Sie wollen für alle Eventualitäten vorbereitet sein: 70 russische Männer und Frauen lassen sich in einem Sportverein nahe Moskau an der Waffe ausbilden. Im September hatte der Kreml die sogenannte Teilmobilmachung im Krieg gegen die Ukraine verkündet. Rund 300.000 Reservisten sollten eingezogen werden. Wie viele es wirklich sind, ist kaum zu überprüfen.
Während die Zustimmung zu Putins Angriffskrieg in der Bevölkerung laut britischem Verteidigungsministerium auf nur noch 25 % gesunken ist, scheint die Kreml-Propaganda zumindest bei den Teilnehmern des Waffentrainings zu fruchten.
Wladimir, Trainingsteilnehmer
»Wir machen hier eine Militärausbildung. Diese kann für uns Zivilisten, die nicht in der Armee gedient haben, sehr nützlich sein, sollten wir – Gott bewahre – unsere Häuser in der Stadt verteidigen müssen. Oder an die Front geschickt werden, um unser Vaterland zu verteidigen.«
Xenia, Teilnehmerin
»Wir befinden uns in einer Spezialoperation. Es ist unklar, was als Nächstes passieren wird und wer dorthin geschickt werden könnte. Ich glaube, deswegen bin ich hergekommen. Außerdem ist das hier eine große Gemeinschaft von Gleichgesinnten. Das Training nimmt einen körperlich in Anspruch - ich bin jetzt sogar ein bisschen außer Atem.«
Und die sogenannte Spezialoperation läuft nicht nach Plan. Das spürt auch Kremlchef Putin. Zeit für einen öffentlichen Auftritt, der Gelassenheit signalisieren soll. Am Montag, so sollen es Bilder aus dem Staatsfernsehen zeigen, ließ er sich bei einer Autofahrt über die Krim-Brücke filmen. Diese war im Oktober durch eine Explosion – mutmaßlich von ukrainischer Seite – stark beschädigt worden. Bis zum Juli 2023 soll die Brücke wieder komplett hergestellt werden, meldet der Kreml. Dabei hat Russland militärisch weitaus größere Sorgen:
Am Montag hatten nach russischen Angaben ukrainische Drohnen zwei Militärbasen im Süden Russlands angegriffen. Mindestens drei Menschen starben. Die ukrainische Regierung hat sich offiziell zu dem Angriff bislang nicht geäußert. Es dürfte sich aber um die schwersten Anschläge seit Beginn des Krieges innerhalb des russischen Kernlandes handeln. Putin hat daraufhin den Sicherheitsrat einberufen.
Beim Schießtraining für Zivilisten herrscht, ganz im Sinne der Propaganda, trotz dieser Rückschläge Zuversicht:
Wladimir
»Wir müssen den Krieg gewinnen - und deshalb trainieren wir. So einfach ist das. Und wir werden gewinnen.«