Krieg in der Ukraine Uno-Chef Guterres »zutiefst geschockt« von Gräueltaten in Butscha

Getötete Zivilisten auf den Straßen – die Bilder aus Butscha haben auch António Guterres entsetzt. Eine unabhängige Untersuchung müsse zu »effektiver Rechenschaft« führen, sagte der Uno-Generalsekretär.
António Guterres im Uno-Hauptquartier (Bild vom 28. März 2022)

António Guterres im Uno-Hauptquartier (Bild vom 28. März 2022)

Foto: Xie E / dpa

Uno-Generalsekretär António Guterres hat sich »zutiefst geschockt« über Gräueltaten an Bewohnern der ukrainischen Stadt Butscha geäußert. »Es ist essenziell, dass eine unabhängige Untersuchung zu effektiver Rechenschaft führt«, sagte der Uno-Chef am Sonntag in New York laut Mitteilung. Nach dem Rückzug russischer Truppen aus dem Nordwesten der ukrainischen Hauptstadt hatten Aufnahmen von Leichen auf den Straßen von Butscha international für Entsetzen gesorgt.

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Das Uno-Menschenrechtsbüro in Genf teilte am Sonntag mit, es könne sich noch nicht zu den Ursachen und Umständen äußern. »Aber das, was bislang bekannt ist, wirft eindeutig ernsthafte und beunruhigende Fragen über mögliche Kriegsverbrechen und schwerwiegende Verletzungen des humanitären Völkerrechts auf«, erklärte das Büro.

Uno-Mitarbeiter vor Ort hätten noch nicht die von den ukrainischen Behörden übermittelten Zahlen oder Informationen überprüfen können. »Wir sind höchst beunruhigt angesichts des verfügbaren Foto- und Videomaterials, darunter Aufnahmen von Toten mit hinter ihren Rücken verbundenen Händen«, teilte das Uno-Menschenrechtsbüro weiter mit.

Es sei wichtig, »alle Leichen zu exhumieren und zu identifizieren«

Gleichzeitig könne nicht ausgeschlossen werden, dass unter den rund 300 Toten, die auf den Straßen von Butscha eingesammelt und dann begraben worden seien, auch die Leichen von ukrainischen oder russischen Soldaten seien, die bei Kämpfen getötet worden seien, hieß es weiter.

Da die Möglichkeit von Kriegsverbrechen bestehe, sei es wichtig, »alle Leichen zu exhumieren und zu identifizieren«. Dies sei wichtig, damit Angehörige informiert und die genaue Todesursache festgestellt werden könne und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden könnten.

Die Ukraine hat in der Region rund um die Hauptstadt Kiew die Leichen von insgesamt 410 Bewohnern geborgen, wie die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa am Sonntagabend auf Facebook schrieb.

Gerichtsmediziner und andere Spezialisten seien im Einsatz, um die Leichen zu untersuchen und Ermittlungen aufzunehmen. Die Ukraine macht für das Massaker russische Truppen verantwortlich, die die kleine Stadt bis vor Kurzem besetzt hatten. Moskau bestreitet das.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte die »Verbrechen der russischen Streitkräfte« im Kiewer Vorort Butscha verurteilt weitere Sanktionen gegen Moskau angekündigt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem »Völkermord«.

ngo/dpa/afp
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