Getreidemangel Uno sieht Nordkorea vor Ernährungskrise

Nordkorea steuert auf eine schwere Lebensmittelkrise zu, Kommentare über den »ausgemergelten« Machthaber Kim Jong Un sollen darüber hinwegtrösten. Doch Uno-Experten schlagen Alarm: Es fehlen große Mengen Getreide.
Kim Jong Un bei einem Parteikongress Ende Juni

Kim Jong Un bei einem Parteikongress Ende Juni

Foto: STR / AFP

Erst vor wenigen Wochen hatte Nordkorea eingeräumt, dass es eine Lebensmittelkrise im Land gibt. Sogar den Gewichtsverlust von Machthaber Kim Jong Un nutzte die Führung in Pjöngjang für ihre Propaganda. Nach Einschätzung von Uno-Experten dürfte die Nahrungsmittelknappheit aber schlimmer ausfallen als bislang angenommen.

Einem Anfang der Woche veröffentlichten Bericht der Uno-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) zufolge dürften dem Land rund 860.000 Tonnen Nahrungsmittel fehlen, um seine Bevölkerung angemessen zu ernähren. Nordkorea stehe eine »harte Durststrecke« bevor.

Das weitgehend isolierte Land produziert selbst nicht ausreichend Nahrungsmittel und ist zumindest teilweise auf Importe angewiesen. Wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms unterliegt Pjöngjang aber einer Vielzahl internationaler Sanktionen. Wegen der Coronapandemie war zuletzt auch der lebenswichtige Handel mit China eingebrochen.

»Ausgemergelter« Kim Jong Un

Laut dem FAO-Bericht wird Nordkorea in diesem Jahr voraussichtlich 5,6 Millionen Tonnen Getreide produzieren. Das sind demnach etwa 1,1 Millionen Tonnen zu wenig, um die gesamte Bevölkerung zu ernähren. Die bislang geplanten Importe von 205.000 Tonnen würden nicht ausreichen.

Im Juni räumte die Führung in Pjöngjang erstmals ein, dass es eine Ernährungskrise gibt. In einem höchst ungewöhnlichen Schritt hatte die Staatsführung den Kommentar eines Bürgers zum Gewichtsverlusts von Kim Jong Un veröffentlicht. Dieser hatte den Machthaber als »ausgemergelt« bezeichnet. Nach Angaben von Experten will die Staatsführung den Gewichtsverlust Kims dazu benutzen, um die Loyalität der Bürger in Zeiten einer schweren Krise in der Nahrungsmittelversorgung zu stärken.

Nordkorea hatte in den Neunzigerjahren unter einer landesweiten Hungersnot gelitten. Mit dem Fall der Sowjetunion war dem Land einer der letzten internationalen Verbündeten weggebrochen. Damals starben Hunderttausende Menschen.

mrc/dpa
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