Wegen Corona-Auflagen US-Republikaner verlegen Trump-Kür nach Florida

Eigentlich war der Parteitag der US-Republikaner in North Carolina geplant. Doch dort gelten strenge Corona-Regeln. Nun soll Präsident Donald Trump anderswo zum Kandidaten für die nächste Wahl gekürt werden.
Republikaner-Parteitag 2016

Republikaner-Parteitag 2016

Foto: Remote 1245 Chip Somodevilla/ AFP

Es soll ein großer Tag für Donald Trump werden. Der Moment, in dem der US-Präsident erneut zum Kandidaten für die nächste Wahl am 3. November ausgerufen wird, gefeiert von seinen Republikanern. Doch bei den Planungen holpert es.

Eigentlich wollten die Konservativen den Nominierungsparteitag im Sommer im Bundesstaat North Carolina abhalten. Nun aber müssen sie umziehen - zumindest teilweise. Weil den Republikanern die Corona-Regeln in North Carolina zu streng sind, verlegen sie die Kandidatenkür kurzerhand nach Florida.

"Offizielle Angelegenheiten" des Parteitags sollen wie ursprünglich geplant in Charlotte stattfinden, heißt es in einer Mitteilung der Republikaner. Die erneute Nominierung als Präsidentschaftskandidat soll Trump dann in Jacksonville in Florida annehmen, auch die damit verbundene Feier finde in Florida statt. Die Republikaner kündigten an, mehr Details zum genauen Programm in den kommenden Wochen zu veröffentlichen.

Florida sei nicht nur der Staat, in dem US-Präsident Donald Trump zu Hause sei, sondern er sei auch entscheidend für den Sieg bei der Wahl im November, erklärte die Vorsitzende der Republikanischen Partei, Ronna McDaniel, am Donnerstagabend bei Twitter.

North Carolina pochte auf Masken und geringere Teilnehmerzahl

Trump hatte vergangene Woche angekündigt, dass die für Ende August in North Carolina geplante Großveranstaltung wegen fehlender Garantien von Gouverneur Roy Cooper verlegt werden müsse. Cooper hatte zuvor in einem Schreiben erklärt, dass der geplante Parteitag mit rund 19.000 Delegierten in einem Stadion angesichts der Coronavirus-Pandemie nur mit Einschränkungen durchführbar wäre. Ein Parteitag ohne Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen von Masken und einer geringeren Teilnehmerzahl erscheine derzeit "sehr unwahrscheinlich", hieß es in einem Brief des Gouverneurs an die Republikaner.

In den USA entscheidet jeder der 50 Bundesstaaten separat darüber, welche Corona-Auflagen zu welchem Zeitpunkt gelten und wann es Zeit für Lockerungen ist. Das Abhalten voll besuchter Großveranstaltungen, bei denen Teilnehmer kaum genügend Sicherheitsabstand einhalten können, gilt derzeit landesweit als unwahrscheinlich. Trump lehnt einen virtuellen Parteitag allerdings ab.

Verantwortung für mögliche Ansteckungen will Trumps Team jedoch offenbar auch nicht übernehmen. Wer trotz der Corona-Pandemie einen Wahlkampfauftritt des US-Präsidenten besucht, tut dies auf eigene Gefahr. Im Falle einer Ansteckung können die Veranstalter nicht für eine Covid-19-Erkrankung und mögliche Folgen haftbar gemacht werden, heißt es in einem Hinweis bei der Onlineregistrierung für den Wahlkampfauftritt kommende Woche Freitag in Tulsa, Oklahoma. Wer sich registriere, erkenne an, dass an jedem öffentlichen Ort, an dem Personen anwesend seien, Ansteckungsgefahr bestehe.

Trumps Team weist Kritik zurück

Trump hatte am Mittwoch angekündigt, kommende Woche seine erste Kundgebung seit mehr als drei Monaten abhalten zu wollen. Die Pandemie ist in den USA noch nicht überwunden. In einigen US-Bundesstaaten gibt es neue Ausbrüche mit teilweise stark ansteigender Zahl von Infektionen. Die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore berichtete von einer deutlichen ansteigenden Tendenz in einer Reihe von Bundesstaaten - darunter unter anderem Arizona, Utah, Arkansas, South Carolina und Nevada im Süden des Landes. In einstigen Brennpunkten wie New York und seinen Nachbarregionen gehen die Zahlen aber weiterhin zurück.

Der Kommunikationsdirektor von Trumps Wahlkampfteam, Tim Murtaugh, hatte Kritik an Wahlkampfveranstaltungen während der Pandemie zurückgewiesen und auf Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt infolge des Todes des Afroamerikaners George Floyd verwiesen.

Trumps Kundgebung findet am 19. Juni statt, einem Gedenktag an das Ende der Sklaverei. Tulsa war 1921 Schauplatz eines grausamen Massakers durch einen Mob aufgebrachter Weißer an der schwarzen Bevölkerung. Historiker werten dies als schlimmsten Zusammenstoß zwischen Weißen und Schwarzen in den USA nach Ende des amerikanischen Bürgerkriegs. Hunderte Menschen starben.

kev/dpa
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