Abkehr von russischen Riten Ukraine will »westliche« Begräbnisrituale einführen

Beerdigungen von ukrainischen Soldaten sollen nach prowestlichem Vorbild ausgerichtet werden. Das zuständige Institut hat sich dafür Inspiration bei Verbündeten geholt – und einem Reitervolk aus dem 15. Jahrhundert.
Ukrainische Soldaten bei der Beerdigung eines Kameraden in Lwiw

Ukrainische Soldaten bei der Beerdigung eines Kameraden in Lwiw

Foto: YURIY DYACHYSHYN / AFP

Mehr als 4000 getötete Zivilisten laut Uno-Angaben, beinahe genauso viele getötete ukrainische Soldaten laut Regierungsangaben aus Kiew: Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine Ende Februar sind im Land Tausende Menschen ums Leben gekommen. Nun wollen ukrainische Behörden bestehende Begräbnisrituale ändern – weg von russischen Riten hin zu westlichen Beerdigungspraktiken.

Laut der »Washington Post«  wurde das »Ukrainische Institut für Nationale Erinnerung« mit der Aufgabe betraut, Beerdigungspraktiken zu analysieren. Demnach habe sich das Institut Riten aus der jüngeren Geschichte des Landes sowie der ukrainischen Kosaken-Steppenreiter angesehen. Auch moderne Beerdigungsriten westlicher Nationen wie den USA, Israel und Polen seien analysiert worden.

In einer Empfehlung des Instituts soll vor allem bei Begräbnissen mit militärischen Ehren künftig die ukrainische Flagge über den Sarg drapiert werden. Auch können Soldaten künftig Ehrensalute schießen.

Das 2007 gegründete Institut soll eine nationale Erinnerungskultur in der ukrainischen Gesellschaft verankern. Das Ziel: Die Loslösung von einer an die sowjetische Vergangenheit angelehnten Geschichtspolitik.

Nationalfriedhof nach US-Vorbild

In einem weiteren Schritt hat das ukrainische Parlament zudem den Aufbau eines Nationalfriedhofs nach Vorbild des US-Nationalfriedhofs in Arlington beschlossen. Der Friedhof soll gefallenen Soldaten gewidmet werden und in oder nahe der Hauptstadt Kiew entstehen.

Auch für gefallene, aber nicht identifizierte Soldatinnen und Soldaten soll darin Platz sein. Bereits jetzt werden laut »Washington Post« in vielen ukrainischen Friedhöfen Gräber für namenlose Kämpfer ausgehoben. Allein der Hauptfriedhof der zentralukrainischen Stadt Dnipro habe in den vergangenen drei Monaten seit Kriegsbeginn 293 Gräber für Soldaten ausgehoben – im Vergleich zu insgesamt 175 Gräbern in den vorherigen acht Jahren.

mrc
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