Geleakte Dokumente Fox News soll kritische Reporter unter Druck gesetzt haben

Nach der US-Wahl 2020 verbreiten Fox-News-Reporter munter Trumps Mär von der gestohlenen Wahl. Interne Nachrichten zeigen nun: Wer dabei nicht mitmachte, bekam offenbar Probleme.
Fox-News-Zentrale in New York: »Ich kann diese Reporter nicht weiter verteidigen«

Fox-News-Zentrale in New York: »Ich kann diese Reporter nicht weiter verteidigen«

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CHRIS HELGREN / REUTERS

Der Auftritt war bizarr: Donald Trumps Anwalt Rudy Giuliani hatte sich auf einer Pressekonferenz gerade in Rage geredet und konfuse Verschwörungserzählungen über die US-Wahl 2020  verbreitet. Am Ende lief dem verschwitzten und verwirrt wirkenden Giuliani sein Haarfärbemittel über das Gesicht.

Für seine Falschbehauptungen zur angeblichen Wahlfälschung wurde Giuliani später vom Wahlmaschinenhersteller Dominion auf 1,3 Milliarden Dollar Schadensersatz verklagt. Doch nicht nur der Trump-Anwalt bekam nach der Pressekonferenz Schwierigkeiten – sondern offenbar auch die Fox-News-Korrespondentin Kristin Fisher. Ihr Problem laut einer Recherche des »Rolling Stone«: Sie wollte es offenbar zu genau wissen und unterzog die Pressekonferenz einem Faktencheck.

Dem US-Magazin wurden demnach mehrere interne Nachrichten aus dem Sender zugespielt, unter anderem eine E-Mail der Chefin Suzanne Scott an Nachrichtenchef Jay Wallace. Darin soll es heißen: »Ich kann diese Reporter nicht weiter verteidigen, die unsere Zuschauer und den Umgang mit Geschichten nicht verstehen«, schrieb Scott im Anschluss an den Faktencheck. Das Publikum fühle sich, »als hätten wir es beschimpft«. Und: »Wir haben sein Vertrauen und seinen Glauben an uns beschädigt.«

Die Botschaft scheint angekommen zu sein. In einem Textaustausch an eine Kollegin beklagte sich Kristin Fisher der Recherche zufolge über den Umgang mit ihr. Sie würde »zu 100 Prozent mundtot gemacht« und habe seit dem Faktencheck »null Liveauftritte« im Weißen Haus gehabt. »Ich werde dafür bestraft, dass ich meinen Job mache.« Fisher verließ schließlich Fox News und wechselte zu CNN.

Probleme bekommen haben soll auch die Reporterin Jacqui Heinrich – angeblich, weil sie einen Tweet von Trump korrigiert habe, der auf einer Aussage von Fox-News-Moderator Sean Hannity basierte.

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»Die Frau hat echt Nerven« hieß es demnach in einer Mail der leitenden Vizepräsidentin des Senders, Irena Briganti, an Wallace. Heinrich sei »keine Teamplayerin« und »mehr daran interessiert, ihren Namen in die Berichterstattung zu bringen«, als Teil von Fox zu sein. Sean Hannity wiederum solle in einem weiteren Nachrichtenaustausch mit weiteren Moderatoren darum gebeten haben, Heinrich »bitte zu feuern«.

Die Dokumente legen nahe, dass die Stimmung bei Fox bei Weitem nicht so einheitlich war, wie man anhand des extrem Trump-freundlichen Programms hätte denken können. Und dass es intern einen Konflikt über den Umgang mit den Falschbehauptungen des Präsidententeams gab. Am Ende folge man laut »Rolling Stone« dem Rat von Mitgliedern des Kommunikationsteams – die die Situation als »Markenbedrohung« bezeichnet hätten. Die Angst vor der Reaktionen des konservativen Publikums scheint größer gewesen zu sein als die Achtung journalistischer Standards.

Trump seit Monaten nicht mehr bei Fox News

Inzwischen hat sich die Haltung bei Fox News offenbar geändert: Donald Trump war seit Monaten nicht mehr auf dem Sender, stattdessen kommen andere potenzielle republikanische Präsidentschaftskandidaten zu Wort.

Und auch zu seiner Berichterstattung über angebliche Wahlfälschung hat Fox Abstand genommen. Der Sender muss sich derzeit mit einer 1,6-Milliarden-Dollar-Schadensersatzklage des Wahlmaschinenherstellers Dominion Voting Systems auseinandersetzen. Das kanadische Unternehmen wirft dem Sender vor, die Lügen aus dem Lager von Donald Trump über angebliche Manipulation bei Dominion bei der Präsidentschaftswahl 2020 weiterverbreitet zu haben.

Vor Kurzem wurde bekannt, dass Eigentümer Rupert Murdoch unter Eid ausgesagt hatte, einige Moderatoren hätten Unwahrheiten über die Wahlmaschinen von sich gegeben. »Ich hätte mir im Nachhinein gewünscht, dass wir uns stärker dagegen positionieren.« Einige von Trumps Behauptungen bezeichnet der Unternehmer als »Quatsch und schädigend«.

sol
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