt erreichen.
Kiew wird mit größter Wahrscheinlichkeit auch das langfristige Ziel des Konvois sein, der bisher durch größere Nachschubprobleme und wegen der schwierigen Wetter- und Bodensituation aufgehalten wurde. Alle verschiedenen Artillerietypen können in urbanen Gebieten aufgrund ihrer geringen Präzision und der hohen Sprengkraft große Schäden in der Zivilbevölkerung anrichten. Der BM-30 kann sogar mit thermobarischen Raketen bestückt werden, die für Zivilisten wegen ihrer verheerenden Explosionen und ihrer Brandwirkung besonders gefährlich sind.

Zerstörte Hochhäuser in Borodyanka, nordwestlich von Kiew, Aufnahme vom 3. März 2022
Foto: Maksim Levin / REUTERSEin Blick auf die Satellitenbilder von Orten, die bereits unter russischer Kontrolle stehen, zeigt dabei auch, was Kiew und seinen Vororten noch bevorstehen könnte. Wohngebäude in Borodyanka sind teils komplett zerstört, über dem Flughafen Antonov steigt Rauch eines brennenden Treibstofftanks auf.

Russisches Militärequipment in Position und brennende Treibstofftanks in der Nähe des Flughafens Hostomel, Aufnahme vom 10. März 2022
Foto: Satellite Imagery © Maxar Technologies Provided by European Space ImagingSolche Schäden dürften sich bei einem längeren Häuserkampf mitsamt Luftunterstützung in der Hauptstadt auf ein Vielfaches multiplizieren.