+++ Krieg in der Ukraine +++ Putin kündigt Stationierung taktischer Atomwaffen in Belarus an

Russland will im befreundeten Nachbarland Belarus offenbar taktische Nuklearwaffen stationieren. Ein entsprechendes Lager soll laut Präsident Putin bis Juli fertiggestellt sein. Und: London zufolge stockt der russische Angriff auf Bachmut. Das waren die News am 25. März.
Russlands Präsident Wladimir Putin:

Russlands Präsident Wladimir Putin:

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IMAGO/Gavriil Grigorov / IMAGO/SNA

Das Wichtigste in Kürze
  • Russland hat nach Angaben von Präsident Wladimir Putin mit seinem Nachbarland Belarus eine Stationierung taktischer Nuklearwaffen auf dessen Territorium vereinbart.

  • Tausende kriminelle Kämpfer der Söldergruppe Wagner sind offenbar nach ihrem Einsatz in der Ukraine begnadigt worden.

  • Der russische Angriff auf Bachmut ist nach britischer Einschätzung weitgehend zum Erliegen gekommen. »Dies ist vermutlich vor allem ein Ergebnis der erheblichen Verluste der russischen Kräfte«, heißt es im Londoner Geheimdienst-Update.

  • Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan haben telefoniert – unter anderem über das Getreideabkommen mit der Ukraine.

IAEA-Chef will AKW Saporischschja erneut besuchen

20.18 Uhr: Der Chef der Internationalen Atombehörde (IAEA), Rafael Grossi, will kommende Woche das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine besichtigen. Er habe entschieden, das AKW erneut zu besuchen, »um selbst zu sehen, wie sich die Lage seit September entwickelt hat«, sagte Grossi am Samstag in Wien. Dabei wolle er auch »mit denen sprechen, die die Anlage unter beispiellosen und sehr schweren Bedingungen betreiben«. Die Lage sei trotz Anwesenheit von IAEA-Experten in dem AKW »heikel«.

Nach September vergangenen Jahres wird dies Grossis zweite Reise nach Saporischschja sein. Begleitet wird der Argentinier von Experten. In der Vergangenheit hatte es mehrfach Schwierigkeiten für die Teams vor Ort gegeben. Das AKW wurde im März 2022 kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs von moskautreuen Truppen besetzt. Es liegt in der Stadt Enerhodar nahe der Front und geriet mehrfach unter Beschuss. Aus Sicherheitsgründen läuft die Anlage inzwischen im Kaltbetrieb. Gebannt ist die Gefahr eines Atomunfalls damit nicht.

Putin verkündet Stationierung taktischer Atomwaffen in Belarus

18.46 Uhr: Russland hat nach Angaben von Präsident Wladimir Putin mit seinem Nachbarland Belarus eine Stationierung taktischer Nuklearwaffen auf dessen Territorium vereinbart. Abkommen zur Nichtverbreitung von Atomwaffen würden dadurch nicht verletzt, zitiert nach Reuters-Angaben die Nachrichtenagentur Tass Putin. Der Schritt war von Beobachtern lange erwartet worden.

Der Kremlchef verwies auf die Stationierung von Atomwaffen der USA auf dem Gebiet von deren Verbündeten in Europa. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko habe die Frage der Stationierung taktischer Atomwaffen in seinem an Polen grenzendem Land seit Langem aufgeworfen, so Putin. »Wir haben mit Lukaschenko vereinbart, dass wir taktische Atomwaffen in Belarus stationieren werden, ohne das Nichtverbreitungsregime zu verletzen«, zitierte Tass Putin. Nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax  kündigte Putin zudem die Stationierung von zehn Flugzeugen in Belarus an, die in der Lage seien, taktische Atomwaffen zu tragen.

Russland werde den Bau eines Lagers für taktische Atomwaffen in Belarus bis zum 1. Juli abgeschlossen haben, sagte Putin und fügte hinzu, dass Russland die Kontrolle über die Waffen nicht tatsächlich an Minsk übertragen werde.

