Selenskyjs Flugverbotszonen-Appell an US-Kongress »Ist das zu viel verlangt?«

Selenskyj während der Videoschalte im US-Kongress
Foto:Drew Angerer / Getty Images
Wolodymyr Selenskyj hat in einer Rede vor dem US-Kongress seine Forderung nach einer Flugverbotszone über der Ukraine bekräftigt. Der ukrainische Präsident wandte sich per Videoschalte an die Abgeordneten und erinnerte die Amerikaner unter anderem an die Terroranschläge des 11. September 2001 und den japanischen Überfall auf Pearl Harbor 1941.
Damals seien Unschuldige aus der Luft angegriffen worden, sagte Selenskyj. Die Ukraine erlebe jeden Tag seit drei Wochen genau dies. »Russland hat den ukrainischen Luftraum in eine Todeszone verwandelt.« Es sei ein Terror, den Europa seit 80 Jahren nicht erlebt habe. Der Luftraum müsse geschlossen werden. »Ist das zu viel verlangt?«, fragte Selenskyj. Wenn die Forderung nach einer Flugverbotszone zu viel sei, dann brauche die Ukraine Flugzeuge und Flugabwehrsysteme, sagte er. Er habe eine Pflicht: »Ich muss unseren Luftraum schützen.«
Er grüße die Abgeordneten aus einer Stadt, die jeden Tag angegriffen werde, so Selenskyj. Aber die Ukraine werde nicht aufgeben, obwohl man sich im schlimmsten Krieg seit dem Zweiten Weltkrieg befinde. Jetzt entscheide sich das Schicksal seines Landes, jetzt entscheide sich, ob die Ukrainerinnen und Ukrainer frei leben könnten, sagte Selenskyj weiter.
Appell an Biden, Führer der Welt zu sein
Der Westen steht der Idee einer Flugverbotszone ablehnend gegenüber, weil diese dazu führen könnte, dass Nato-Streitkräfte und russische Einheiten einander direkt bekämpfen – und der Krieg sich damit über die Grenzen der Ukraine hinaus ausweitet.
Selenskyj bedankte sich bei den USA für die bisherige Unterstützung, forderte aber noch mehr – insbesondere neue Sanktionen gegen Russland. Auch Waffen solle die USA weiter liefern. Er zeigte den Kongressmitgliedern ein Video, auf dem Bilder der russischen Angriffe zu sehen waren. Im Anschluss daran adressierte er Präsident Joe Biden und bat ihn, der Führer der Welt zu sein. Das würde bedeuten, der Führer des Friedens zu sein.
Selenskyj wurde vor Beginn und nach dem Ende seiner Rede von den Abgeordneten mit Standing Ovations begrüßt.
Drei Wochen dauert Russlands völkerrechtswidriger Krieg gegen die Ukraine bereits. Zuletzt hatten beide Seiten sich vorsichtig optimistisch über die laufenden Verhandlungen geäußert. Die Ukraine zeigt sich unter anderem bereit, auf einen Nato-Beitritt zu verzichten, fordert dafür unter anderem Sicherheitsgarantien vom Kreml.