Erste Stunden der Invasion Russen hätten Selenskyj zu Kriegsbeginn offenbar fast gefangen genommen

Mit dem Überfall auf die Ukraine wollte Putin die Regierung in Kiew stürzen. Einem Bericht zufolge sind die russischen Invasoren Präsident Selenskyj und seiner Familie in den ersten Kriegsstunden sehr nah gekommen.
Wolodymyr Selenskyj

Wolodymyr Selenskyj

Foto: dpa

Mehr als 60 Tage dauert der Krieg in der Ukraine bereits an. Für seine Führung im Kampf gegen den mächtigen Nachbarn Russland erhält Staatschef Wolodymyr Selenskyj international Anerkennung. Ein Bericht legt nun allerdings nahe, dass seine Präsidentschaft beinahe in den ersten Stunden der Invasion beendet worden wäre.

Laut Recherchen des Journalisten Simon Shuster vom US-amerikanischen Magazin »Time«  waren die russischen Invasoren bereits in den Morgenstunden des ersten Kriegstages nahe dran, Selenskyj gefangenzunehmen. Demnach hätten russische Truppen in diesen entscheidenden Stunden zwei Versuche unternommen, das Präsidialgebäude in Kiew zu stürmen.

Für seine Recherchen verbrachte Shuster zwei Wochen auf dem Gelände des Präsidenten in der ukrainischen Hauptstadt. In dieser Zeit führte er mehrere Interviews, die eine Rekonstruktion der ersten Kriegsstunden ermöglichen. Auch mit Selenskyij persönlich konnte Shuster sprechen.

Selenskyj berichtet von ersten Kriegsstunden

Dieser habe berichtet, wie russische Truppen ihn und seine Familie beinahe gefunden hätten, als sie am ersten Tag des Konflikts versuchten, das Regierungsviertel der Hauptstadt zu erobern. Während viele seiner Erinnerungen an diese ersten Stunden »zersplittert« blieben, sagte Selenskyj, die Morgendämmerung des 24. Februar sei herausragend.

Nachdem die Bombardierung begonnen habe, seien er und seine Frau Olena Selenska zu ihren Kindern gegangen. Sie hätten ihrer 17-jährigen Tochter und ihrem neunjährigen Sohn gesagt, dass sie sich auf die Flucht vorbereiten sollten. »Wir haben sie aufgeweckt«, wird Selenskyj von der »Time« zitiert. »Es war laut. Da drüben gab es Explosionen.«

Ähnliche Schilderungen zitiert das Blatt auch unter Berufung auf Andriy Yermak, den Stabschef des ukrainischen Präsidenten. Das ukrainische Militär habe Selenskyj mitgeteilt, dass russische Einsatzkommandos mit dem Fallschirm über Kiew abgesprungen seien, um ihn und seine Familie zu töten oder gefangenzunehmen, berichtete Yermak demnach dem Magazin. »Vor diesem Abend hatten wir solche Dinge nur im Kino gesehen.«

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»Es war ein absolutes Irrenhaus«

Die Versuche der russischen Truppen, das Regierungsviertel zu erobern, blieben erfolglos. Laut dem »Time«-Bericht seien bei Einbruch der Nacht rund um das Regierungsviertel Schießereien ausgebrochen. Wächter auf dem Gelände hätten demnach die Lichter ausgeschaltet und kugelsichere Westen und Sturmgewehre für Selenskyj und etwa ein Dutzend seiner Helfer gebracht.

Einer der wenigen Beamten, die mit den Waffen umzugehen wussten, sei Oleksiy Arestovych gewesen, ein Veteran des ukrainischen Militärgeheimdiensts. »Es war ein absolutes Irrenhaus«, sagte Arestovych der »Time«. »Automatik für alle.«

Berichten zufolge hat es seit Kriegsbeginn mehrere Anschläge auf das Leben des ukrainischen Präsidenten gegeben. In den ersten Tagen der Invasion lehnte Selenskyj ein Evakuierungsangebot der USA ab. »Der Kampf ist hier; ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit«, soll seine Antwort an Washington damals gewesen sein. Wo sich Olena Selenska und die gemeinsamen Kinder aufhalten, ist nicht bekannt.

asc
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