Aufruf der Ukraine Russische Mütter sollen gefangene Soldaten in Kiew abholen

Kommt nach Kiew, holt eure Söhne aus der Gefangenschaft ab: Mit einem ungewöhnlichen Aufruf wendet sich die ukrainische Regierung an russische Mütter. Fraglich ist nur, wie das Angebot praktisch funktionieren soll.
Ukrainischer Soldat in Kiew

Ukrainischer Soldat in Kiew

Foto: ZURAB KURTSIKIDZE / EPA

Die ukrainische Regierung wendet sich mit einem bemerkenswerten Aufruf an die Familien russischer Soldaten, die in Gefangenschaft geraten sind: Die Mütter sollen ihre Kinder in Kiew abholen, wie in einem Facebook-Eintrag zu lesen ist, den der ukrainische Innenministeriums-Berater Anton Heraschtschenko veröffentlichte.

Im Gegenzug sollen die Soldaten aus der Gefangenschaft freikommen: »Es wurde beschlossen, gefangene russische Soldaten ihren Müttern zu übergeben, wenn diese in die Ukraine kommen, um sie in Kiew abzuholen«, schrieb Heraschtschenko auf Facebook.

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Der Post beinhaltet drei Telefonnummern, bei denen sich die Frauen melden können, um herauszufinden, ob ihre Söhne »in Kriegsgefangenschaft oder gefallen« sind. Die Mütter können sich außerdem über einen Kanal auf dem Messagingdienst Telegram oder eine Mailadresse in Verbindung mit dem ukrainischen Militär setzen.

Von Russland und Belarus über Polen nach Kiew

Falls ein Sohn tatsächlich in ukrainischer Gefangenschaft ist, sollen die Frauen nach Kiew kommen. Auch dazu enthält Heraschtschenkos Post genaue Hinweise: »Nach dem Einmarsch der faschistischen Putin-Armee und der Sperrung des Luftraums«, heißt es, sollen die Frauen zunächst nach Kaliningrad oder Minsk nach Polen fahren und sich dann »mit Bussen oder Taxis« an die Grenze begeben. Nach dem Grenzübertritt in die Ukraine »werden Sie abgeholt und nach Kiew begleitet, wo Ihnen Ihr Sohn übergeben wird«.

Fraglich ist, ob dies angesichts des verstärkten russischen Angriffs auf die Hauptstadt noch möglich sein wird. Eventuell ist die Aktion auch eher der Versuch, über die Mütter der Soldaten einer breiteren russischen Öffentlichkeit die Augen dafür zu öffnen, was in der Ukraine geschieht. Der Kampf findet schließlich nicht nur in Städten und Dörfern, auf Feldern und Flughäfen statt. Auch der Streit um die Deutungshoheit der Kriegsgeschehnisse ist wichtig.

Dafür, dass der Aufruf Teil einer Öffentlichkeitskampagne der ukrainischen Führung sein könnte, spricht auch, dass genauere Angaben über eine eventuelle Rückfahrt nach Russland in dem Post nicht gemacht werden. »Wir Ukrainer kämpfen im Gegensatz zu Putins Faschisten nicht mit Müttern und ihren gefangenen Kindern. Wir warten auf Sie in Kiew«, heißt es dort lediglich – verbunden mit dem Appell, die Information so oft wie möglich in Russland zu teilen.

col
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