Putins Angriffskrieg in der Ukraine Russland stellt letzten Kämpfern in Mariupol offenbar Ultimatum

Ein Wohnblock im zerstörten Mariupol Mitte April: Über hunderttausend Menschen mussten aus der Stadt bereits fliehen
Foto: Alexei Alexandrov / dpaLaut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass hat Russland den verbliebenen Kämpfern von Mariupol ein Ultimatum gestellt. Demnach gewähre das russische Verteidigungsministerium, dass diejenigen am Leben bleiben, die sich ergeben würden. »Wir garantieren, dass das Leben all derer, die ihre Waffen niederlegen, verschont wird«, zitiert die Nachrichtenagentur Tass den russischen Generaloberst Michail Misinzew.
Angesprochen sind die noch verbleibenden Kämpfer, die sich in der belagerten Fabrik Asowstal in der umkämpften Stadt im Südosten des Landes aufhalten. Laut dem Ultimatum müssen sie das Stahlwerk ohne Waffen zwischen 6 Uhr und 13 Uhr Moskauer Zeit (5 Uhr und 12 Uhr MESZ) verlassen.
Die ukrainische Seite antwortete oder äußerte sich zunächst nicht zu der Mitteilung aus der Nacht von Samstag auf Sonntag. Zwei Stunden nach Beginn des Ultimatums gab es keine Berichte über eine entsprechende Reaktion oder Truppenbewegungen auf ukrainischer Seite.
Raketenangriff in der Nähe von Kiew
Aus Kiew berichteten lokale Medien unterdessen von einer schweren Explosion. Nähere Informationen waren zunächst nicht bekannt. Igor Sapozhko, der Bürgermeister der Nahe von Kiew gelegenen Stadt Brovary, berichtete von einem Raketenangriff in den frühen Morgenstunden des Sonntags. Dabei wurde seinen Angaben zufolge die Infrastruktur in seiner Stadt beschädigt. Über das Ausmaß der Zerstörung und mögliche Opfer gab es zunächst keine Angaben.
Unterdessen dauert die russische Teilblockade der Millionenstadt Charkiw im Osten des Landes weiter an, wie der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Sonntag mitteilte. Dabei beschieße Russland weiterhin auch Wohngebiete. Auch die russischen Luftangriffe auf Mariupol würden demnach fortgesetzt. Angriffe seien auch im Bereich des Hafens erfolgt, hieß es weiter. Russische Einheiten bereiteten sich zudem »vermutlich« auf eine Marineoperation zur Landung in Mariupol vor, so das ukrainische Militär.
Moskau hatte am Samstag erklärt, dass die Stadt bereits praktisch unter Kontrolle russischer Einheiten stehe. Rund 2500 verbliebene ukrainische Kämpfer seien in dem Stahlwerk Asowstal eingekesselt.
Angesichts der »unmenschlichen« Situation in der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mehr Unterstützung vom Westen gefordert. Entweder die »Partner liefern der Ukraine sofort alle notwendigen schweren Waffen«, oder sie unterstützten ihn bei den Verhandlungen über ein Ende der Belagerung, sagte Selenskyj in der Nacht zum Sonntag.