5000 Wagner-Söldner nach Ukraineeinsatz freigelassen

14.22 Uhr: In Russland sind Tausende frühere Sträflinge nach ihrem Kriegseinsatz als Wagner-Söldner in der Ukraine begnadigt worden. »Nach aktuellem Stand wurden mehr als 5000 Menschen nach Erfüllung ihrer Verträge mit Wagner begnadigt und freigelassen«, sagte deren Gründer und Chef, Jewgeni Prigoschin, in einem auf dem Kurznachrichtendienst Telegram veröffentlichten Audioclip. Die Wagner-Truppe hatte in russischen Gefängnissen Insassen mit dem Versprechen rekrutiert, sie nach einem sechsmonatigen Kampfeinsatz freizulassen – vorausgesetzt, sie überleben. Prigoschins Audiobotschaft soll nun offenbar zeigen, dass die Söldnertruppe ihre Zusagen einhält.

Die Wagner-Einheiten, die weitgehend autonom vom russischen Militärkommando agieren, spielen eine wichtige Rolle in dem seit über einem Jahr dauernden Krieg Russlands gegen sein Nachbarland. Sie wurden zu einer maßgeblichen Stütze, nachdem die reguläre russische Armee im vergangenen Jahr eine Reihe Niederlagen erlitten hatte. Allerdings hat Prigoschin in letzter Zeit Probleme, Ausrüstung vom russischen Verteidigungsministerium zu erhalten. Und auch in Gefängnissen rekrutiert die russische Regierung mittlerweile selbst Soldaten.

Erdoğan und Putin telefonieren miteinander

13.11 Uhr: Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan haben telefoniert – unter anderem über das Getreideabkommen mit der Ukraine. Wie die türkische Präsidentschaft mitteilte, habe Erdoğan in dem Telefonat Putin für dessen »positive Haltung« bei der Verlängerung des Abkommens gedankt. Beide hätten zudem Schritte zur Verbesserung der Beziehungen ihrer beiden Länder erörtert.

Laut Ankara sei auch die Entwicklungen des Kriegs ein Thema gewesen. Erdoğan habe unterstrichen, wie wichtig es sei, den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine so schnell wie möglich durch Verhandlungen zu beenden. Auch die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtet unter Verweis auf Kremlsprecher Dmitri Peskow über das Telefonat.

Polnische Munitionsfirma soll Produktion steigern

12.50 Uhr: Der polnische Munitionshersteller Dezamet wird nach Regierungsangaben seine Produktion erheblich steigern, um der Ukraine dringend benötigte und von der EU finanzierte Munition  liefern zu können. Das kündigt Ministerpräsident Mateusz Morawiecki im Hörfunksender RMF kurz vor dem für Montag erwarteten Besuch des EU-Binnenmarktkommissars Thierry Breton an. »Wir wollen den Output so schnell wie möglich vervielfachen«, sagte Morawiecki.

Dazu sollten neue Fertigungslinien in Betrieb genommen werden. Dezamet ist eine Tochter des staatlichen Rüstungskonzerns Polska Grupa Zbrojeniowa (PGZ) und stellt Munition für Artillerie, Mörser und Granatenwerfer her.

Krieg lässt Düngerverbrauch in Deutschland sinken

12.18 Uhr: Hohe Gaspreise und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine haben einen unerwarteten Nebeneffekt für die Umwelt: Der Düngerabsatz in Deutschland ist stark gesunken. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamts hervor. Auch in diesem Jahr kaufen die Bauern bislang nur zurückhaltend Dünger ein, wie die Münchner Baywa, Deutschlands größter Agrarhändler, berichtet. Eine mögliche Folge sind schlechtere Ernten. Aber damit einhergehend sind mutmaßlich auch die Stickstoffeinträge im Grundwasser niedriger.

Selenskyj beklagt »Mangel an Munition«

11.05 Uhr: Wegen eines »Mangels an Munition« ist die militärische Lage im Osten der Ukraine laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj »nicht gut«. In einem am Samstag erschienenen Interview mit der japanischen Tageszeitung »Yomiuri Shimbun«  sagte er über den Beginn einer möglichen Gegenoffensive: »Wir können noch nicht beginnen.« Ohne Panzer und Artillerie könne man »keine tapferen Soldaten« an die Front schicken.

