Auflistung verschiedener Militäreinheiten Ukraine veröffentlicht Namen mutmaßlicher russischer Kriegsverbrecher

Die Ukraine beschuldigt Russland, für Gräueltaten wie das Massaker im Kiewer Vorort Butscha verantwortlich zu sein. Nun hat das Verteidigungsministerium Hunderte mutmaßlich beteiligte Soldaten aufgelistet.
Zerstörter Panzer in Butscha

Zerstörter Panzer in Butscha

Foto: Genya Savilov / AFP

Nach dem Schock über den Massenmord an Dutzenden Zivilisten im ukrainischen Butscha gerät die Frage nach der Verantwortlichkeit für die Gräueltaten in den Mittelpunkt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden zahlreiche Taten von russischen Kämpfern begangen.

Das ukrainische Verteidigungsministerium versucht das nun mit einer Liste zu untermauern, auf der Namen, Dienstränge und Geburtsdaten Hunderter russischer Soldaten einsehbar sind. Sie sollen sich direkt an Kriegsverbrechen gegen die Menschen in der Ukraine und Butscha beteiligt haben.

Welche Taten die Soldaten, darunter auch Kommandeure, konkret begangen haben sollen, geht aus der Liste nicht hervor. Auch nähere Angaben zum Zeitpunkt und Ort der spezifischen Taten fehlen. Russland bestreitet eine Verantwortung für das Massaker und bezichtigte zuletzt im Gegenzug die Ukraine und die USA, die Taten inszeniert zu haben. Beweise dafür blieb Moskau schuldig.

Laut der »New York Times « lassen sich einzelne Tötungen in Butscha bereits russischen Truppen zuordnen. Ein Video, das die Zeitung ausgewertet und verifiziert hat, zeigt demnach, wie ein Zivilist von einem bewaffneten russischen Fahrzeug mit schwerer Munition beschossen wird. Die Leiche des Mannes wurde inzwischen am Ort des Vorfalls gefunden.

DER SPIEGEL

Experten gehen davon aus, dass die brutalen Morde an Zivilisten Teil der russischen Strategie sind.  Die Täter für ihre mutmaßlichen Kriegsverbrechen dingfest zu machen, gestaltet sich jedoch schwierig. Gerichtsmediziner müssen die unzähligen Leichen identifizieren und den Tathergang rekonstruieren und dafür unter widrigen Bedingungen im Krisengebiet arbeiten.

Journalisten und Nichtregierungsorganisationen sammeln ebenfalls Beweismaterial und dokumentieren die Gräuel vor Ort. Abschließend könnte sich herausstellen, dass Russland in der Ukraine Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder einen Genozid begangen hat (lesen Sie hier mehr über die verschiedenen Rechtsbegriffe ).

Für die Verhandlung solcher Taten zuständig wäre formal der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag. Bei diesem sind zwar weder Russland noch die Ukraine Vertragsstaaten – allerdings hat die Ukraine die Zuständigkeit des IStGH für ab November 2014 auf ihrem Staatsgebiet begangene Völkerstraftaten wirksam anerkannt.

fek
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