Boris Romantschenko Entsetzen über Tod von KZ-Überlebendem bei Angriff auf Charkiw

Er überlebte vier deutsche Konzentrationslager – nun ist der bekannte Zeitzeuge Boris Romantschenko offenbar durch russische Bomben gestorben. Dabei begründet der Kreml seinen Krieg damit, die Ukraine zu »denazifizieren«.
Boris Romantschenko (Zweiter von rechts) und weitere Überlebende auf einer Veranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald

Boris Romantschenko (Zweiter von rechts) und weitere Überlebende auf einer Veranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald

Foto: Michael Reichel / dpa

Bei einem Angriff im ukrainischen Charkiw ist der KZ-Überlebende Boris Romantschenko getötet worden. Dies berichteten die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora sowie die ukrainische Regierung. Nach Stiftungsangaben wurde Romantschenko 96 Jahre alt. Er hatte während der NS-Zeit vier Konzentrationslager überlebt und war lange Zeit Vizepräsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora.

»Der entsetzliche Tod von Boris Romantschenko zeigt, wie bedrohlich der Krieg in der Ukraine auch für die KZ-Überlebenden ist«, erklärte die Stiftung . »Ein Geschoss traf das mehrstöckige Gebäude, in dem er wohnte. Seine Wohnung brannte aus.«

»Jetzt sieht die ganze Welt Russlands Grausamkeit«

Romantschenko sei »durch eine russische Rakete« gestorben, die seine Wohnung getroffen habe, schrieb der ukrainische Präsidentenberater Andrij Jermak auf Twitter. Dies sei, was Russland eine »Denazifizierungsoperation« nenne. »Jetzt sieht die ganze Welt Russlands Grausamkeit.«

»Das macht mich fassungslos«, erklärte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. »Die Nationalsozialisten haben es nicht geschafft, diesen großen Menschen zu brechen, ihn zu töten – sehr wohl aber das System Putin mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine.«

Romantschenko habe die Konzentrationslager Buchenwald, Peenemünde, Dora und Bergen-Belsen überlebt, teilte die Stiftung auf Twitter mit. Seit den Neunzigerjahren sei er regelmäßig zu Veranstaltungen auf dem Gelände des ehemaligen KZ Buchenwald bei Weimar gekommen, sagte Wagner. Seine Wohnung in Charkiw habe Romantschenko seit Monaten nicht verlassen – aus Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.

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Russische Soldaten waren auf Befehl von Kremlchef Wladimir Putin vor mehr als drei Wochen in die Ukraine einmarschiert. Moskau gab als Grund für den Angriffskrieg an, eine »Denazifizierung« des Nachbarlandes erreichen zu wollen und spricht anstatt von Krieg von einem »militärischen Sondereinsatz«.

svs/dpa/AFP
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