Selenskyj machte der Zeitung zufolge damit den ernsten Mangel an Waffen deutlich. »Wir warten darauf, dass Munition unserer Partner eintrifft«, sagte er. Das russische Militär feuere jeden Tag dreimal mehr Munition ab. Das Interview führte die Zeitung am 23. März im Zug, als sich Selenskyj nach einem Besuch des frontnahen südlichen Gebietes Cherson auf der Rückreise in die Hauptstadt Kiew befand. Zuvor hatte er die östlichen Gebiete Donezk und Charkiw besucht.

Ukraine: Lage um Bachmut stabilisiert sich

10.31 Uhr: Von »titanischen Anstrengungen« berichtet der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, wenn er über die Verteidiger des schwer umkämpften Bachmut spricht. Die Defensivkräfte hätten ihre Positionen gefestigt, schreibt Saluschnyj bei Facebook. Zuvor habe er mit seinem britischen Amtskollegen Tony Radakin telefoniert. Das Teilstück um Bachmut zähle aber nach wie vor zu den schwierigsten Frontabschnitten. Auch das britische Verteidigungsministerium berichtete am Samstagmorgen von einer schweren Lage für die russischen Streitkräfte.

Die Gefechte um Bachmut laufen seit einem halben Jahr. Auf russischer Seite kämpfen vor allem Wagner-Söldner. Die russischen Angreifer haben die Stadt inzwischen von drei Seiten – Norden, Osten und Süden – umfasst und versuchen, die letzten Nachschubwege der ukrainischen Garnison gen Westen zu durchtrennen. Zuletzt konnten sie aber kaum noch Fortschritte erzielen. Für beide Kriegsparteien hat Bachmut inzwischen symbolischen Charakter.

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London: Russischer Angriff bei Bachmut stockt

10.07 Uhr: Der russische Angriff auf Bachmut  ist nach britischer Einschätzung weitgehend zum Erliegen gekommen. »Dies ist vermutlich vor allem ein Ergebnis der erheblichen Verluste der russischen Kräfte«, teilte das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Geheimdienst-Update mit. »Die Situation der Russen hat sich wahrscheinlich auch durch die Spannungen zwischen dem russischen Verteidigungsministerium und der Wagner-Gruppe verschlechtert, die beide Einheiten an diesem Frontabschnitt bereitstellen.« Auch die Ukraine habe im monatelangen Kampf um Bachmut schwere Verluste erlitten .

Russland habe seinen Fokus nun eher auf die weiter südlich gelegene Stadt Awdijiwka und auf den Frontabschnitt bei Kreminna und Swatowe nördlich von Bachmut gerichtet. Dort wollten die Russen die Frontlinie stabilisieren, hieß es weiter. Dies deute darauf hin, dass die russischen Truppen sich allgemein wieder defensiver aufstellen würden, nachdem seit Januar Versuche einer Großoffensive keine »schlüssigen Ergebnisse« hervorgebracht hätten.

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Putin-Vertrauter will Internationalen Strafgerichtshof verbieten

9.41 Uhr: Ein Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin hat vorgeschlagen, den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Russland zu verbieten. Der Vorsitzende des russischen Unterhauses, Wjatscheslaw Wolodin, plädierte dafür, jegliche Aktivitäten des Strafgerichtshofs in Russland zu untersagen und jeden, der mit dem IStGH zusammenarbeite und ihn unterstütze, zu bestrafen. Es sei nötig, die Gesetzgebung dahin gehend zu ändern, schreibt er bei Telegram.

Der IStGH hatte Mitte März wegen des Vorwurfs der Kriegsverbrechen im Ukrainekrieg einen Haftbefehl gegen Putin erlassen. Russland bezeichnet den Haftbefehl als ungeheuerlich, inakzeptabel und feindselig.

sol/sep/hba/dpa/Reuters
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