Krieg in der Ukraine Migrationsforscher erwartet zehn Millionen Flüchtlinge

In einem improvisierten Schutzkeller in Mariupol sind Ukrainer vor den russischen Bomben geflohen
Foto: Evgeniy Maloletka / APIn nur einer Woche sind mehr als eine Million Menschen vor dem Krieg in der Ukraine geflohen . Dem Migrationsforscher Gerald Knaus zufolge werde sich die Zahl der Flüchtlinge aber noch mal deutlich erhöhen. Knaus glaubt, Europa müsse sich auf zehn Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine einstellen.
»Putins Kriegsführung in Tschetschenien hat dazu geführt, dass ein Viertel der Tschetschenen vertrieben worden sind. Darauf müssen wir uns einstellen«, nannte Knaus dem Redaktionsnetzwerk Deutschland eine Vergleichszahl. »Ein Viertel der Ukrainer entspräche zehn Millionen Menschen.« Bei der aktuellen Dynamik des Kriegs sei dies durchaus möglich.
Bei einem Blick auf die Kriegsführung der Russen kann man Knaus zufolge Vorstellungen von Flüchtlingszahlen erhalten. »In einer Woche haben schon so viele Menschen die EU erreicht wie im gesamten Bosnienkrieg«, so der Migrationsforscher. »Diese Geschwindigkeit zeigt, dass wir in Europa vor der schnellsten und größten Flüchtlingskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg stehen.«
Das Welternährungsprogramm warnte am Freitag vor einer Ernährungskrise in der Ukraine. Der Uno-Sicherheitsrat befasst sich am Montag mit der humanitären Lage in der Ukraine.
Russland erlaubt humanitäre Korridore
Russland lässt nach Angaben seines Verteidigungsministeriums humanitäre Korridore für die ukrainischen Städte Mariupol und Wolnowacha zu. Die russischen Truppen würden um 10.00 Uhr Moskauer Zeit das Feuer einstellen, meldet die russische Nachrichtenagentur Interfax. Mariupol liegt am Asowschen Meer, Wolnowacha im Osten und ebenfalls in der Region Donezk.
Russische und ukrainische Unterhändler hatten sich am Donnerstag auf die Schaffung humanitärer Korridore geeinigt, um Zivilisten aus Kriegsgebieten herausholen zu können. Allerdings blieb zunächst unklar, wie die Korridore genau funktionieren sollten. Bürgermeister Wadym Boitschenko forderte am Samstag erneut einen humanitären Korridor für die Zivilbevölkerung von Mariupol.
Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen äußert sich besorgt über die Versorgungslage der Zivilbevölkerung in der Ukraine. »Die Lage für die Menschen in der Ukraine hat sich durch die erbitterten Kämpfe dramatisch zugespitzt«, sagt Martin Frick, Direktor des WFP in Deutschland, der Funke Mediengruppe einem Vorabbericht zufolge. Die Priorität der Uno-Organisation sei es jetzt, Versorgungswege nach Kiew und in die Epizentren des Konflikts zu etablieren, bevor die Kämpfe weiter eskalierten. Es sei ein Wettlauf gegen die Zeit.