Swing States sind in den USA die Bundesstaaten, die die Wahl entscheiden. Sie haben in den vergangenen Jahrzehnten mal für den republikanischen, mal für den demokratischen Kandidaten gestimmt. In diesen Staaten fällt die Entscheidung, wer US-Präsident wird.
Deswegen wird hier in den Wochen vor der Wahl besonders heftig diskutiert. Zum Beispiel in Florida: Dort geraten selbst Rentner aneinander …
Solche Wohnanlagen sind typisch für Florida. In dem Staat leben - abgesehen vom Bundesstaat Maine – die meisten alten Menschen in den USA: 20,5 Prozent der Einwohner sind hier 65 Jahre und älter * – Sie sind eine wichtige Wählergruppe, besonders für Trump.
In Florida gewann Trump 2016 mit 49,1 %* der Stimmen. Floridas Rentner halfen dem republikanischen Kandidaten zum Wahlsieg. Mit mehr als 60% stimmten sie für Trump. In Sumter County, wo The Villages liegt, holte er sogar 68%. Doch das war vor der Pandemie.
Die Frage ist: ändert Trumps Umgang mit Corona etwas am Wahlverhalten? Besonders bei dieser stark gefährdeten Altersgruppe?
Wir haben bei Ellen Dugan nachgefragt: Sie ist eine aus Berlin stammenden Rentnerin, die seit 9 Jahren in The Villages lebt und dort Wahlkampf für Joe Biden macht.
Ellen Dugan, Bewohnerin "The Villages":
"Am Anfang haben die Republikaner keine Masken getragen, aber das hat sich geändert als sich die Fälle häuften”
Wir haben ja die Golfwagen-Parade für Trumps Geburtstag gesehen - geraten die Parteien oft aneinander?
Ellen Dugan, Bewohnerin "The Villages":
"Ich war mal bei einer solchen Parade… wurde als Kommunist und Babykiller bezeichnet…”
Was erhoffen Sie sich für die verbleibenden Wochen des Wahlkampfs - vor allem in den Swing States?
Ellen Dugan, Rentnerin:
"Ich hoffe, dass die Leute merken, dass Trump das Land zerstört..”
Selbst das Maskentragen ist in den USA zu einem Politikum geworden ist, fast eine Art Kulturkampf. Wir haben mit US-Experte Christian Lammert über die aufgeheizten Fronten gesprochen:
Christian Lammert, Politologe:
"Die Spaltung der US amerikanischen Gesellschaft in Demokraten, Republikaner oder Progressive und Konservative - das hat schon eine lange Tradition. Das gab es schon in den 1990er Jahren und ist seitdem kontinuierlich angestiegen. Und was wir momentan sehen, ist, dass die Trump Administration nicht versucht, diese Brücken irgendwie zwischen den Lagern zu bauen, sondern man forciert die Spaltung der Gesellschaft noch. Man heizt das an, und wir sehen jetzt, gerade im Kontext der Black Lives Matter, Proteste, wie die Trump Administration auch hier versucht, den politischen Gegner in eine bestimmte Ecke zu schieben. Und das zeigt Wirkung auch auf der Straße bei den Protesten, die immer gewaltsamer werden, aber auch in solchen Rentner-Paradiesen wie dem Village. Was traditionell eigentlich sicheres Trump-Land ist.
Welche Rolle spielt denn das Coronavirus?
Christian Lammert, Politologe:
"Corona hat Florida jetzt schon zweimal heftig getroffen. Erste und zweite Welle ist auch ziemlich schlimm gewesen. Das liegt zum einen daran, dass Florida ist natürlich "The Sunshine State". Da gibt es viele Partys, da gibt es Spring Break, die Studierenden fahren runter und feiern eine Woche lang hemmungslos. Und das ist natürlich in Zeiten einer Pandemie schwierig. Wir haben die Strände, die Wunderbaren, wo die Leute sich erholen wollen, und wir haben einen extrem hohen Anteil von Rentnern in Florida. Viele Rentner aus dem Norden und Nordwesten, Mittleren Westen ziehen nach Florida aufgrund der klimatischen Bedingungen. Und das sind zum Teil dann auch Gruppen, die besonders gefährdet sind von der Pandemie. Und das ist der eine Grund, und der andere Grund ist das politische Management in Florida. Der Gouverneur von Florida, Ron de Santis ist ein Trump-Anhänger. Er hat viele Entscheidungen in der Linier der Trump-administration getroffen und das hat Florida geschadet. Er hat spät reagiert und in der Krise sehr schlecht kommuniziert, er hat Falschinformationen herausgegeben, sich widersprüchlich geäußert und er hat viel zu früh, den Staat wieder geöffnet."
Florida kann alles entscheiden - warum das so ist, sehen wir jetzt:
Ein Blick auf die aktuellen Wahlumfragen zeigt: Es wird spannend in Florida. Der Abstand zwischen den beiden Kontrahenten ist in den vergangenen Wochen geschrumpft: Laut des Wahlumfrageinstituts Real-Clear-Politics sind aus Joe Bidens 7,8 Prozentpunkten-Vorsprung jetzt nur noch 4 Prozentpunkte geworden. 49 Prozent der Wähler*innen in Florida würden für Biden stimmen; 45 Prozent für Trump.
Im Durchschnitt aller nationalen Erhebungen liegt Biden in Führung: 50,8 Prozent würden den Demokraten wählen; 41,8 Prozent den Präsidenten. *
Auch in Arizona verringert sich derzeit Bidens Abstand. Dort schauen wir nächstes Mal auf eine andere Wählergruppe, die den Wahlausgang beeinflussen kann.